1006/AB
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1134/J-NR/ 1996, betreffend meine Aussagen zur Anzahl der beschäftigten Universitätslehrer, die die Abgeordneten Dipl.-Vw. Dr. LUKESCH Lind Kollegen am 12. Juli 1996 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
1. Wieviele Universitätslehrer werden mit Beginn des Wintersemesters beschäftigt sein?
Antwort:
Das Bundesministerium für Wissenschaft, Verkehr und Kunst geht davon aus, daß mit Beginn des Wintersemesters 1996/97 mehr Universitätslehrer beschäftigt sein werden, als im Wintersemester 1995/96. Die genaue Zahl ist derzeit aber noch nicht bekannt, da einige Ausschreibungs- und Aufnahmeverfahren noch nicht abgeschlossen sind.
2. Wieviele Universitätslehrer waren im Wintersemester 1995/1996 beschäftigt?
Antwort'.
Laut Auswertung des Bundesrechenamtes war im Wintersemester 1995/96 folgende Zahl an Universitätslehrern (Universitätsprofessoren, Assistenten, Bundeslehrer) beschäftigt-.
Oktober 1995: 9.016
Januar 1996: 8.904
3. Woraus schließen Sie, daß mit einem höheren Beschäftigungsstand (ohne begleitende Evaluation) im Herbst ein "ordentlicher und der Verantwortung entsprechender Studienbetrieb aufrechterhalten werden kann?
Antwort:
Wenn im Wintersemester 1995/96 die Durchführung des Lehrbetriebs mit einem niederen Beschäftigungsstand ordnungsgemäß durchführbar war, dann ist anzunehmen, daß dies mit einem höheren Beschäftigungsstand auch im Wintersemester 1996/97 möglich sein müßte. Daß dieser Schluß nicht für alle Einzelfälle gültig sein muß, ist selbstverständlich. Die angeführten Ausnahmefälle scheinen nur jedoch keine zu sein. Im übrigen wurden meinerseits Vorkehrungen getroffen, in solchen Fällen eingreifen zu können. Die Universitäten haben Mittel erhalten, um in Notfällen Planstellen nachbesetzen zu können. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit den Universitäten sind abgeschlossen.
4. Differenzieren Sie in Ihrer Feststellung, daß eine Gruppe von Universitätsbeschäftigten "aus dem Bewahren heraus eigentlich ihre Identität bezieht" einer Gruppe deutlich reforminteressierter Universitätsbeschäftigter gegenüberstehe, zwischen "Strukturkonservativismus" und berechtigter Sorge, Mindeststandards in Forschung und Lehre aufrechterhalten zu können, oder wollen Sie mit. dieser Aussage Kritiker an Universitäten pauschal diffamieren?
Antwort:
Es handelt sich bei meiner gegenständlichen Aussage bereits um eine differenzierende Aussage
über das Verhalten der Universitätslehrer zur Hochschulreform. Wie ich Ihrer Frage entnehme, wünschen Sie selbst, weitere Differenzierungen vorzunehmen, und zwar zwischen "Strukturkonservatismus und berechtigter Sorge. Sie werden verstehen, daß ich diesem - Ihrem Meinungsbildungsprozeß weder vorgreifen kann, noch will. Ich sehe dem Ergebnis aber mit großem Interesse entgegen.
5. Glauben Sie nicht, daß das Japanologiestudium verbunden mit dem mangelnden Japanischuntericht tatsächlich zu einem " Orchideenstudium " verkümmern muß?
Antwort:
Aufgrund der budgetär schwierigen Lage auch der Universitäten in Österreich sind sicherlich an einigen Instituten Personalprobleme aufgetreten, die jedoch als eine Folge der Finanzierungsproblematik zu sehen sind. Es besteht nicht die Absicht, eines der angebotenen Fächer also auch nicht die Japanologie- "auszuhungern", wobei der Begriff "Orchideenfächer" zwar auf eine geringe Anzahl an Hörern, nicht jedoch auf eine schlechte Qualität in Lehre und Forschung hinweist. Zwar kann dem aufgrund steigender Studentenzahlen aufgetretenen Personalbedarf derzeit nicht durch die Zuweisung von Zusatzpersonal entsprochen werden, die Nachbesetzung der dringendsten Vakanzen soll jedoch sichergestellt werden. Es wurden daher Personalverhandlungen mit den Universitäten geführt, in deren Folge den Universitäten finanzielle Mittel zur Finanzierung der am meisten benötigten nachzubesetzenden Planstellen zur Verfügung gestellt werden.
In den Personalverhandlungen mit der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien wurde die Nachbesetzung einer L1-Stelle für Japanologie als vorrangig gereiht. Die tatsächliche Verwendung der Mittel obliegt jedoch - und zwar insbesondere im Bereich der Assistenten, des sonstigen wissenschaftlichen und des nichtwissenschaftlichen Personals (da hier keine Freigabe der Planstelle mehr beantragt werden muß) - den Universitäten, daher wäre auch der Bedarf im Bereich der Japanologie inneruniversitär abzuklären. Von den Lektoren des Instituts für Japanologie wurden in den letzten drei Semestern im Durchschnitt 25 Lehrveranstaltungen angeboten. Wenn das Fakultätskollegium die zehnprozentige Kürzung der Lehrauftragskontingente ohne Umverteilung an das Institut voll weitergegeben hat, dürften von den Einsparungen bei einem bisherigen Gesamtlehrangebot von 36 bis 41 Lehrveranstaltungen zwei bis drei Lehrveranstaltungen betroffen sein (siehe Beilage 1). Ich kann daher die Aussage, daß es keinen Japanischunterricht mehr gibt und Österreicher ins Ausland gehen müssen, um Japanisch zu lernen, nicht nachvollziehen.
6. Halten Sie in Anbetracht der Globalisierung der Wirtschaft das "Aushungern" des Institutes für Japanologie für eine geeignete Maßnahme, dem Wirtschaftsfaktor Japan zu begegnen?
Antwort:
Das Institut für Japanologie verfügt bei einem Ordinariat über 4 Assistentenplanstellen, 2 Bundeslehrer-Planstellen IL/11 und 1,5 nichtwissenschaftliche Planstellen. Bis auf eine Lehrer-Planstelle, die 1995 zugewiesen worden ist und für die ein Aufnahmeverfahrer läuft, sind alle Planstellen besetzt. Von einem "Aushungern" dieses Instituts kann daher nicht die Rede sein.
7. Muß nicht zur Reorganisation eines Universitätsinstituts ein vielfaches des finanziellen Aufwandes investiert werden, der jetzt notwendig wäre, diesen Standard zu halten?
Antwort:
Es ist keine Redimensionierung beabsichtigt.
8. Setzen Sie als Wissenschaftsminister besonders auf die Verankerung der deutschen Sprache als dritte Arbeitssprache der Europäischen Union, um der Lehre von der englischen Sprache und Literatur keine Bedeutung mehr zumessen zu müssen?
Antwort:
Die Ausführungen in der Einleitung der Anfrage lassen darauf schließen, daß mit dieser Frage ebenfalls die Personalproblematik angesprochen wird. Auch für diesen Bereich gilt das oben
Angeführte. Überdies wird darauf hingewiesen, daß in der Wiener Zeitung vom 3. Juli 1996 am Institut für Anglistik und Amerikanistik eine halbe Vertragslehrerstelle (offenbar fehlt in der Wr. Zeitung die genaue Planstellenbezeichnung) ausgeschrieben worden ist. Die Studienrichtung Anglistik an der Universität Wien hat bereits seit Jahren jährlich zwischen 500 - 600 Studienanfänger (siehe Beilage 2). Gemessen an der Zahl der Absolventen (Absolventen pro Professor) ist sie allerdings nach der klassischen Philologie von allen philologischen Studien am wenigsten belastet. Andere Studien haben das drei- bis sechsfache an Absolventen pro Professor. Es gibt derzeit vier Ordentliche Professoren und zwei Außerordentliche Professoren der Anglistik. Ich kann daher nicht nachvollziehen, warum die Einführungsvorlesung in Zukunft nur mehr für 120 Hörer stattfinden soll.
Ein Bezug zu den Bemühungen um "Deutsch als weitere Arbeitssprache der Europäischen Union" kann nicht gesehen werden. Eine Einführung von Deutsch als Arbeitssprache wird keinen Einfluß auf Umfang und Qualität der Lehre im Bereich der Anglistik und Amerikanistik haben. Außerdem muß ich darauf hinweisen, daß nicht nur das Institut für Anglistik der Universität Wien, sondern das gesamte österreichische Bildungssystem sowie der private und halböffentliche Weiterbildungssektor Sprachausbildungen betreiben.