1381/AB XX.GP

 

Herrn Präsidenten 

des Nationalrates 

Univ. Prof Dr. Heinz FISCHER

Parlament

1017 Wien

Wien, 19.Dezember 1996

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.1411/J-NR/96 betreffend die Finanzierung der

Ausstellung über die "Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944", die die Abgeordneten

Mag. Terezija Stoisits und Freundlnnen am 30. Oktober 1996 an mich richteten. wird wie

folgt beantwortet :

1. Welche Mittel und Instrumente sieht das Unterrichtsministerium in seinem Verant-

wortungsbereich als sinnvoll an, um die Jugend vor Verleitung durch Rechtsextre-

misten, Rassisten und Kriegsverherrlichern zu bewahren?

2. Halten Sie kontroversielle öffentliche Diskussionen zu Themen wie der oben genannten

Ausstellung als kontraproduktiv und sehen Sie Anlaß die Jugend vor Informationen

über Verbrechen, die zum Teil auch von Österreichern begangen wurden, zu schützen'?

Antwort:

In diesem Zusammenhang möchte ich zunächst auf die Ausstellung "Kunst und Diktatur"

(Architektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjetunion

1922 bis 1956) verweisen. Mit dieser vom 28. März bis zum 15. August 1994 im Wiener

Künstlerhaus gezeigten Ausstellung hat mein Ressort die unterdrückung der künstlerischen

Freiheit und damit der gesamten Grund- und Freiheitsrechte durch den Nationalsozialismus und

die verschiedenen totalitären Regime dieses Jahrhunderts ausführlich behandelt. Hiebei wurde

insbesondere die Pervertierung der Kunst zum Instrument der Machterhaltung und zum

Bestandteil einer verlogenen Propagandamaschinerie im Dienste eines verbrecherischen,

rassistischen und zutiefst inhumanen Regimes dargestellt. Diese Ausstellung wurde in der

ausdrücklichen Absicht vorbereitet und durchgeführt, um insbesondere die Jugend über die

 

unvorstellbaren Greuel und Verbrechen jener Jahre aufzuklären und solcherart einen Beitrag zur

Immunisierung unserer Jugend gegenüber totalitären und rechtsextremen Strömungen zu leisten.

Des weiteren unterstützt das Ressort Informationsveranstaltungen und Ausstellungen zu den

genannten Themen durch die österreichweite Einladung der Schulen (z.B. Anne-Frank-Aus-

stellung) und durch die Vermittlung von Referenten.

Öffentliche Diskussionen bieten im Sinne des Unterrichtsprinzips Politische Bildung die Möglich-

keit, sich mit in der Gesellschaft vorhandenen Kontroversen und Interessenkonflikten ausein-

anderzusetzen und zu mündigen Entscheidungen zu befähigen.

Dabei zeigt sich immer wieder, daß die österreichische Zeitgeschichte sowohl ein wichtiges

Thema des österreichischen Selbstverständnisses ist als auch des Bildes Österreichs im Ausland.

3. Wieviele Schulklassen hatten bisher Gelegenheit diese Ausstellung zu besuchen?

4. Wieviele Schulklassen bzw. deren Lehrerlnnen, schätzen Sie, hätten Interesse diese

Ausstellung noch zu besuchen?

Antwort:

Nach Auskunft der Veranstalter haben in Wien ca. 100, in Klagenfurt ca. 150 und in Innsbruck

ca. 80 Schulklassen die Ausstellung besucht. Auch für andere Landeshauptstädte sind vergleich-

bare Zahlen zu erwarten.

Die Ausstellung in Klagenfurt, Innsbruck und Wien wurde von insgesamt 35.000 Menschen

besucht.

5. Unterstützt das Unterrichtsministerium Vorhaben von Lehrerlnnen, die Ausstellung mit

ihren Klassen zu besuchen? Wenn ja, in welcher Weise?

Antwort:

Um den Schulen in Österreich die Möglichkeit einer wissenschaftlich fundierten Auseinander-

setzung zu bieten, wurde schon bisher seitens meines Ressorts das Buch "Österreicherlnnen und

der Zweite Weltkrieg" ( 1989) zur Verfügung gestellt.

 

Im Hinblick auf die aktuelle Ausstellung werden zusätzlich folgende Publikationen für eine

wissenschaftliche Auseinandersetzung auf Lehrerlnnenebene verfügbar gemacht:

- Gehorsam bis zum Mord? Der verschwiegene Krieg der deutschen Wehrmacht - Fakten,

Analysen, Debatte, ZEIT-Punkte Nr. 3/1995 (= Sonderdruck der Wochenzeitung DIE ZEIT);

- Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Ausstellungskatalog, hergestellt

vom Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1996.

Über die Ausstellung in Linz und das Begleitprogramm wurde vom Landesschulrat für

Oberösterreich im Verordnungsblatt Nr. 24 vom 21. November 1996 informiert. Auch der

Stadtschulrat für Wien hat 1 995 die Schulen von der Ausstellung in Kenntnis gesetzt

(Zl. 000 026/60/95 vom 14. August 1995). In Klagenfurt gab es seitens meines Ressorts eine

finanzielle Unterstützung für eine themenbezogene Veranstaltung mit Zeitzeuglnnen.

6. Sieht das Unterrichtsministerium Ausstellungen dieser Art im ausschließlichen Interesse

von Privatpersonen und sollten diese daher auch privat finanziert werden, oder erachtet

das Unterrichtsministerium solche Veranstaltungen im Interesse der Öffentlichkeit?

7. Hat das Unterrichtsministerium die Ausstellung bisher in irgendeiner Weise unterstützt?

a) Wenn ja, wie lautet der Bericht?

b) Wenn nein, warum nicht?

8. Hat das Unterrichtsministerium vor, die Ausstellung in Zukunft in irgendeiner Weise zu

unterstützen?

Antwort:

Bis dato ist kein Förderungsansuchen seitens der Organisatoren in meinem Ressort eingelangt.

9. Plant das Unterrichtsministerium, Kataloge der Ausstellung zur Information von Schul-

klassen, die die Ausstellung nicht besuchen können, anzukaufen?

 

10. Plant das Unterrichtsministerium in irgend einer anderen Weise das Material, das für

die Ausstellung zusammengestellt wurde, für den Lehrbetrieb zu nützen und entspre-

chende Unterrichtshilfen zu erstellen? Wie lautet der Bericht?

Antwort:

Die Beschäftigung mit diesem Thema muß von den jeweiligen Lehrern auf die Erfordernisse der

Schüler didaktisch abgestimmt werden. Zur Vorbereitung des Unterrichts können interessierten

Lehrerinnen die angeführten Kataloge bzw. Broschüren zur Verfügung gestellt werden.

Die Bundesministerin: