3843/J-BR/2021
Eingelangt am 11.02.2021
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ANFRAGE
des Bundesrates Markus Leinfellner
und weiterer Bundesräte
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Christlich-islamisches Team-Teaching an steirischen Schulen
Wie unlängst bekannt wurde, soll demnächst ein Projekt der Uni Graz starten, wonach in steirischen Schulen christlicher und islamischer Religionsunterricht gekoppelt wird. An ausgewählten Schulstandorten – zunächst im Großraum Graz – sollen Schüler von ihren katholischen und islamischen Religionslehrern gemeinsam unterrichtet werden. Der Projektleiter und Religionspädagoge Wolfgang Weirer von der Uni Graz sieht im geplanten, überkonfessionellen Unterricht die Chance, Vorurteile abzubauen. „Es gehe darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, offen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sprechen und Raum für eine wertschätzende, kritische und konstruktive Bearbeitung zu geben, so Weirer: ‚Unsere Idee ist, dass muslimische und katholische Kinder für einige Schulstunden von ihren jeweiligen Religionslehrerinnen und -lehrern gemeinsam unterrichtet werden‘, umreißt der Grazer Experte das Vorhaben eines christlich-islamischen Team-Unterrichts“, berichtete etwa der „ORF Steiermark“ am 1. Februar 2021. (Quelle: https://steiermark.orf.at/stories/3087824/)
Vorerst soll der interreligiöse Unterricht an ausgewählten Schulen in Graz und Umgebung für die Sekundarstufe II, also für 15- bis 19-Jährige, erprobt werden. In weiterer Folge soll der überkonfessionelle Unterricht auch auf Volksschulen ausgedehnt werden und sowohl in der Steiermark als auch in Kärnten stattfinden. In die Umsetzung will man spätestens Ende des Sommersemesters gehen. Vorab soll ein interreligiöses Projektteam den unterschiedlichen Religionsunterricht beobachten. Finanziert wird das Projekt vom Österreichischen Wissenschaftsfonds, der das christlich-islamische Team-Teaching in den kommenden drei Jahren mit rund 400.000 Euro subventioniert. Im Zuge des Projekts sollen auch rechtliche Möglichkeiten „glaubensübergreifender Kooperationen“ in Schulen und weitere Aspekte „interreligiöser Bildung“ untersucht werden. Kontakte zu interessierten Religionspädagogen gebe es bereits.
Die Vermittlung muslimisch-religiöser Ansichten an heimische Kinder stößt bereits jetzt auf Kritik. Immerhin ist bis dato unklar, inwiefern dieser überkonfessionelle Unterricht freiwillig ist und ob auch Erziehungsberechtigte in diese Überlegung eingebunden sind. Im Hinblick auf die negativen Vorfälle rund um den islamischen Religionsunterricht in der jüngsten Vergangenheit – so wurden drei steirische Islamlahrer aufgrund fundamentalistischer Ansichten suspendiert – ist dieses Projekt besonders kritisch zu betrachten. Nähere Informationen zum interreligiösen Unterricht bzw. dessen Umsetzung sind nicht bekannt.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Bundesräte an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende
ANFRAGE
1. Seit wann ist Ihnen das Projekt der Uni Graz betreffend christlich-islamisches Team-Teaching an Schulen bekannt?
2. Inwiefern ist Ihr Ministerium in das Projekt bzw. in dessen Umsetzung involviert und wie weit in der Umsetzung befindet man sich bereits?
3. An welchen steirischen Schulstandorten soll der sogenannte interreligiöse Unterricht erprobt werden (Bitte um Angabe nach Schulstandort und Schulstufe)?
4. Wie wurden Schulen auf das Projekt aufmerksam gemacht und wie ging man bei der Auswahl der Schulstandorte konkret vor?
5. Wie viele Schüler sollen an diesem Projekt teilnehmen (Bitte um Angabe nach Schulstandort, Schulstufe und Konfession)?
6. Welche weiteren Institutionen und Stellen sind in das Projekt involviert?
7. Wann soll das Projekt an Schulen starten bzw. ab wann wird das interreligiöse Projektteam den unterschiedlichen Religionsunterricht an den teilnehmenden Schulen beobachten?
8. Aus welchen Personen setzt sich das sogenannte interreligiöse Projektteam zusammen?
9. Werden bzw. wurden Eltern und Erziehungsberechtigte über das Projekt „interreligiöser Unterricht“ in Kenntnis gesetzt?
10. Wenn ja, inwiefern?
11. Wenn nein, warum nicht?
12. Ist eine Einverständniserklärung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten für die Teilnahme ihres Kindes erforderlich?
13. Wenn ja, wie erfolgt diese (mündlich/schriftlich)?
14. Wenn nein, warum nicht?
15. Wie wird mit Kindern umgegangen, die nicht am interreligiösen Unterricht teilnehmen wollen (insbesondere im Hinblick auf eine dadurch möglicherweise entstehende Freistunde)?
16. Welche konkreten Inhalte sollen im Rahmen des interreligiösen Unterrichts vermittelt werden?
17. In welchem Rahmen soll das interreligiöse Team-Teaching stattfinden und handelt es sich dabei um ein Pflicht- bzw. Wahlfach?
18. Wie geht man bei der Auswahl der jeweiligen Religionspädagogen vor und wie wird deren fachliche Eignung geprüft?
19. Ist vorgesehen, das Projekt, das vorerst nur an ausgewählten Schulstandorten der Sekundarstufe II im Grazer Umland durchgeführt wird, auf die gesamte Steiermark und folglich auch andere Bundesländer auszuweiten?
20. Wenn ja, wie gestalten sich dahingehende Überlegungen bzw. konkrete Planungen?
21. Ist vorgesehen, das Projekt auch auf Volksschulen auszuweiten?
22. Wenn ja, wie gestalten sich dahingehende Überlegungen bzw. konkrete Planungen?