4091/J-BR/2023

Eingelangt am 16.03.2023
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Bundesrät*innen Mag.a Daniela Gruber-Pruner,

Genossinnen und Genossen

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Versorgungslage psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher seit 2020

Bereits vor der Covidl9-Krise wurde vom Fachpersonal in Kinder- und Jugendpsychiatrien darauf hingewiesen, dass sowohl die stationären Kapazitäten zur Versorgung erkrankter Kinder und Jugendlicher, als auch die Therapieplätze für die ambulante Betreuung nicht ausreichen.

Es sei an dieser Stelle auf den Sonderbericht der Volksanwaltschaft von 2017 „Kinder und ihre Rechte in öffentlichen Einrichtungen" Abschnitt 3.1.2. verwiesen, in dem u.a. auf die gravierende Lücke zwischen dem tatsächlichen Bettenangebot und den Zielvorgaben der Gesundheitsplanung hingewiesen wird, die im Zusammenhang mit dem Anstieg der Zahl stationärer KH-Aufenthalte von 2014-2016 problematisch sei und auf die Behandlung von Minderjährigen auf Erwachsenenstationen hinausgelaufen ist. Die Volksanwaltschaft gibt in diesem Bericht auch entsprechende Empfehlungen zur Verbesserung dieser Situation ab.

In den vergangenen Jahren wurde oftmals darauf hingewiesen, dass die Pandemie bei Kindern und Jugendlichen zu vermehrten psychischen Belastungen führt und es dadurch entsprechend mehr Betreuungsbedarf gibt.

Im Jänner 2021, haben Kinder- und Jugendpsychiater regelrecht Alarm geschlagen und darauf hingewiesen, dass auf den Stationen bereits Triagen durchgeführt werden müssen und erkrankte Kinder und Jugendliche wieder nach Hause geschickt werden - es sei auf Grund von Überbelegung einfach nicht mehr möglich, alle Kinder, die eine Behandlung bräuchten, stationär zu behandeln.

In Erinnerung sind nach wie vor die zahlreichen Zeitungsberichte, die auf die dramatische Lage hingewiesen haben und damit ein klares Bild davon gezeichnet hatten, wie schlimm es um die psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen steht.

Die Dramatik der Situation ist also in ausreichendem Maße kommuniziert und muss auch dem Gesundheitsministerium im besten Fall bewusst, zumindest aber bekannt gewesen sein. Um nachhaltig Kapazitäten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu schaffen und so an den tatsächlichen Bedarf anzupassen, werden zahlreiche Schritte notwendig sein. Hier ist besonders das Gesundheitsministerium gefordert und muss ehestmöglich in die Umsetzung gehen. Um den Fortschritt der Maßnahmen besser einschätzen zu können und einen Eindruck über die Tätigkeiten in diesem Bereich zu bekommen, stellen die unterfertigten Bundesrätinnen und Bundesräte folgende

 

 

Anfrage

1)       Wie viele kinder- und jugendpsychiatrische Stationen gibt es österreichweit? Listen Sie diese bitte nach Standort und Bettenkapazität auf. Geben Sie außerdem bitte die maximale Auslastung ab März 2020 monatlich bis zum letztmöglichen Datum vor Beantwortung der gegenständlichen Anfrage an.

2)       Entsprechen die belegbaren Betten der Zahl der systemisierten Betten?

a.     Wenn nein: Was sind die Gründe für die Diskrepanz?

3)       Wie viele Kinder- und Jugendpsychiater* innen sind in den genannten kinder- und jugendpsychiatrischen Stationen angestellt bzw. tätig?

4)       Wie viele Kinder- und Jugendpsychiater*innen-Stellen gibt es in Österreich aktuell? Listen Sie diese bitte nach Bundesland und, wenn möglich, nach politischem Bezirk auf.

5)       Sind aktuell alle Stellen, die es im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt, besetzt?

a.       Wenn nein: Wie viele sind aktuell in welchem Bundesland nicht besetzt?

b.       Wenn nein: Aus welchen konkreten Gründen sind diese nicht besetzt?

c.        Wenn ja: ist es erforderlich, weitere Dienststellen zu schaffen? Wie viele müssen neu geschaffen werden?

6)       Wie viele Kinder- und Jugendpsychiater*innen arbeiten darüber hinaus ambulant? Listen Sie diese bitte nach Bundesland und, wenn möglich, nach politischem Bezirk auf.

7)       Welche versorgungswirksamen Effekte hat die „Mangelfach-Verordnung" seit Beantwortung der letzten Anfrage im Mai 2021 gehabt? Ist die Zahl der Fachärzt*innen dadurch angestiegen?

a. Wenn ja, um wieviele?

8)       Gibt es mit Blick auf die Ausbildung von Fachkräften im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie Pläne, um den Fachkräftemangel kurz-, mittel- und langfristig zu beheben?

9)       Wie viele Fachärztinnen und Fachärzte sind aktuell in Ausbildung, insbesondere in der Kinder- und Jugendpsychiatrie?

10)   Bis wann werden diese ihre Ausbildung abgeschlossen haben und können in ihrem Fachbereich arbeiten? Listen Sie die zu erwartende Anzahl nach Semester auf.

11)   Wie viele minderjährige Patient*innen gab es seit der Beantwortung der Anfrage 3895/J- BR/2021?

a. Welche Krankheitsbilder dieser Patient*innen wurden dabei dokumentiert?

Sortieren Sie diese bitte nach Alter, Geschlecht und Häufigkeit.

12)   Wie viele Patient*innen mussten seit Beantwortung der Anfrage 3895/J-BR/2021 von Stationen abgewiesen werden? Listen Sie diese Fälle bitte nach Bundesland und, wenn möglich, nach politischem Bezirk auf.

13)   Wurde für die abgewiesenen Patient*innen eine weitere Versorgung angeboten bzw. sichergestellt?

a.       Wenn ja: Wie wurden dieser versorgt?

b.       Wenn ja: Welche Berufsgruppen sind bei dieser Versorgung besonders vertreten?

c.        Wenn nein: Wieso nicht?

14)   Wie lange sind aktuell die Wartezeiten auf einen stationären Platz aktuell auf den einzelnen Stationen? Listen Sie diese bitte nach Bundesland und, wenn möglich, nach politischem Bezirk auf.

15)   Wurden seit der Beantwortung der letzten Anfrage weitere Maßnahmen gesetzt, um die Kooperation zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe zu intensivieren (z.B. Sozialarbeiterinnen im Nahtstellenbereich)?

a.       Wenn ja: Welche konkreten Maßnahmen waren das?

b.       Wenn nein: Warum nicht?

16)   Wie wird die Versorgung in den einzelnen Bundesländern für die nächsten fünf Jahre prognostiziert? Listen Sie diese bitte nach Bundesland und, wenn möglich, nach politischem Bezirk auf.

17)   Ihr Ressort hat in der Beantwortung zu 3895/J-BR72021 angeführt, dass bis 2023 Kapazitäten für die kassenfinanzierte Psychotherapie stark ausgebaut werden soll. Wie hat sich dieser Ausbau entwickelt und konnten die genannten Ziele erfüllt werden? Wieviele Plätze wurden in welchem Bundesland geschaffen?

18)   Welche weiteren Schritte zum Ausbau sind dahingehend für die nächsten fünf Jahre geplant?

19)   Inwiefern haben von den bisherigen Ausbauschritten tatsächlich Kinder und Jugendliche profitiert? Wird auf diese auch weiterhin ein Fokus liegen?