914/A XX.GP

 

Entschließungsantrag

 

der Abgeordneten Dipl. - Ing. Hofmann

und Kollegen

eingebracht im Zuge der Debatte zur Erklärung des Bundesministers für Justiz im

Zusammenhang mit dem Grubenunglück in Lassing

betreffend das seltsame Verhalten der Staatsanwaltschaft Wels

 

Die WTK, die Wolfsegg - Traunthaler - Kohlenwerks - GmbH., war ein Bergbauunternehmen,

dessen einziger Großabnehmer die OKA war. Der Liefervertrag zwischen OKA und WTK lief

mit Beschlußprotokoll vom Dezember 1994 aus. Ende Juni 1995 wurde das Unternehmen nach

Auslaufen des Vertrages mit der OKA von zwei Liquidatoren abgewickelt.

 

Erworben wurde die WTK schließlich zu einem auffällig günstigen Kaufpreis vom ehemaligen

Geschäftsführer und Liquidator Dr. Schabel.

Auf die zahlreichen Ungereimtheiten und möglichen Ungesetzlichkeiten, die sich im Zuge des

Verkaufes der WTK und auch in der Folge ereignet haben, wurde die Staatsanwaltschaft Wels

mittels einer Sachverhaltsdarstellung vom 2. Oktober 1997 hingewiesen. In der genannten

Sachverhaltsdarstellung wurden der Verdacht der Untreue durch Dr. Schabel, der Verdacht der

“freihändigen” Vergabe einer Bergbauförderung in der Höhe von 36 Millionen Schilling durch

die Sektion VII des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten unter

Sektionschef  Dr. Wüstrich und andere schwerwiegende Verdachtsmomente geäußert. Wie aus

der beigelegten Sachverhaltsdarstellung ersichtlich hätten die diesbezüglichen Angaben auch

durch entsprechende Unterlagen erhärtet werden können.

 

Diese Unterlagen, die entschieden zur Klärung des Falles beigetragen hätten, wurden jedoch

aus völlig unverständlichen Gründen von der Staatsanwaltschaft Wels nie angefordert.

In weiterer Folge wurden zur genannten Causa lediglich Entlastungszeugen von den mit den

Ermittlungen beauftragten Beamten einvernommen.

 

Dieses völlig unverständliche Vorgehen der Staatsanwaltschaft Wels führte dazu, daß die

Ermittlungen innerhalb eines Monates bereits abgeschlossen und im Sande verlaufen waren.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden

 

Entschließungsantrag:

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

“Der Bundesminister für Justiz wird ersucht, dem Nationalrat bis Mitte Jänner 1999 zu

berichten und darzulegen, welche Gründe für das Verhalten der Staatsanwaltschaft Wels in

Sachen Ermittlungen gegen Dr. Schabel ausschlaggebend waren.

Weiters wird der Bundesminister für Justiz ersucht, dem Nationalrat bis Mitte Jänner 1999 zu

berichten und darzulegen, warum die Anforderung der in der nämlichen

Sachverhaltsdarstellung angebotenen Unterlagen für entbehrlich gehalten und sohin eine

umfassende Prüfung der in dieser Sachverhaltsdarstellung dargelegten schwerwiegenden

Verdachtsmomente, wie etwa die zu Unrecht erfolgte Ausschüttung der Bergbauförderung

durch die Sektion VII des BMwA, nicht vorgenommen wurde.”

Anlage

 

 

Betrifft: Vorgänge vor/während/nach der Liquidation der

Wolfsegg - Traunthaler - Kohlenwerksgesellschaft (WTK)

(Verdacht des Verbrechens der Untreue nach § 153 Abs.2 StGB)

 

Sachverhaltsdarstellung

 

Die WTK, die Wolfsegg - Traunthaler - Kohlenwerks - GmbH. war ein Bergbauuntemeh -

men, dessen einziger Großabnehmer die OKA war.

Der Liefervertrag zwischen OKA und WTK lief mit Beschlußprotokoll vom Dezember

1994 aus.

Das Unternehmen wurde Ende Juni 1995 von zwei Liquidatoren in Liquidation geführt.

Einer der beiden Abwickler war Dr. Hans Schabel, von 1985 bis 1995 Geschäftsführer

der WTK.

 

Es gibt sowohl schwere Verdachtsmomente als auch Unterlagen, die den Verdacht

erhärten, daß es im Zuge der Liquidation zu einigen gravierenden Ungereimtheiten

und Ungesetzlichkeiten kam.

1.) So liegen Unterlagen vor, die den Verdacht erhärten, daß ein im Zuge der Abwick -

lung gemachtes Kaufangebot einer oberösterreichischen Gesellschaft, der Fa.

“Gritzky", vom damaligen Geschaftsführer und zugleich Liquidator Dr. Schabel unter -

schlagen wurde, da dieses Angebot weder der ÖBAG noch dem Finanzministerium als

Eigentümervertreter bekannt war.

 

Vielmehr erwarb Dr. Schabel 1996 über seine Schabel - Beteiligungs - GmbH. selbst -

kurz nach seiner Pensionierung die zum Verkauf stehende WTK - Ampflwang mit einem

Areal von etwa 500 ha um 20 Millionen Schilling.

( Während die von Dr. Schabel gegründete Schabel - Beteiligungs - GmbH. alle WTK -

Anteile der ÖIAG Bergbauholding AG ( ÖBAG) übernahm, erwarb Frau Dr. Schabel

die WTK - Anteile der ÖBAG - Beteiligungs - und Verwaltung - GmbH. (ÖBAG - BV)).

( Die Schabel Beteiligungs - GmbH hat eine Stammeinlage von öS 500.000,-, Dr. Hans

Schabel ist Alleingesellschafter der GmbH, in der er mit drei weiteren Familienmitglie -

dern zu je 25% Gesellschafter ist.)

 

Dr. Schabel erwarb die gesamte WTK mit einem Areal von etwa 500 ha für 20

Millionen Schilling.

Das Angebot der Firma Gritzky hatte für lediglich rund 100 ha etwa 40 Millionen

Schilling betragen.

 

 

Generell sei angemerkt, daß potentielle Käufer von Teilgrundstücken des WTK - Areals

von Dr. Schabel -  um es salopp auszudrücken - abgeschreckt wurden. Insbesondere die

Schilderung von Bergbauschäden, Abbauverpflichtungen, Rekultivierungsmaßnahmen

und sonstiger Umweltschäden wie Bodenkontaminierungen, Verpressen von Umwelt -

giften in aufgelassenen Stollen und dergleichen hielt Kaufinteressenten vom effektiven

Kauf ab.

Als Randbemerkung sei erwähnt, daß Gutachten über Bergschäden für einen Geschä -

digten noch lange keine Gewähr für die Einbringlichkeit seiner Forderungen darstellen.

Dr. Schabel kann und konnte daher damit rechnen, daß die Haftungen für Bergschäden,

wenn überhaupt, dann nur in geringem Maße schlagend werden.)

Unter anderem wurden aussichtsreiche Verhandlungen mit einem oberösterreichischen

Tiefbau - und Kiesunternehmen abgebrochen, als der Vorstand der ÖBAG die Weisung

erteilte, die WTK nur mehr “im Stück” zu verkaufen.

   Sollte das tatsächlich der Grund tür den Abbruch der Verhandlungen gewesen sein,

mutet diese Vorgangsweise seltsam an, da zum Beispiel das Angebot der Fa. Gritzky -

tür einen kleinen Teil des Geländes - einen wesentlich höheren Erlös durch “Filletierung”

bzw. stückweisen Verkauf der WTK erwarten ließ.

 

2.) Aus weiteren Unterlagen geht hervor, daß auch die unter Dr. Schabel erstellte Li-

quidationsbilanz nicht ganz schlüssig bzw. richtig zu sein scheint:

 

   Während die Aktiva ausgesprochen niedrig bewertet werden, sind die Passiva unver -

hältnismäßig hoch.

   Allein die Rückstellungen für Bergbauschäden sind überdurchschnittlich hoch und

drücken somit das flüssige Kapital enorm.

Überdies liegt der Verdacht nahe, daß durch einen 1996 geschlossenen Abtretungsver -

trag gesichert ist, daß, - sollten die Haftungen schlagend werden - diese wahrscheinlich

zu Lasten des Bundes gehen werden.

Durch diese übermäßig hohe Bewertung der Passiva und eine niedrige Bewertung der

Aktiva betrug schließlich das Liquidationskapital nur 16,8 Millionen Schilling.

 

 

In Zusammenhang mit der enormen Höhe der Rückstellungen für Bergbauschäden

drängt sich die Frage auf, welche Sicherheiten die Haftungen betreffend eine 500.000,-

Schilling - GmbH. bieten kann und wer, im Falle, daß die Haftungen schlagend werden,

tatsächlich haftet.

Dies um so mehr, da sich in dem 1996 geschlossenen Abtretungsvertrag die Erwerber

verpflichten bis 30. Juni 1999 sämtliche Verbindlichkeiten auf allfällige Rechtsnachfol -

ger zu überbinden. Sollten daher ab dem 1. Juli 1999 einzelne Grundstücke verkauft

werden bestehen weder für Dr. Schabel noch für Dritte Verpflichtungen hinsichtlich der

davon betroffenen Grundstücke und der damit zusammenhängenden Haftungen.

 

3.)  Weiters wurde seitens der ÖBAG bzw. der Sektion VII des BMwA sichergestellt, daß

       die WTK eine Bergbauförderungvon36Millionen(1996-1998) erhält, jedoch von

       Dr. Schabel weder Investitionen zu tätigen noch Arbeitsplätzen zu sichern sind. Dr. 

       Schabel betreibt nun mit seiner WTK den Bergbau im kleinen Stil mit acht bis zehn Be -

       schäftigten weiter.

          Um den Bergbau tatsächlich betreiben zu können, bedarf es auch emiger Abnehmer.  

      Diese Abnehmer sind pensionierte WTK - Beschäftigte bzw. deren Angehörige, denen

      Kohlelieferungen in Form von Deputaten (2 Tonnen pro Person und Jahr ) zustehen.

      Diese Deputatsverpflichtung wurde von der “alten” WTK in vollem Ausmaß wahrge -

      nommen.

        Genannte Verpflichtung wurde von Dr. Schabel, d.h. von der jetzigen bzw. “neuen”

      WYK nicht übernommen. Die finanzielle Verpflichtung übernahm die ÖB AG. Die “neue”

      WTK der Schabel Beteiligungs - GmbH. wurde von der ÖBAG beauftragt, die Förderung

       der Deputatskohle im Auftrag und auf Rechnung der ÖBAG vorzunehmen.

      Anbei sei noch bemerkt, daß im Normalfall der Bezieher von Deputaten dieses Recht bis

       zu seinem Lebensende hat. Nicht so in diesem Fall: An die Bezugsberechtigten erging be -

       reits eine Mitteilung, in der die Lieferung zeitlich bis 1998 begrenzt wird. Die derzeitige

       Abgabe der Deputatskohle an die Bezugsberechtigten hat zu genau vorgeschriebenem

       Datum und exakter Uhrzeit zu erfolgen, verspätet sich der Bezugsberechtigte, hat er sei -

        nen Anspruch verwirkt.

 

 

Allgemein stellt sich bezüglich der Deputatsverpflichtung die Frage, warum gerade

diese Verpflichtung von der ÖBAG übernommen wurde.

(Alle sonstigen Verpflichtungen fanden Eingang in die Passiva, auch die Deputatsver -

pflichtung hätte sich versicherungsmathematisch berechnen und bewerten lassen.)

4.) Ein Teil des Areales der "alten" WTK ( etwa 70.000 m²) wurde (gemäß dem vor der

     Abtretung der ÖBAG an Dr. Schabel geschlossenen Vertrag) an den Verein Österreichi -

     sche Geseitschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) verkauft, und zwar um 1 Schilling.

     Diese brachte den Besitz und die neu gegründete ÖGEG - GmbH. ein.

        Die ÖGEG - GmbH. gliedert sich in den Verein ÖGEG (46%) und die ÖGEG - GmbH.

     (54%, Stammeinlage 500.000,-, davon einbezahlt 250.000,-))

     Durch diesen Verkauf kommt Dr. Schabel, obwohl das Nutzungsrecht für Grundstük -

     ke, Ahlagen und Gebäude bei der Schabel - GmbH. verbleibt, nicht in die Verlegenheit, 17

     Millionen Schilling für den Abbau der Gleisanlagen auf WTK - Areal aufwenden zu müs -

      sen. In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings die Frage, welche Gegenleistung die

     Schabel  - Beteiligungs - GmbH. der ÖGEG - GmbH. für die Einräumung des Nutzungs -

     rechtes erbracht hat bzw. erbringt.

      ( Ein Abbau der Gleisanlagen ist mit der Stillegung des Bahnbetriebes verpflichtend.

     Für die ÖGEG als einen Verein für Eisenbahngeschichte besteht die Verpflichtung zum

     Abbau natürlich nicht, da die Gleisanlagen nach wie vor  - 1x jährlich, für Nostalgiefahr -

     ten von Ampflwang nach Timelkamm - genutzt werden.)

 

 

      Im Zusammenhang mit den Gleisanlagen erscheint nicht schlüssig, wer für die Kosten

      aufkommt, wenn die Abbauverpflichtung eintritt. Der Nutzer, der Verein ÖGEG, “lebt”

      von Subventionen, Spenden und bescheidenen Mitgliedsbeiträgen.

      Auf das von der ÖGEG erworbene Areal hätte die Gemeinde Ampflwang das Vorkaufs -

      recht gehabt, der Kauf wurde aber in der Gemeindeaufsicht abgelehnt. Das obwohl die

      durch die Verpflichtung zum Gleisabbau anfallenden Kosten mühelos hätten gedeckt

      werden konnten, da es bereits Unternehmen gab, die ihr Kaufinteresse am jetzigen

      ÖGEG - Areal - zu einem ortsüblichen Preis - bekundet haben.

 

5 ) Weiters sei angemerkt, daß kurz vor der Übernahme der WTK durch die Schabel Betei -

      ligungs - GmbH., die sich bereits abzeichnete und nicht völlig unerwartet hereinbrach,

      noch unter Dr. Schabel als Geschäftsführer und als Liquidator, einige Investitionen ge -

      tätigt wurden. Zum Zeitpunkt, als bereits klar war, daß das Unternehmen liquidiert wird,

      waren diese Investitionen weder sinnvoll noch notwendig. Für das damals noch staatliche

      Unternehmen fielen enorme Kosten:

 

 

      Es wurde ein bestehendes Gebäude mit großem Umbauaufwand als Direktionsgebäude

      saniert und adaptiert, um dann im Zuge der Fertigstellung geschleift zu werden, da das

      Areal, auf dem sich das Gebäude befindet an die Gemeinde verkauft wurde und neu be -

      baut wurde.

 

         Eine Huntspur wurde verbreitert, eine Eisenbahnbrücke samt Geleisen angehoben, ei -

       ne Lok angekauft und restauriert, die Kohlewasch - und Sortieranlage sowie diverse Ge -

       bäude saniert.

 

       Von der alten WTK werden, mit dem Ansinnen Arbeitsplätze zu schaffen, 95 Millionen

        Schilling in ein Tourismus Projekt, den Robinson Club, investiert. 10 Millionen Schilling

fließen in die Errichtung eines “Indianerdorfes”, das in der Folge zwei Monate in Betrieb

war.

Im Dezember 1994 wird mit dem OKA - Vorstand auf Kosten der OKA ein Härtefonds

mit 25 Millionen Schilling für die Beschäftigten der WTK eingerichtet.

   Aus diesem Härtefonds fließen 4,2 Millionen Schilling zur Aufschließung durch Kanal -

und Wasserleitungen nach Hinterschlagen für ein Tourismusprojekt, das Projekt Point -

ner. Diese Projekt wurde nicht realisiert. Profit aus den genannten Bauarbeiten zogen

Dr. Schabel, da seine Gründe durch Kanal - und Wasserleitung eine beträchtliche Wert -

Steigerung erfahren. (Dr. Schabel ist Beirat im Härtefonds.)

 

  Als Detail am Rande sei angeführt, daß sich zum unternehmerischen Geschick des

Dr. Schabel auch noch das nötige Glück gesellte: Der Nordfeldstollen, ein als überaus si -

cher geltender und unter Denkmalschutz stehender Stollen, brach ein. Er wird nun

den Kohleabbau und die Kohlelagerung genutzt.

 

 

       Es stellt sich bei genauerer Betrachtung der “glücklichen Umstände”, die in Zusam -

menhang mit Bergbauförderung, Haftungen, Abtretungsvertrag, Nutzungsrech -

ten, Bewertungen, dem Kaufpreis und dergleichen sich ergaben, die Frage, ob hier nicht

ein gesetzwidriges Verhalten einzelner Personen seitens der ÖIAG - ÖBAG, des Wirt -

schafts - und Finanzministeriums, der Marktgemeinde Ampflwang sowie sonstiger an

den diversen Geschäftsvorgängen direkt oder indirekt beteiligter Personen vorliegt

 

Abschließend sei gesagt, daß die in einem Interview vom Alleinvorstand der ÖBAG -

Bergbauholding - AG und alleinigen Geschaftsführers der ÖBAG - BV, DI Erich Staska,

getätigte Aussage, in Sachen WTK habe es bereits eine Rechnungshofprüfung gegeben,

nicht richtig ist.

 

Vorstehende Fakten habe ich Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen mitgeteilt und er -

suche Sie, die Richtigkeit derselben sowie deren strafrechtliche Relevanz von Amts we -

gen zu überprüfen

 

 

Hochachtungsvoll

 

 

Dipl. - Ing. Maximilian Hofmann