3873/J-BR/2021
Eingelangt am 13.04.2021
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
des Bundesrates Markus Leinfellner
und weiterer Bundesräte
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Video- und Telefondolmetsch in steirischen Bildungseinrichtungen
Bei Menschen, die kaum Deutsch sprechen, werden im Gesundheitsbereich oder in Ämtern schon länger digitale Dolmetschangebote eingesetzt. Nun sollen, wie Bundesminister Heinz Faßmann Mitte März dieses Jahres ankündigte, auch in Schulen und Kindergärten sogenannte Video- und Telefondolmetscher herangezogen werden können. Bei Sprachbarrieren im Gespräch mit Eltern sollen künftig per Telefon, Tablet, Handy oder Laptop Dolmetscher zugeschaltet werden, um die Kommunikation zu vereinfachen und Missverständnisse zu vermeiden. Bisher wurden oft Lehrer mit Fremdsprachenkenntnissen oder die Kinder selbst als Dolmetscher herangezogen.
Nach Ostern sollte das Dolmetschangebot, das unter dem Slogan „Wir verstehen uns“ beworben wird, sämtlichen Bildungseinrichtungen österreichweit zur Verfügung stehen, kündigte Faßmann im März 2021 an. In der Pilotphase war der „Videodolmetscher“ bereits in Wien und Niederösterreich an vier Schulen im Einsatz. Zwischen November 2019 und Juni 2020 wurde insgesamt 97 Mal gedolmetscht, wie die „Kronen Zeitung“ am 14. März 2021 berichtete. Es habe viele positive Rückmeldungen gegeben, weswegen das Pilotprojekt nun auf ganz Österreich ausgeweitet werden soll. (Quelle: https://www.krone.at/2365216)
Jeder Kindergarten- und Schulstandort, der Bedarf hat, kann sich bereits unter bildung@savd.at anmelden. Das Angebot umfasst insgesamt 34 Sprachen. Bei den 17 häufigsten Sprachen stehen Dolmetscher innerhalb weniger Minuten bereit. Vorwiegend soll der Videodolmetscher bei terminlich vereinbarten Gesprächen mit den Eltern und Erziehungsberechtigten, etwa bei verpflichtenden Kind-Eltern-Lehrer-Gesprächen, zum Einsatz kommen. Aber auch für spontane Gespräche, wenn sich beispielsweise bei der Abholung des Kindes Fragen ergeben, soll der Videodolmetscher rasch zur Verfügung stehen. Das Angebot könne ebenso für Elternsprechtage und Elternabende abgerufen werden. Bei allfälligen Sprachbarrieren können sich Pädagogen während des Gesprächs über eine Plattform anmelden und mit den Dolmetschern kommunizieren.
„Mit dem neuen Angebot soll nun jeder Standort bei Bedarf das Videodolmetschangebot nutzen können. Der flächendeckende Einsatz von Videodolmetschern an Bildungseinrichtungen sei ‚ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Integrations- und Elternarbeit im Bildungsbereich sowie zur Entlastung der Pädagoginnen und Pädagogen‘“, führte ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann im Rahmen der Projektpräsentation aus. (Quelle: https://oesterreich.orf.at/stories/3094882/)
Wie viele Schulen bereits Bedarf angemeldet haben und auf welche Höhe sich die dafür anfallenden Kosten erstrecken, soll unter anderem im Rahmen der vorliegenden Anfrage an den zuständigen Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung geklärt werden.
ANFRAGE:
1. Ab bzw. seit wann steht das Telefon- und Videodolmetschangebot Bildungseinrichtungen zur Verfügung?
2. Welchen Bildungseinrichtungen steht das Angebot konkret zur Verfügung?
3. Wie viele Schulstandorte haben bereits Interesse am Videodolmetschangebot bekundet bzw. sich bereits über die Plattform „SAVD“ angemeldet?
4. Wie viele steirische Schulstandorte befanden sich darunter?
5. Welche steirischen Schulstandorte haben konkret Bedarf gemeldet?
6. Mit welchen Kosten ist für Dolmetschleistungen an steirischen Schulen im laufenden Schuljahr 2020/21 noch zu rechnen?
7. Mit welchen Kosten für Dolmetschleistungen wird an steirischen Schulen für das kommende Schuljahr 2021/22 gerechnet?
8. Wer trägt die Kosten der anfallenden Dolmetschleistungen?
9. Warum wird aus fachlicher Sicht statt dem Dolmetschangebot nicht auf den raschen Spracherwerb fremdsprachiger Eltern gesetzt?
10. Was entgegnen Sie aus fachlicher Sicht dem Argument, dass durch den Einsatz von Dolmetschern sämtliche Integrationsbestrebungen (Spracherwerb) ad absurdum geführt werden?
11. Erachten Sie das Beiziehen von Dolmetschern für integrationsfördernd und wenn ja, inwiefern?
12. Welche Bilanz ziehen Sie über das Pilotprojekt in Wien und Niederösterreich, wo bereits zwischen November 2019 und Juni 2020 Videodolmetscher zum Einsatz kamen?
13. Gibt es Bestrebungen, das Modell „Deutsch als Schulsprache“, welches bereits an diversen Schulstandorten (u.a. in der Steiermark) erprobt wird, auszuweiten?
14. Wenn ja, wie stellen sich derartige Bestrebungen dar?
15. Wenn nein, warum nicht?