3789/J-BR/2020
Eingelangt am 15.07.2020
Dieser Text ist elektronisch
textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.
Anfrage
der Bundesrätinnen Daniela Gruber-Pruner, Doris Hahn,
Genossinnen und Genossen,
betreffend Wie wird sichergestellt, dass kein Kind und kein Jugendlicher durch Corona verloren geht?
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Aufgrund der COVID19-Pandemie mussten auch die
Bildungseinrichtungen ab Mitte März für mehrere Wochen geschlossen
werden. Nach und nach konnte das Bildungssystem auf
digitalen Unterricht umstellen und die SchülerInnen mussten sich mit
Homeschooling und Distance Learning zurecht finden.
Sehr schnell wurde klar, dass diese Umstellung
für manche SchülerInnen kein großes
Problem, für andere hingegen eine riesengroße Herausforderung
darstellte. Entscheidende Momente waren dabei das Vorhandensein eines ruhigen
Arbeitsplatzes zu Hause, das Vorhandensein der technischen Ausstattung
inklusive Internetzugangs, die Möglichkeit, bei Fragen eine erwachsene
Bezugsperson kontaktieren zu können, die psychosoziale Situation innerhalb
der Familie und dadurch psychische Belastung und viele weitere Faktoren mehr.
Die Kluft zwischen verschiedenen SchülerInnengruppen wurde täglich
größer.
Zum Glück konnten die Bildungseinrichtungen
wieder öffnen und die SchülerInnen
zumindest tageweise den Unterricht besuchen. Abertausende SchülerInnen
konnten diese Möglichkeit nicht in Anspruch nehmen, aus
unterschiedlichsten Gründen. Es war nicht
einmal ein ärztliches Attest notwendig, um Kinder vom Besuch des
Unterrichts zu
entschuldigen. So wurde ermöglicht, dass tausende Kinder/Jugendliche
womöglich seit Mitte
März bis Anfang September zu Hause sind und vielleicht keinen Kontakt zu
pädagogisch geschulten Bezugspersonen hatten und haben.
Nun finden Sommerferien statt, die wahrscheinlich
für viele Kinder/Jugendliche wenig Unbeschwertheit bringen werden, da den
Familien oft Urlaubszeiten und finanzielle Mittel
fehlen.
Die Einführung der Sommerschulen ist eine
Maßnahme, um die entstandenen Lücken ein
Stück weit zu schließen. Sie sind aber unserer Einschätzung
nach lediglich ein Tropfen auf
den heißen Stein, weil nur eine kleine, sehr eingeschränkte
Zielgruppe für die Teilnahme an
dieser Maßnahme vorgesehen ist. Unbedacht bleiben all jene
Schülerinnen mit Problemen in beispielsweise Mathematik oder Englisch,
oder aber schlicht und einfach jene, die Probleme haben den
"normalen" Schulalltag wieder zu meistern. Sie sind laut Definition
des Modells
von der Teilnahme ausgeschlossen.
Der bevorstehende Herbst ist wohl für uns
alle noch sehr ungewiss, aber wir sind der Überzeugung, dass es in jedem
Fall ein Bündel an Maßnahmen braucht, um die vielfältigen
und individuellen Herausforderungen, mit denen die SchülerInnen unserer
Bildungseinrichtungen konfrontiert sind, auffangen zu können.
Daher stellen die unterfertigten Bundesrätlnnen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende
Anfrage
1)
Wieviele SchülerInnen
wurden bundesweit vom Unterricht nach der Wiederöffnung
der Schulen entschuldigt? Listen Sie diese bitte differenziert nach Jahrgang,
Geschlecht, Bundesland und Schultyp sortiert auf.
2) Wurde mit jedem/jeder einzelnen/einzelner SchülerIn Kontakt gehalten?
a. Wenn ja: Auf welchem Wege?
b. Wenn ja: Durch wen?
c. Wenn ja: In welchen Zeitabständen?
d. Wenn nein: Wieso nicht?
e. Wenn nein: Wie viele SchülerInnen konnten nicht erreicht werden?
f. Wenn nein: Welche Schritte wurden hier gesetzt?
3) Wie viele Computer wurden im Zuge der Versorgung aller SchülerInnen mit technischer Ausstattung ausgegeben? Listen Sie diese bitte differenziert nach Jahrgang, Geschlecht, Bundesland und Schultyp sortiert auf.
4) Wurde sichergestellt, dass wirklich alle SchülerInnen, die Bedarf hatten, nun wirklich mit den notwendigen Geräten ausgestattet sind und niemand übersehen wurde?
a. Wenn ja: Wie viele SchülerInnen wurden hier versorgt?
b. Wenn ja: Wie lange dauerte es, bis alle SchülerInnen mit dem notwendigen Equipment versorgt waren?
c. Wenn nein: Warum nicht?
5) Werden Sie sicherstellen, dass in Zukunft allen SchülerInnen sowohl die notwendigen technischen Voraussetzungen (Geräte, Internetzugang, etc.) vorfinden?
a. Ab welchem Jahrgang wird die Ausrüstung aller SchülerInnen mit Geräten und Internet etc. abgeschlossen sein?
b.
Wie hoch schätzen Sie
die Kosten ein, die für die Ausrüstung aller
SchülerInnen mit Geräten und Internet etc. entstehen? Werden Sie hier
bereits im Budget 2021 Vorsorge treffen?
c. Wenn nein: Wieso nicht?
6) Wie werden Sie sicherstellen, dass die schon
grundsätzlich bestehenden, unterschiedlichen Voraussetzungen zwischen
einzelnen SchülerInnen, die durch die Schulschließungen im
Sommersemester 2020 verschärft wurden, ausgeglichen
werden?
7) Stehen den einzelnen Schulstandorten im Herbst für diese zusätzlichen Aufgaben im Zusammenhang mit dem individuellen Abklären der aktuellen Verfasstheit der einzelnen SchülerInnen zusätzliche Personalressourcen zur Verfügung?
a. Wenn ja: Wie gestalten sich diese?
b. Wenn ja: Wie hoch sind die Kosten für die zusätzlichen Ressourcen?
c. Wenn ja: Werden diese auch in Zukunft für die Förderung von SchülerInnen erhalten bleiben?
d. Wenn nein: Wieso nicht?
8)
Werden SchülerInnen, die
in anderen Fächern als Deutsch Defizite aufweisen,
gefördert werden?
a. Wenn ja: Durch welche Maßnahmen?
b. Wenn ja: Ab wann?
c. Wenn nein: Wieso nicht?
d. Wenn nein: Können Sie als zuständiger Minister verantworten, dass hier SchülerInnen langfristig schlechtere Voraussetzungen für ihr weiteres Leben vorfinden?
9)
Welche Ressourcen werden den
Schulen für die Förderung von SchülerInnen mit
Defiziten abseits von Deutsch zur Verfügung gestellt?
10) Schulsozialarbeiterlnnen werden mehr denn je und
noch viele Monate zu tun haben,
um die Folgewirkungen der COVID19-Pandemie aufzuarbeiten. Werden die
Ressourcen in diesem Bereich erweitert/aufgestockt?
a. Wenn ja: Welche Ressourcen werden dafür zur Verfügung gestellt?
b. Wenn ja: Ab wann?
c.
Wenn ja: Wo werden die
zusätzlichen Ressourcen eingesetzt? Listen Sie bitte
die Schulstandorte auf.
d. Wenn nein: Wieso nicht?
11) Wird nach der Sommerschule vor Schulbeginn, die Deutschförderung auch im Herbst am Schulstandort inklusiv fortgeführt werden?
a.
Wenn ja: Welche Ressourcen
stehen dafür den Schulstandorten zur
Verfügung?
b. Wenn ja: Welche Konzepte werden dafür herangezogen bzw. gewählt?
c. Wenn ja: Wird es zusätzliche Ressourcen für die Schulstandorte geben?
d. Wenn nein: Wieso nicht?
12) Wie viele Lehrpersonen haben sich für den freiwilligen Einsatz im Rahmen der Sommerschulen gemeldet? Listen Sie diese bitte nach Bundesland und Schultyp auf.
13) Wie viele Lehrpersonen kommen für den freiwilligen Einsatz im Rahmen der Sommerschulen tatsächlich zum Einsatz? Listen Sie diese bitte nach Bundesland und Schulart auf.
14) Werden den Lehrpersonen, die sich für den freiwilligen Einsatz im Rahmen der Sommerschule gemeldet haben, ihre Aufwendungen - beispielsweise Fahrtkosten - ersetzt werden?
a. Wenn ja: Wie hoch sind die voraussichtlich zu erwartenden Kosten?
b. Wenn nein: Wieso nicht?
15)
Sind die Lehrpersonen, die
sich freiwillig für den Einsatz im Rahmen der
Sommerschule gemeldet haben, genauso durch Versicherungsleistungen abgesichert,
wie in der Regelschulzeit?
a. Wenn nein: Warum nicht?
b. Wenn nein: Sind die Lehrpersonen, die sich freiwillig für den Einsatz im Rahmen der Sommerschule gemeldet haben, darüber informiert?
16) Die angekündigte Digitalisierungsstrategie kommt erst im Schuljahr 2021/2022) und dann erst beginnend mit der 5./6. Schulstufe. Welche Schritte sind bereits im kommenden Schuljahr zu erwarten?
17)
Für den Verleih von
Schullaptops wurde ein Finanzierungsanteil für Eltern
angekündigt. Ist für diesen eine soziale Staffelung in Hinblick auf
finanzschwache Familien vorgesehen?
a. Wenn ja: Wie wird sich dieser gestalten?
b. Wenn ja: Wie hoch wird dieser minimal und maximal sein?
c. Wenn nein: Wieso nicht?
18) Sind Maßnahmen geplant, um auch das IT-Betreuungspersonal an den Schulstandorten aufzustocken?
a. Wenn ja: Wie werden sich diese gestalten?
b. Wenn ja: Ab wann werden diese wirksam werden und greifen?
c. Wenn ja: Geben Sie einen Überblick über die zu erwartenden Ressourcen und geordnet nach Bundesland und Schultyp.
d. Wenn nein: Wieso nicht?
19)
Gerade die SchülerInnen
am Ende eines Schultyps leiden in diesem Jahr besonders.
Wie wird der Übergang zwischen den Schulstufen Volksschule - Mittelstufe,
Mittelstufe - Oberstufe, Mittelstufe - andere Schularten begleitet, sodass
dieser Übergang sowohl im Interesse der SchülerInnen, aber auch der
LehrerInnen positiv gestaltet ist?
20) Wie gedenkt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung den Herausforderungen, die das Wintersemester 2020/2021 mit Sicherheit bringen wird, proaktiv zu begegnen?