4106/J-BR/2023

Eingelangt am 27.04.2023
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ANFRAGE

 

des Bundesrats Markus Leinfellner
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Begabungs- und Begabtenförderung an steirischen Schulen

 

 

Bei individualisiertem Unterricht handelt es sich im Allgemeinen um die Berücksichtigung jedes einzelnen Individuums innerhalb einer Klasse oder Lerngruppe. Es gibt eine Vielzahl an speziellen Unterrichtsmethoden und zusätzlichem Personal für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Es macht allerdings den Anschein, als ob der Begabungs- und Begabtenförderung immer noch nicht ausreichend Bedeutung in den heimischen Schulen beigemessen werde.

 

Laut dem „Grundsatzerlass zur Begabungs- und Begabtenförderung“[1] des Bundesministeriums für Bildung ist „Begabtenförderung ein wichtiges Bildungsanliegen des österreichischen Bildungssystems“.  Begabungsförderung inkludiert die Begabtenförderung und zielt auf die Unterstützung, Förderung und Begleitung aller Schüler bei der ganzheitlichen Entwicklung der Person und der Leistungspotenziale ab.

 

Die Entfaltung individueller Leistungspotenziale geschieht in einem aktiven Lern- und Entwicklungsprozess in Wechselwirkung zwischen Person und sozialem Umfeld. Die Entwicklung von Begabungen hin bis zu Leistungsexzellenz ist einerseits abhängig von der Reifung und Entwicklung der Person, andererseits von der gezielten Förderung durch die soziale Umwelt, besonders durch Elternhaus, Schule und andere Bildungseinrichtungen.

 

Der Grundsatzerlass zur Begabungsförderung bestimmt außerdem, dass Schule im Sinne der Chancengerechtigkeit die grundsätzliche Aufgabe hat, alle Lernenden in ihrer Potenzialentwicklung zu unterstützen.

 

Die ehemalige türkis-blaue Bundesregierung bekannte sich klar dazu, Talente besser zu fördern und zu begleiten. Konkret sollten eine Begabtenförderungsstrategie erarbeitet und bestehende Lehrplanmodelle für hochbegabte Schüler weiterentwickelt werden. Ebenso auf der Agenda stand die Einrichtung von Schulen für besonders begabte Schüler nach dem Vorbild der Wiener „Sir-Karl-Popper-Schule“ in allen Bundesländern. Das aktuelle Regierungsprogramm der schwarz-grünen Koalition beinhaltet bedauerlicherweise kein Bekenntnis zur Begabungs- und Begabtenförderung.

 

Die Freiheitlichen haben bereits am 2. August 2017 eine schriftliche Anfrage mit dem Betreff „Begabungs- und Begabtenförderung in der Steiermark“ (EZ/OZ: 1844/1, XVII. GP) an die damals zuständige Landesrätin Ursula Lackner eingebracht. Aus der Anfragebeantwortung ging hervor, dass die damals verantwortliche Landesregierung die Zuständigkeit auf den Bund abwälzte. In der Stellungnahme zum Selbstständigen Antrag der FPÖ mit dem Betreff „Einrichtung einer Schule für besonders Begabte in der Steiermark“ (EZ/OZ: 2149/3, XVII. GP) hielt Landesrätin Ursula Lackner außerdem Folgendes fest:

Im Hinblick auf die Sprengelsystematik und die Stärkung der Regionen wäre es viel zielführender in allen Bildungsregionen die bestmögliche Unterstützung für begabte Kinder und Jugendliche zur Verfügung zu stellen, sei es mittels spezieller Förderprogramme oder durch vom Bund in den Regionen ermöglichte Begabtenschulen.

 

Im Rahmen einer weiteren Stellungnahme zum freiheitlichen Antrag betreffend „Begabungs- und Begabtenförderung in der Steiermark“ (EZ/OZ: 1944/3) äußerte sich die zum damaligen Zeitpunkt zuständige Landesrätin Juliane Bogner-Strauß folgendermaßen:

 

Die Begabungs- und Begabtenförderung ist dem Land Steiermark aber ein wichtiges Anliegen, weshalb dieses auch im Ressourcen-, Ziel- und Leistungsplan 2020 (RZLP) der Bildungsdirektion Steiermark verankert wurde. Die ‚Verstärkte Förderung von Begabungen und Talenten unter Berücksichtigung der Diversität‘ wurde darin als Ziel 5 des Aufgabenbereichs Schulorganisation und Personal definiert. Als zugehörige Maßnahme wurde die Erstellung eines Konzepts für die Steuerung der Begabungs- und Exzellenzförderung an Schulen vereinbart.

 

 

In diesem Zusammenhang stellt der unterfertigte Bundesrat an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende

 

Anfrage

 

1.    Welche Maßnahmen wurden seitens des Bundes im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung in der Steiermark in den Schuljahren 2018/2019, 2019/2020, 2020/2021, 2021/2022 und im laufenden Jahr 2022/2023 gesetzt?

2.    Welche Maßnahmen wurden speziell in der Steiermark im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung in den Schuljahren 2018/2019, 2019/2020, 2020/2021, 2021/2022 und im laufenden Jahr 2022/2023 gesetzt?

3.    Wie hoch ist der Budgetansatz für den Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung österreichweit? (Bitte um Aufgliederung der Budgets für Maßnahmen in den einzelnen Bundesländern)

4.    Erhalten die einzelnen Bundesländer Subventionen des Bundes für die Durchführung von Maßnahmen im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung?

a.    Falls ja, wie verteilen sich diese auf die einzelnen Bundesländer?

b.    Falls ja, wie stellt sich der konkrete Förderzweck dar und wie wird der Mitteleinsatz kontrolliert?

5.    Liegen Zahlen zu (hoch-)begabten Schülern in Österreich vor?

a.    Falls ja, wie viele Schüler wurden in den Jahren Schuljahren 2018/2019, 2019/2020, 2020/2021, 2021/2022 und im aktuellen Schuljahr 2022/2023 als (hoch-)begabt geführt? (Bitte um Aufgliederung nach den einzelnen Bundesländern und den jeweiligen Schuljahren)

6.    Wie wird sichergestellt, dass hochbegabte Schüler im österreichischen Schulsystem erkannt werden?

7.    Welche Konzepte, Strategien etc. dienen als Grundlage für die Feststellung von Hochbegabungen bei Schülern?

8.    Wie wird derzeit gewährleistet, dass (hoch-)begabte Schüler in ihrer Klasse optimal gefördert werdenß (Bitte um Auflistung der Maßnahmen bzw. Beschreibung dieser)

9.    Inwiefern erfolgt die Einbindung von Eltern der (hoch-)begabten Schüler in diese Maßnahmen?

10. Werden auch außerschulische Aktivitäten speziell für (hoch-)begabte Schüler angeboten?

a.    Falls ja, welche Angebote gibt es?

b.    Falls nein, gibt es für die Zukunft dahingehend Pläne?

11. Gibt es Pläne hinsichtlich der Etablierung einer Begabtenschule (am Beispiel der Sir-Karl-Popper-Schule) für die Steiermark, wie es einst im türkis-blauen Regierungsprogramm der vorgesehen war?

a.    Falls ja, wie gestalten sich diese Pläne?

b.    Falls nein, warum nicht?

12. Entspricht es Ihrem Ansinnen als zuständiger Bildungsminister, in den einzelnen Bundesländern und Regionen Begabtenschulen zu errichten?

a.    Fall nein, was spricht aus Ihrer Sicht gegen die Errichtung von Begabtenschulen in den Bundesländern?

13. Welche anderen Maßnahmen im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung sind laut Ihren Plänen für die kommenden Jahre vorgesehen?

a.    Falls es keine Planungen diesbezüglich gibt, warum nicht?

14. Einer Stellungnahme der steirischen Landesregierung zum Antrag mit dem Betreff „Einrichtung einer Schule für besonders Begabte in der Steiermark“ (EZ/OZ: 2149/3, XVII. GP) ist zu entnehmen, dass ein Schreiben über das Interesse für die Entwicklung einer gemeinsamen Begabtenförderstrategie beim damals zuständigen Bundesminister eingegangen ist - Welche Schritte wurden diesbezüglich gesetzt?

15. Wurde die Erarbeitung einer Begabtenförderstrategie umgesetzt?

a.    Falls ja, wie gestalten sich die Ergebnisse?

b.    Falls ja, welche Finanzmittel und personellen Ressourcen stehen zur Umsetzung dieser Strategie zur Verfügung?

c.    Falls nein, warum wurde diesem Ansinnen nicht nachgegangen?



[1] https://rundschreiben.bmbwf.gv.at/rundschreiben/?id=766