4068/J-BR/2022

Eingelangt am 20.12.2022
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Anfrage

 

der Bundesrät*innen Mag.a Daniela Gruber-Pruner,

Genossinnen und Genossen

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

 

betreffend Entwicklungen bei der Kinderimpfung

 

„Impfungen sind unser bestes Mittel im Kampf gegen Erkrankungen, die gefährliche Folgen wie Lungen- oder Hirnhautentzündung verursachen, Krebs auslösen oder sogar zum Tod führen können. Wir haben es den Impfungen zu verdanken, dass die Pocken komplett von der Bildfläche verschwunden sind und Fälle von Kinderlähmung nur noch äußerst selten vorkommen.“[1]

Dieses Zitat stammt aus einer Broschüre des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, die einen allgemeinen und breiten Überblick über die Impfungen gibt, die in Österreich für Kinder und Jugendliche empfohlen werden. Gerade, wenn man an die Frage von Polio, oder eben auch die Pocken denkt, haben beide Krankheiten in weiten Teilen der Welt ihren Schrecken verloren – schlicht und einfach, weil gegen beide Erkrankungen gut wirksame und millionenfach erprobte Impfstoffe gefunden und eingesetzt werden konnten. Die Palette an Krankheiten, denen mit Impfungen begegnet werden kann, ist jedoch viel größer: sie reicht von Influenza, gegen die einmal jährlich in den Herbst- bzw. Wintermonaten geimpft werden sollte über FSME (Zecken), COVID-19, die Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio (4-fach-Impfung), Hepatitis B, HPV und Meningokokken.

Mit der Impfung kann also ein weiter Schutzschirm gegen eine Vielzahl ernsthafter Erkrankungen aufgespannt werden, was mit Blick auf lange Krankheitsverläufe und Krankenhausaufhalte, ernsthafte Komplikationen und dauerhaften Schäden für Gesundheit sowie Gefahr für das Leben sehr sinnvoll erscheint.

Durch die COVID-Pandemie und der damit einhergehend steigenden Impfskepsis, dem Ausfall von Schule und Schulärzt*innen, die andernorts dringender gebraucht wurden, sowie dem Umstand, dass dadurch Schulimpfaktionen seltener durchgeführt wurden, ist zu befürchten, dass insbesondere Kinder und Jugendliche, die durch die Schulimpfaktionen bisher abgedeckt gewesen wären, die Durchimpfungsrate gesunken ist. Dieser Umstand legt die Vermutung nahe, dass – zumindest längerfristig – damit auch ernsthaftes Probleme auf das Gesundheitssystem zukommen könnten.

Um dem wirksam begegnen und entsprechende Maßnahmen setzen zu können, braucht es Antworten auf zentrale Fragen. Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Bundesrätinnen und Bundesräte folgende

Anfrage

1)      Kann bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen ein allgemeiner Trend festgestellt werden? Beschreiben Sie diesen bitte für die letzten 10 Jahre, also seit 2012.

2)      Liegen Ihnen Daten vor, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist?

a.       Falls ja: Nennen Sie diese bitte.

b.      Falls nein: Werden Sie dafür sorgen, zukünftig dazu Informationen bereitstellen zu können?

3)      Welche Impfungen sind für Kinder und Jugendliche am stärksten, welche am schwächsten nachgefragt? Listen Sie bitte die Impfungen aus dem Impfplan inklusive Angabe der verimpften absoluten Dosen und der Prozent an der Gesamtpopulation nach Möglichkeit seit 2012 und geben Sie dabei bitte auch die Altersgruppen an.

4)      Finden aktuell Schulimpfaktionen statt?

a.       Wenn ja: In welchen Bundesländern, wie viele und durch wen werden diese organisiert?

b.      Wenn nein: Warum nicht?

5)      Wie viele Schulärzt*innen sind aktuell in Österreich im Einsatz?

a.       Für wie viele Schüler*innen ist ein*e Schulärzt*in durchschnittlich zuständig? Listen Sie diese bitte nach Bundesland, Schultype und wenn möglich auch nach politischem Bezirk aus.

b.      Wie viele davon sind tatsächlich im Einsatz?

6)      Gibt es Anhaltspunkte dafür, dass während der COVID-19-Pandemie weniger Kinder und Jugendliche geimpft wurden?

a.       Falls ja: Wie erklären Sie sich das?

b.      Falls ja: Was unternehmen Sie dagegen?

c.       Falls ja: Wie verhindern Sie, dass die Alterskohorte, die durch fehlende Schulimpfungen während der Lockdowns keine Möglichkeit auf Impfungen hatten, diese ehestmöglich nachholen können?

7)      Finden an allen Schultypen (VS, ASO, MS, BS, Polytechnischen Schulen, AHS, BHS, BMHS, BAKIP, BASOP, Bundesschulen) gleichermaßen Schulimpfaktionen statt?

a.       Wenn ja: Listen Sie nach Schultyp, Impfung und Bundesland, wie hoch die Zahlen dort sind?

b.      Wenn nein: Aus welchem Grund nicht?

8)      Setzen Sie Maßnahmen, um auch Impfungen für geflüchtete Kinder und Jugendliche anbieten und möglichst flächendeckend durchführen zu können?

a.       Wenn ja: Welche?

b.      Wenn ja: Wie viele Impfungen statt und wogegen sollen diese schützen?

9)      Gibt es einen Fokus auf eine gewisse Impfung, die bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen Priorität hat?

a.       Wenn ja: Welchen und weshalb?

10)  Liegen Ihnen Daten vor, was im Bereich von Kindern und Jugendlichen zu einer hohen, was zu einer niedrigen Impfbereitschaft führt?

11)  Wo ist diese geographisch besonders hoch, wo besonders niedrig?

12)  Wi ist diese sozioökonomisch besonders hoch, wo besonders niedrig?

13)  Was werden Sie unternehmen, um diese Ungleichheiten auszugleichen?



[1] Impfungen für Schulkinder und Jugendliche: https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=698 (Stand 1.12.2022)