3969/J-BR/2021
Eingelangt am 15.12.2021
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Anfrage
der Bundesrät*innen Korinna Schumann,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Projekt Selbstwert- Mädchen und junge Frauen stärken!
Die psychosozialen und ökonomischen Belastungen der Covid-19 Pandemie treffen Mädchen und junge Frauen besonders stark, denn Krisen verstärken nicht nur finanzielle, sondern auch Gender-Ungleichheiten.
Durch Krisen werden vor allem weibliche Personen vermehrt in den Hintergrund gerückt, während sie gleichzeitig stärker belastet werden. Frauen übernehmen in höherem Ausmaß als Männer unbezahlte Kinderbetreuung, Haushalts- und Pflegearbeit, um die Gesellschaft am Laufen zu halten.[1] Dadurch reduziert sich oft die Erwerbsarbeit und die ökonomische Unabhängigkeit sinkt. Durch die Reduktion der Erwerbsarbeit sinkt wiederum der Kontakt mit Anderen – vor allem während der Lockdowns – und soziale Isolation sowie vermehrte psychische Belastungen sind die Folge.
Gleichzeitig sind im Krisenmanagement der Regierung größtenteils Männer im Rampenlicht. Diese Schieflage in der Repräsentation wird vor allem bei den Regierungs-Pressekonferenzen zu Covid-19 deutlich, wo Frauen laut Medienberichten nur selten zu Wort kommen.[2] Dadurch verfestigt sich der Stereotyp des männlichen Verantwortungsträgers, wohingegen Frauen unsichtbar gemacht werden. Auch die Covid-19 Hilfszahlungen sind im Gender-Vergleich ungleich verteilt. So kommen von den bis 2024 mit insgesamt EUR 58,03 Mrd. dotierten analysierten Corona-Hilfen nur 42,4 % Frauen zugute.[3]
Umso begrüßenswerter war die Aussendung des Bundesministers Mückstein, als das Projekt „Selbstwert- Mädchen und junge Frauen stärken!“ ins Leben gerufen wurde. Das Projekt soll vor allem armutsgefährdete Mädchen und junge Frauen dabei unterstützen, Selbstwert aufzubauen, Stereotypen zu hinterfragen sowie Angebote zur psychischen und physischen Gesundheit bereitstellen. In Kooperation mit sechs Frauengesundheitsorganisationen wird in Wien, Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark von Juni 2021 bis April 2022 durch unterschiedliche Schwerpunkte versucht, Mädchen und junge Frauen zu unterstützen und zu empowern.[4] Warum das Projekt jedoch zeitlich so stark begrenzt wurde und die Budgetmittel von 410.000 Euro so gering gehalten wurden, ist nicht nachvollziehbar.
Aus diesem Grund stellen die unterfertigenden Bundesrät*innen folgende
Anfrage
1. Welche Ziele wurden bei dem Projekt „Selbstwert- Mädchen und junge Frauen stärken!“ definiert?
a. Wie sollen diese erreicht werden?
2. Weshalb ist die Laufzeit mit April 2022 beschränkt?
3. Ist ein ähnliches Nachfolgeprojekt bereits in Planung?
4. Wie kam es zu der Auswahl der Bundesländer?
a. Warum wurden nicht alle Bundesländer miteinbezogen?
b. Ist für die übrigen Bundesländer ein ähnliches Projekt geplant?
5. Wie ist der Altersrahmen an Mädchen und jungen Frauen definiert, die im Zuge des Projekts angesprochen werden sollen?
6. Wie wurden die Frauengesundheitsorganisationen ausgewählt?
a. Welche konkreten Kriterien gab es für eine Projektkooperation?
7. Inwiefern wurden Frauen- und Mädchenberatungsstellen in die Planung und Durchführung des Projektes miteinbezogen?
8. Inwiefern besteht eine Zusammenarbeit mit Schulen und Berufsschulen im Rahmen des Projektes?
9. Wie ist die Aufteilung der Budgetmittel für dieses Projekt nach Organisation und Bundesland vorgesehen?
a. Welcher Schlüssel bzw. welche Kriterien wurden hierzu angewendet?
b. Welche Auflagen gibt es für die Mittelverwendung?
10. Sind die Projekte in den Bundesländern mit den bereitgestellten Mittel von 410.000 Euro ausfinanziert?
a. Wenn nein: Wie viel Prozent der Projektkosten ist von den beteiligten Organisationen selbst zu tragen?
b. Wenn nein: Warum nicht?
11. Welche weiteren Maßnahmen sind zurzeit in Ihrem Ministerium in Planung, um den Selbstwert von Mädchen und jungen Frauen zu stärken und welches Budget ist dafür vorgesehen?
12. Sind zurzeit Maßnahmen in Planung, die den Selbstwert von Mädchen und jungen Frauen nicht nur individuell, sondern auch strukturell stärken?
a. Wenn ja: Welche Maßnahmen sind das konkret?
b. Wenn nein: Warum nicht?
13. Welche konkreten Maßnahmen zur Förderung des Selbstwertes sowie des gesundheitspolitischen Angebots für Mädchen und junge Frauen sind derzeit zusammen mit der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien in Planung?
a. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
b. Gibt es einen regelmäßigen Austausch zu diesem Thema?
[1] Wirtschaftsuniversität Wien: Blog: Genderspezifische Effekte von COVID-19 - Laufende Projekte - Forschung (wu.ac.at)
[2] Politiker oder Politikerin – macht das einen Unterschied? | DiePresse.com
[3] Österreichische Corona-Hilfen im Gender-Check | Momentum Institut (momentum-institut.at)
[4] Sozialminister Mückstein: 410.000 Euro zur Förderung des Projektes „Selbstwert – Mädchen und junge Frauen stärken!“ | Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), 29.09.2021 (ots.at)