4235/J-BR/2024
Eingelangt am 11.09.2024
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Anfrage
der Bundesrät:innen
Doris Hahn MEd MA,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend „Lehrer:innenmangel und fehlende Administrative Assistenzen an Österreichs Schulen“
Am Freitag, den 23.08.2024, wurde bei einer Pressekonferenz des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung verkündet, dass österreichweit nur mehr rund 100 Lehrer:innenposten unbesetzt sind und sich somit die Anzahl der offenen Stellen kurz vor Schulbeginn im „üblichen“ Bereich befindet. Wo es bis zum Schulstart dennoch nicht gelingt, ausreichend Personal zu finden, sollen die Bildungsdirektionen Lehramtsstudierende in fortgeschrittenen Semestern ansprechen. In Einzelfällen könnten auch Pensionistinnen und Pensionisten zum Abhalten des Unterrichts herangezogen werden.
Vonseiten der Lehrer:innen, der Direktor:innen, der Gewerkschaft und den Bildungsdirektionen kommen aus allen Bundesländern jedoch gegenteilige Meldungen. Es wird befürchtet, dass auch in diesem Schuljahr nicht jede Schulstunde mit einer qualifizierten Lehrkraft besetzt werden könne. Als Problem zeige sich zudem, dass zwar österreichweit genügend Lehrer:innen vorhanden sind, dies jedoch nicht bedeutet, dass sich diese auch räumlich passend über Österreich verteilen. Auch die unterschiedlichen Ausbildungen und Verwendungsarten (Schulfächer, Arbeitszeiten etc.) seien nicht ausreichend mitbedacht worden.
Zudem hat im Frühjahr die Gewerkschaft der Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer ihre Verhandlungen mit den Beamt:innen des Bildungsministeriums über ein Entlastungspaket für die Pflichtschulen erfolgreich abgeschlossen. Inkludiert war die Einführung von Administratorinnen und Administratoren an jedem Standort. Legistisch vorbereitet und ressourcenmäßig seitens des Finanzministeriums abgesichert war die Erwartung aller Pflichtschulen, dass dieser Meilenstein in Sachen pädagogisch-administrativer Unterstützung der Schulleitungen und Klassenvorstände mit dem kommenden Schulbeginn Realität werden würde. Gerade in Zeiten des Personalmangels wäre eine administrative Unterstützung der Direktionen von Bedeutung, damit sich jene mehr der pädagogischen Führung ihrer Schulen widmen können. Hierfür hätte es nur eine kleine Novellierung im Pädagogischen Dienst durch (noch) Vizekanzler Kogler gebraucht. Doch diese ist bis zum heutigen Tag nicht erfolgt.
Die Folge dieser schleissigen Planung des kommenden Schuljahres ist eine große Verunsicherung bei Familien mit Schulkindern und ein angespannter Schulstart für rund 125.000 Lehrer:innen in Österreich.
Um darauf aufmerksam zu machen und die finalen Zahlen für das Schuljahr 2023/24 zu erhalten, stellen die unterzeichneten Bundesrätinnen und Bundesräte nachstehende
Anfrage
1) Wie viele Lehrer:innen arbeiten aktuell an Österreichs Schulen? Bitte um Aufgliederung nach Bundesländern, Schultypen und Schulstufen.
2) Wie viele Lehrer:innenstellen in Schulen sind aktuell noch unbesetzt? Bitte um Aufgliederung nach Bundesländern, Schultypen und Schulstufen.
3) Die noch offenen Stellen betreffen die Bereiche Volksschule, Sonderpädagogik und den katholischen Religionsunterricht. Auf Basis dieser Datenlage sind bereits entsprechende Folgeausschreibungen geplant. Wann sind diese genau geplant?
4) Zum Stand Anfang August 2024 gab es auf Basis der Hauptausschreibung und bereits abgearbeiteter Folgeausschreibungen für rund 7.650 Stellen Zusagen. Rund 400 weitere Stellen waren ausgeschrieben. Wann und wie sollen diese Stellen besetzt werden?
5) Wie viele Überstunden wurden im letzten Schuljahr an Österreichs Schulen geleistet und auf welche Höhe haben sich die Kosten dieser belaufen? Bitte um Aufgliederung nach Schultypen, Schulstufen sowie nach Bundesländern.
6) Wie viele Mehrstunden wurden im letzten Schuljahr an Österreichs Schulen geleistet und auf welche Höhe haben sich die Kosten dieser belaufen? Bitte um Aufgliederung nach Schultypen, Schulstufen sowie nach Bundesländern.
7) Wie viele Einzel- und Dauermehrdienstleistungen wurden im letzten Schuljahr an Österreichs Schulen geleistet und auf welche Höhe haben sich die Kosten dieser belaufen? Bitte um Aufgliederung nach Einzel- und Dauermehrdienstleistungen, Schultypen, Schulstufen sowie nach Bundesländern, sofern möglich aber bitte in jedem Fall so genau wie auf Grund der Datenlage in Ihrem Haus irgendwie verfügbar.
8) Wie viele Quereinsteiger:innen waren im vergangenen Schuljahr insgesamt als Lehrer:innen an Österreichs Schulen beschäftigt? Bitte um Aufgliederung nach Schultypen, Schulstufen sowie nach Bundesländern.
9) Im Vorjahr haben 700 Personen als Quereinsteiger:innen an Österreich Schulen angefangen. In diesem Schuljahr sollen nur mehr 500 Quereinsteiger:innen (6% der neuen Lehrpersonen) beginnen. Die „Initiative Klasse Job“ scheint nicht nachhaltig zu wirken. Welche Gegenmaßnahmen werden ergriffen?
10) Aus der 18341/AB geht hervor, dass rund 1.500 Leitungsstellen an APS und BS und rund 120 Leitungsstellen an AHS und BMHS nur provisorisch besetzt sind. Vor allem kleinere Standorte im Volksschulbereich sind betroffen. Sind aus diesem Grund (administrative) Schulzusammenlegungen geplant?
11) Soll die Umsetzung des „Entlastungspakets“ und die Einführung Administrativer Assistenzen noch im kommenden Schuljahr (2024/25) durch eine Novellierung des Pädagogischen Dienstes umgesetzt werden?
a) Wenn ja, wie und wann?
b) Wenn nein, warum wurde diese Novellierung nicht rechtzeitig umgesetzt?
12) Wie viele Lehrpersonen wurden im vergangenen Schuljahr unmittelbar nach Abschluss ihrer Ausbildung fachfremd und damit außerordentlich eingesetzt, was grundsätzlich innerhalb der Induktionsphase nicht vorgesehen ist. Listen Sie diese bitte nach Bundesland, Schultyp und Schulstufe auf.
13) Sofern Frage 12 – wie bereits in vergangenen Anfragebeantwortungen – mit Verweis auf die fehlende Datenlage nicht erhoben werden kann: Wie gedenken Sie entsprechend der Evidenzen eine Planung für weitere Ausbildungsschwerpunkte im Bereich der Lehrer:innenbildung zu setzen und welche Maßnahmen können Sie, als zuständiger Bildungsminister überhaupt setzen, wenn diese Datenlage nicht zu bekommen ist?