1483/AB XX.GP
Schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.1496/J
an den Bundesminister für auswärtige
Angelegenheiten betreffend
Frauenforschungs- bzw. Genderstudienprojekte
vom 27. November 1996
An den
Herrn Präsidenten des Nationalrates
Die Abgeordneten zum Nationalrat Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde haben am
27. November 1996 unter NR 1496/J eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend
Frauenforschungs- bzw. Genderstudienprojekte an mich gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:
1) Wieviele Frauenforschungs- bzw. Gender Studies-Projekte wurden seitens Ihres
Ministeriums 1994 und 1995 unterstützt? (Bitte nach Jahren aufgegliedert angeben!)
2) Welche Frauenforschungs- bzw. Gender Studies-Projekte waren das ? (Bitte nach Jahren
aufgegliedert angeben! )
3) Wieviele Frauenforschungs- bzw. Gender Studies-Projekte wurden von Ihrem Ministerium
1994 und 1995 insgesamt unterstützt und wie hoch ist der Prozentanteil der
Frauenforschungs- bzw. Gender Studies-Projekte?
4) Wieviele Frauenforschungs- bzw. Gender Studies-Projekte wurden seit dem EU-Beitritt nur
aus nationalen Budgetmitteln finanziert und wieviele aus nationalen plus EU-Mitteln?
(Bitte in absoluten Zahlen und in Prozent)
5) Wie hoch war 1994 und 1995 die durchschnittliche Projektförderung für Frauenforschungs-
bzw. Gender Studies-Projekte im Vergleich zu
den anderen Forschungsprojekten?
6) Wieviel wurde 1994 und 1995 insgesamt für Frauenforschungs- bzw. Gender Studies-
Projekte ausgegeben und wieviel wurde für alle anderen Forschungsprojekte ausgegeben?
(Bitte in absoluten Zahlen und in Prozent)
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten werden Frauenforschungs- bzw.
Genderstudienprojekte im Zusammenhang mit der Entwicklungszusammenarbeit und
Auslandskulturpolitik finanziell unterstützt. 1994 war die Sektion Entwicklungs-
zusammenarbeit dem Bundeskanzleramt zugeordnet.
Zu den Fragen 1) bis 3):
a) Entwicklungszusammenarbeit
1. Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit werden Forschungsprojekte durch Vergabe
von Stipendien an Studierende aus Ländern des Südens für Forschungsarbeiten und
Doktoratsstudien gefördert. Der Österreichische Akademische Austauschdienst führt diese
Projekte für das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten durch:
Durchschnittlich werden vom ÖAD im Jahr 300 Stipendien vergeben, wobei die technischen
und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen am häufigsten vertreten sind.
Im Studienjahr 1994/95 haben 117 Stipendiatlnnen ihr Studienvorhaben abgeschlossen,
davon waren 21 Frauen (18"/o). Keine Forschungs- und Doktoratsarbeiten haben
Frauenforschung oder Gender-Studies zum Inhalt.
Im Studienjahr 1995/96 waren es 120 Stipendiatlnnen, davon waren 27 Frauen (22,5%). Der
Frauenanteil ist im Vergleich zu 1994/95 somit um ca. 4,5 Prozentpunkte gestiegen. Zwei
Dissertationsthemen können im Studienjahr 1995/96 der Frauenforschung zugeordnet
werden:
- Female Workers in the Garment Industries in Bangladesh
- Family Change in Contemporary China,
Emphasising on the Women`s Role.
2. Im Rahmen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit wurden in den Jahren 1994
und 1995 weiters Projekte gefördert, die dem Forschungsbereich „Gende“ zugeordnet
werden können :
- Drei Gender-Training Seminare für Mitarbeiterlnnen entwicklungspolitischer
Organisationen in Zusammenarbeit mit WIDE (Women in Development Europe)-
Österreich, das sind insgesamt öS 307.784,96
Eine Studie über die Feminisierung der Armut in den Ländern des Südens
(Gugenberger/Neuhold), 1995 begonnen und 1996 fertiggestellt, das sind öS 58.000,--
Eine Bestandsaufnahme über die Umsetzung des Gender-Aspekts in ausgewählten
Projekten der Entwicklungszusammenarbeit (Neuhold) 1995 (englische und deutsche
Fassung in Vorbereitung der Weltfrauenkonferenz), das sind insgesamt öS 427.173,18
Dokumentarische Aufarbeitung der Weltfrauenkonferenz "Keep On Moving Forward"
(Brita Neuhold, ÖFSE-Edition 3), öS 200.000,--
- Frauen in Afrika: "..........ohne uns geht gar nichts!,' (Ilse Hanak) Buchprojekt, öS 94.000,-
- Dokumentation Internationale Frauenforschung Teil 2/3, Dr. Maurer, seit 1993 insgesamt
öS 1 63 .000,-
b) Auslandskulturpolitik
1 995 : Interkulturelle Kommunikation: Partnerschaftsstudie (Institut für interkulturelle Beratung
öS 5.000,--),
1995 Europäische Frauensynode (Kienesberger, Katholische Frauenbewegung öS 35.000,--)
Zu Frage 4):
Seit dem EU-Beitritt konnte noch kein Frauenforschungs- bzw. Genderstudien- Projekt aus
nationalen plus EU-Mitteln realisiert werden; im Juni 1995 wurde von der Evangelischen
Frauenarbeit als Lead Agency ein Antrag für die Arbeit von WIDE-Österreich bei der
Kommission der EU eingereicht, der Beitrag des Bundesministeriums für auswärtige
Angelegenheiten würde bei positiver Erledigung durch die Europäische Kommission,
öS 392.665.-- betragen.
Zu den Fragen 5) und 6):
Sowohl im entwicklungspolitischen als auch im Bereich der Auslandskulturpolitik werden im
allgemeinen Projekte, die dem Forschungsbereich zuzuordnen sind, nicht gefördert; hingegen
kommt es wiederholt im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit zu "Feasibility Studies"
bei Beginn oder vor einer weiteren Phase eines Projekts. Für die in der Anfragebeantwortung
zu den Fragen 1 bis 3 angeführten Projekte wurden in absoluten Zahlen seitens des
Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten öS 1,289,958,14 aufgewendet.