1073/AE XX.GP
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abg. Helmut Haigermoser, DI Hofmann, Böhacker
und Kollegen
betreffend Beseitigung des bestehenden Verhaltenskartells
Die vor kurzem präsentierte WIFO - Studie „Der Kraftstoffmarkt in Österreich“ bestätigt,
daß die Nettotreibstoffpreise in Österreich im Vergleich mit den umliegenden Staaten zu
hoch sind. Dies wird auch im Antrag, mit dem das Preisgesetz 1992 geändert wird,
bestätigt, in dem folgende Ausführungen enthalten sind: „Die Preise für Benzin und
sonstige Mineralölprodukte liegen in Österreich bereits seit langem wesentlich über
dem Preisniveau in vergleichbaren Ländern.“ und „In diesen Fällen ist es bereits ein Indiz
für eine ungerechtfertigte Preispolitik in Osterreich, wenn dauerhaft die Preise in
Österreich über dem internationalen Preisniveau liegen und sogar noch erhöht
werden.“. Begründet werden die überhöhten Preise mit einer ungerechtfertigten
Preispolitik der Mineralölwirtschaft, wodurch großer volkswirtschaftlicher
Schaden entsteht, und zwar sowohl für die Wirtschaft als auch für die Konsumenten.
Mitverantwortlich für diese Situation ist sicherlich vor allem die Bundesregierung - allen
voran der Bundesminister für Finanzen - da diese als (Mehrheits -/ Mit -)Eigentümer der
OMV eine maßgebliche Gestaltungsmöglichkeit im Unternehmen und somit auch an der
Benzinpreisbildung hatte bzw. hat. Weiters profitierte und profitiert der Bundesminister
für Finanzen an den überhöhten Preisen durch die erzielten Mehreinnahmen aus
Umsatzsteuer sowie durch eine dadurch mitverursachte höhere Dividendenzahlung der
OMV.
Daß die OMV für die Benzinpreisbildung in Österreich hauptverantwortlich war/ist,
belegt die Tatsache, daß in der Regel die OMV eine Erhöhung oder Senkung ihrer
Treibstoffpreise über die APA bekanntgab und die restlichen Mitbewerber ebenfalls mit
kurzer zeitlicher Verzögerung eine Preisänderung bekanntgaben, wie folgende Beispiele
zeigen:
So war am 7. April 99 in der APA 558 um 16:45 zu lesen, daß die OMV alle Spritpreise
um 20 Groschen pro Liter angehoben hat, und bereits um 17:27 in der APA 594, daß
die anderen Mineralölkonzerne höchstwahrscheinlich mit ihren Preisen nachziehen
werden. Am 20. März 98 wurden lt. APA 536 (15:53) die Treibstoffe spürbar billiger,
wobei die Preissenkungsrunde von den Unternehmen OMV und Shell eingeleitet worden
sei. Am 28. August 97 um 15:04 kündigte die OMV eine Verbilligung von Benzin und
Diesel um 15 Groschen an, und lt. OTS 163 um 15:26 senkte die BP Austria ebenfalls
ihre Benzin - und Dieselpreise.
Unverständlich an dieser Vorgangsweise ist vor allem, daß Unternehmen mit völlig
unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und unterschiedlich hoher
Belieferung von Treibstoffen durch die OMV beinahe zur gleichen Zeit ihre Spritpreise
um den gleichen Betrag erhöhen oder senken. Interessant ist auch das kaufmännisch
nicht nachvollziehbare Verhalten, eine Preiserhöhung über die Medien zu verkünden.
Dies ist mehr als nur ein Indiz für ein seit Jahrzehnten in Österreich bestehendes
Verhaltenskartell
innerhalb der Mineralölbranche.
Hauptbetroffene dieser Situation waren/sind insbesondere jene Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, die durch den verschärften Wettbewerb am Arbeitsmarkt gezwungen
sind, zu pendeln. Wie hoch die finanzielle Inanspruchnahme der Autofahrer ist, beweist
nachstehende für 1998 erstellte Aufstellung:
Einnahmen (in Mrd.)
Mineralölsteuer 35,6 öS
Normverbrauchsabgabe 5,4 öS
KFZ - Steuer 1,7 öS
Motorbezogene Vers.Steuer 9,8 öS
Straßenbenützungsabgabe 1,0 öS
Maut und Vignette 6,5 öS
Parkgebühren 2,0 öS
Gesamtsumme: 62,0 öS
Bemerkenswert ist, daß sich das Mineralölsteueraufkommen von 18,9 Mrd. öS im Jahr
1989 auf 35,6 Mrd. öS im Jahr 1998 nahezu verdoppelt hat. Aufgrund des Wunsches
des Bundesministers für Finanzen nach Ökologisierung des Steuersystems muß sogar
noch eine weitere Erhöhung der Mineralölsteuer nach den NR - Wahlen erwartet werden.
Nicht eingerechnet in die Gesamtsumme in der Höhe von 62 Mrd. öS sind die von den
Autofahrern zu tragenden indirekten Kosten, wie z.B.: MWSt. für Treibstoff (mit
überhöhten Nettopreisen), Reparaturen und Kauf.
In Anbetracht dieser exorbitanten Kosten und der durch das Verhalten der
Bundesregierung - insbesondere des Bundesministers für Finanzen - bedingten, beinahe
jahrzehntelangen Mehrbelastung der Österreicher und Österreicherinnen stellen die
unterfertigten Abgeordneten folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, unverzüglich Maßnahmen zur Beseitigung des
in der Mineralölbranche bestehenden Verhaltenskartells zu setzen mit dem Ergebnis
einer spürbaren Treibstoffpreissenkung, um weiteren großen volkswirtschaftlichen
Schaden sowohl für die Wirtschaft als auch für die Konsumenten zu verhindern.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Wirtschaftsausschuß vorgeschlagen.