1461/AB XX.GP

 

schriftliche Anfrage der

Abgeordneten zum Nationalrat

Karl Öllinger, Pollet-Kammerlander,

Freundinnen und Freunde an den

Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten

betreffend den Friedensprozeß

in El Salvador

Z1. 1563/J-NR/1996 v. 29.11.1996)

Die Abgeordneten zum Nationalrat Karl Öllinger,

Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde, haben am 29. Nov.

1996 an mich eine schriftliche Anfrage betreffend den

Friedensprozeß in E1 Salvador gerichtet, welche folgenden

Wortlaut hat :

"1. Inwiefern werden Sie sich in den Gremien der UNO

dafür einsetzen, daß seitens der UNO Druck gemacht wird für

eine Umsetzung des Friedensabkommens und eine Verlängerung der

UN-Friedensmission in El Salvador?

2 . Im kommenden Frühjahr sind Wahlen in El Salvador.

Werden Sie dafür eintreten, daß Österreich Wahlbeobachter

entsendet?

3 . El Salvador gehört zu den Schwerpunktregionen der

Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Inwiefern werden

Sie sich im Rahmen der bilateralen Kontakte mit El Salvador

dafür einsetzen, daß es zu einer Umsetzung des

Friedensabkommens kommt?"

Ich beehre mich, diese Anfrage wie folgt zu beantworten:

1. Österreich hat am 17. 12 . 1996, gemeinsam mit allen

anderen Mitgliedstaaten der Eu und den Ländern der

Freundschaftsgruppe für El Salvador, eine UN-Resolution

betreffend das UN-Verifikationsbüro in E1 Salvador eingebracht.

Darin wurde, bei voller Anerkennung des Bekenntnisses

von Regierung und Volk El Salvadors zur Konsolidierung des

Friedensprozesses, beschlossen, den Vertreter des

UN-Generalsekretärs mit dem Erlöschen des UN-Büros für

Verifikation (UNOV) zum 31. 12 . 1996 abzuberufen, jedoch einen

hochrangigen Abgesandten zu periodischen Besuchen nach El

Salvador zu entsenden. Dieser "Representative of the Secretary

General" wird bei seiner sechsmonatigen Aufgabe im Bereich der

guten Dienste und der Verifikation von einer zwölf Personen

umfassenden "support unit" an Ort und Stelle unterstützt

werden. Die Aufgaben der Einheit liegen in der Überwachung und

Beobachtung von Reformen im Bereich der öffentlichen

Sicherheit, der Justizreform und der Bodenreform, Bereiche, in

denen noch eindeutige Mängel bestehen.

Die Kernpunkte des Friedensabkommens wie

Landverteilung an frühere Kombattanten und deren Reintegration,

drastische Reduzierung der Streitkräfte sowie Auflösung

paramilitärischer Sicherheitsstrukturen sind weitgehend

realisiert .

2 . Für März 1997 sind in E1 Salvador Parlaments- und

Kommunalwahlen vorgesehen. Zu Präsidentschafts- und

Volksvertretungswahlen in Guatemala und Nicaragua hat

Österreich 199s und 1996 jeweils im Rahmen der gemeinsamen

Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU Wahlbeobachter

entsandt, nachdem eine Einladung der betreffenden nationalen

Regierungen und eine entsprechende Empfehlung der EU erfolgt

War .

Der bevorstehende Wahlgang in E1 Salvador ist zwar

weniger entscheidend als in den beiden anderen Zentral-

amerikanischen Staaten, doch würde sich Österreich einer

Anforderung von Wahlbeobachtern nicht verschließen, um seine

Unterstützung des Friedens- und Demokratisierungsprozesses zu

bekunden .

3 . El Salvador ist Kooperationsland der österr.

Entwicklungszusammenarbeit (EZA) in Zentralamerika. Einziges

Schwerpunktland in dieser Region ist Nicaragua. Für El Salvador

sind im Jahre 1997 11 Mio. öS für die Bereiche Energie,

Entwicklungsprojekte, Frauenförderungsprogramme und

Sozialprojekte vorgesehen. Größtes Einzelvorhaben ist der Bau

einer Stromverteilleitung .

Im Auftrag der EU-Präsidentschaft haben die

EU-Missionschefs in EL Salvador im August 1996 einen

Lagebericht erstattet, aus dem die Würdigung der enormen

Fortschritte bei Verwirklichung von Demokratie und

Rechtsstaatlichkeit ebenso hervorgeht wie die noch bestehenden

Mängel im Justiz- und Polizeiwesen.

Am 22.10.1996 hat Frankreich über Ersuchen der

EU-Präsidentschaft eine Demarche bei der Regierung von El

Salvador unternommen, um auf eine Beschleunigung der Reform der

Nationalen Polizei zu drängen. Im übrigen ermuntert Österreich,

das in E1 Salvador durch seinen Botschafter in Guatemala

mitvertreten wird, ebenso wie die anderen EU-Partner die

Republik El Salvador, den Reformprozeß nach langen Jahren

schwerster Prüfungen konsequent fortzuführen, und wird dies

auch weiterhin tun.