544/A XX.GP
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde
betreffend Errichtung einer atomwaffenfreien Zone in Europa
In Mittel- und Osteuropa gibt es heute eine de facto kernwaffenfreie Zone. 1990 legte
Artikel 5 Abs. 3 des deutschen Wiedervereinigungsvertrages die Atomwaffenfreiheit des
Territoriums der früheren DDR fest. Am 27.September 1991 haben die USA den Abzug
aller taktischer Kernwaffen aus Europa beschlossen. Eine Woche später erklärte
Gorbatschow für die UdSSR einen Abzug aller sub-strategischen Kernwaffen aus
Osteuropa. Anfang 1992 übernahm Jelzin diese Politik für Rußland als Rechtsnachfolger
der Sowjetunion. Alle ehemaligen sowjetischen Republiken außer Rußland sind dem
Atomwaffensperrvertrag als Nichtatomwaffenstaaten vor 1995 beigetreten. Die Ukraine hat
die letzten strategischen sowjetischen Sprengköpfe auf ihrem Gebiet am 31.Mai 1996 nach
Rußland geschickt, Weißrußland folgte im Februar 1997. Damit ist das Gebiet der
Visegrad-Staaten, der baltischen Republiken, der Ukraine, der Staaten des ehemaligen
Jugoslawien und des Gebietes der ehemaligen DDR de facto kernwaffenfrei. Jedoch ist die
Nicht-Stationierung von Atomwaffen nur auf dem Gebiet der ehemaligen DDR vetraglich
geregelt. In den letzten beiden Jahren haben Weißrußland, die Ukraine, die Schweiz,
Schweden und Finnland mit verschiedenen Initiativen auf eine atomwaffenfreie Zone in
Mittel- und Osteuropa gedrängt.
Gegen diese Bestrebungen besteht die NATO auf der prinzipiellen Bereitschaft zur
Atomwaffenstationierung als Vorbedingung zu einem NATO-Beitritt. Angesichts der dieser
Tage beim NATO-Gipfel in Madrid bevorstehenden Beschlußfassung eine Osterweiterung
des atombewaffneten Militärbündnisses, ist eine gleichzeitige Erfassung der Neumitglieder
unter dem Nuklearschirm, mittels luftgestützter nuklearbewaffneter Bomber, zu befürchten.
Dieses Vorrücken nuklearer Waffen Richtung Osten ist geeignet, in Rußland neue
Bedrohungsgefühle wecken. Eine neue Spaltung Europas droht. Dieses nukleare Element
der NATO-Osterweiterung hilft weder der Stabilität noch bringt es mehr Sicherheit in
Europa.
Außenminister Schüssel hat in einem Schreiben vom 3.Jänner 1997 betont: „Die
österreichische Bundesregierung tritt, wie Sie wissen, für die Reduzierung und letztlich die
weltweite Abschaffung von Atomwaffen ein. Was die Errichtung nuklearwaffenfreier Zonen
betrifft, so können derartige Maßnahmen über Wunsch und Initiative jener Staaten, die
einer solchen Zone angehören sollen, zur Eliminierung von Atomwaffen einen wertvollen
Beitrag leisten.“
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
Der Außenminister möge im Zusammenhang mit der Osterweiterung der NATO eine
Initiative setzen, die auf die Erhaltung durch eine vertragliche Absicherung der praktisch
bestehenden atomwaffenfreien Zone in Europa abzielt.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den außenpolitischer Ausschuß vorgeschlagen.