4108/J-BR/2023
Eingelangt am 13.06.2023
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Anfrage
der Bundesrät:innen Korinna Schumann,
Genossinnen und Genossen
An den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend die hohen psychischen und physischen Belastungen der Gesundheitsberufe
Die Gesundheitsberufe und insbesondere die Pflege sind in Bedrängnis – hohe physisch und psychisch belastende Arbeitsbedingungen, fehlendes Personal sowie die zunehmend prekäre Lage in Krankenhäusern, Pflegeheimen und der mobilen Betreuung und Pflege sind regelmäßig Thema in der Berichterstattung. Bis 2030 fehlen lt. Studie der GÖG, beauftragt durch das Sozialministerium, zwischen 76.000 und rund 91.000 Pflegekräfte[1], eine Lücke, die dringend gefüllt werden muss, um das Funktionieren des Gesundheits- und Langzeitpflegesystems zu garantieren. Aber auch bei MTD- Berufen klafft bis 2030 eine Lücke von rd. 18.000 Personen[2] und bei den Hebammen werden bis 2032 rd. 1.500 zusätzlich benötigt[3] Aktuell sind laut Bericht in der Presse 2.775 Spitalsbetten gesperrt, was rund 8,4 Prozent aller in Österreich verfügbarer Betten sind. 700 Stellen für Ärzte und 2.200 Stellen für Pflegekräfte sind nicht besetzt.[4]
Im aktuell in Verhandlung befindlichen Finanzausgleich soll jetzt die Finanzierung der Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege gesichert werden. Diese Maßnahmen kommen spät und zeigen im akut gewordenen Personalnotstand wohl erst längerfristig Wirkung, sofern es überhaupt zu einer Einigung kommt. Auf der Strecke bleiben bis dahin die Beschäftigten, obwohl dort dringender Handlungsbedarf besteht.
Eine erst kürzlich veröffentlichte Studie der MedUni Wien kam zu der Erkenntnis, dass Ärztinnen, Zahnärztinnen, Tierärztinnen und Apothekerinnen eine höhere Suizidrate gibt[5], was insofern bemerkenswert ist, weil in der Gesamtpopulation Österreichs bei Männern die Zahl an Suizidtoten dreimal höher ist, als bei Frauen.
Offen bleibt indes, wie sich die Situation im Bereich der nicht- ärztlichen Gesundheitsberufe wie bspw. der Pflege, MTDs, Medizinische Assistenzberufe etc. darstellt.
Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Bundesrätinnen und Bundesräte folgende
Anfrage
1) Ist Ihnen bzw. Ihrem Haus die vorliegende der MedUni Wien Studie bekannt?
2) Liegen Ihnen vergleichbare Zahlen für Beschäftigte insbesondere der Pflegeberufe oder der MTDs oder Medizinische Assistenzberufe etc. vor?
a. Falls ja: Inwiefern decken bzw. unterscheiden sich diese Daten von der vorliegenden Studie?
b. Falls ja: Wie verteilt sich diese auf Frauen, Männer und Menschen mit anderen Geschlechtseinträgen?
c. Falls nein: Werden Sie derartige Daten für alle Gesundheitsberufe erheben lassen?
3) Liegen Ihnen Daten vor, die Auskunft darüber zulassen, wie viele Personen in Gesundheitsberufen seit 2020 durch eine psychische Erkrankung nicht in der Lage waren, ihre Arbeit auszuüben und wie viele sich im Langzeitkrankenstand befinden? Listen Sie diese bitte nach Monat, Bundesland und Berufsgruppe auf.
a. Falls ja: Durch welche Faktoren lassen sich erhöhte, bzw. gesunkene Zahlen erklären?
4) Laut Berechnungen der GÖG fehlen bis 2030 zwischen 76.000 und 91.000 Menschen, im Bereich der Pflegeberufe, bis zu rd. 18.000 Personen in den MTD-Berufen und bis 2032 rund 1.500 Hebammen– wie werden Sie diesem Mangel an Personal begegnen? Listen Sie diese bitte nach Bereich der Tätigkeit bzw. Ausbildung und nach Möglichkeit auch nach Zuordnung nach Bundesland aus.
5) Welche Maßnahmen werden Sie treffen, um die psychische Belastung im Bereich der Gesundheitsberufe zu senken bzw. welche Maßnahmen sind bereits in ihrer Verantwortung umgesetzt worden?
6) Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um die in der Studie erhobene Suizidrate im Bereich der Gesundheitsberufe zu senken und insbesondere auch der besonderen Geschlechterverteilung gerecht zu werden, die hier gegeben zu sein scheint?
7) Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um hinsichtlich der hohen Belastungen im Bereich der Gesundheitsberufe das Personal abzudecken, das fehlt?
8) Welche Sofortmaßnahmen werden Sie treffen, um das Gesundheitspersonal zu entlasten und die akute Notlage im Bereich der Gesundheitsversorgung zu entschärfen?
[1]Studien des BMSGPK zum Pflegesektor in Österreich (sozialministerium.at)
[2] MTD-Bedarfsprognose AK | Gesundheit Österreich GmbH (goeg.at)
[3] Hebammen-Personalbedarfsprognose bis 2032 - Portal der Arbeiterkammern und des ÖGB Verlags q
[4] https://www.diepresse.com/6288239/warum-das-gesundheitswesen-am-limit-ist
[5] https://doi.org/10.1016/j.psychres.2023.115170