1592/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1545/J-NR/1996, betreffend die Ghega-Bahn am
Semmering, die die Abgeordneten Kampichler und Kollegen am 28. November 1996 an mich
gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
1. Gibt es seitens des Verkehrsministeriums Überlegungen, ob die
Ghega-Strecke durch einen Ausbau den künftigen Gesamtverkehrs-
Anforderungen gerecht werden könnte?
Antwort:
Die Ghega-Bahn kann keinesfalls "durch einen Ausbau den künftigen Gesamtverkehrs-
Anforderungen gerecht" gemacht werden, da die technischen Parameter der Strecke
insbesondere die Tunnelprofile und die Kurvenradien, keinen hochrangigen Verkehr
zulassen.
Bereits 1992 wurde die renomierte Schweizer Firma Prognos AG beauftragt, eine
verkehrswissenschaftliche und verkehrspolitische Untersuchung über die Bedeutung
des Systems Südbahn durchzuführen.
Ende 1993 wurde der Schlußbericht vorgelegt,
der auch das Thema Ausbau der bestehenden Semmering-Strecke beinhaltet und
abschlägig beurteilt.
2. Wenn ja, was würde der Ausbau der Ghega-Strecke kosten?
Antwort:
Nach den Ergebnissen des Prognos-Gutachtens würde die jedenfalls notwendige
Adaptierung der Ghega-Strecke rd. 3 Mrd. S (Preisbasis 1990) kosten. Angenommen
wurde hier eine Sanierung und Adaptierung der Bergstrecke inkl. Aufweitung der
Tunnels ohne Änderung des derzeitigen Trassenverlaufes.
Der Aufwand für einen hochleistungsgerechten Ausbau der Semmering-Bergstrecke
wird im Prognos-Gutachten mit 7-8 Mrd. S angegeben.
3. Gibt es betriebswirtschaftliche Untersuchungen zum Verhältnis
Ausbau der Ghega-Strecke und Neubau des Semmering-Basis-
Tunnels?
Antwort:
Die von der Fa. Prognos durchgeführte betriebswirtschaftliche Vergleichsrechnung
ergab, daß der Semmering-Basistunnel (mit Erhaltung der Bergstrecke für einen
eingeschränkten Verkehr) im Vergleich zu allen anderen Szenarien (Ausbau der
Bergstrecke, Südostspange) die sinnvollste und wirtschaftlichste Maßnahme darstellt
4. und 6. Gibt es ein Konzept für den Weiterbestand der Ghega-Bahn nach
Errichtung des Semmering-Basis-Tunnels? Was sind die wesent-
lichsten Inhalte?
Wie soll der Nahverkehr abgewickelt werden, wenn die Ghega-
Strecke stillgelegt wird?
Antwort:
Mit dem Land Niederösterreich wurde vereinbart, daß der Nahverkehr auf der Scheitel-
strecke weiterhin aufrecht bleiben soll; hierüber gibt es bereits ein Abkommen zwischen
dem Bund und dem Land Niederösterreich
Weiters besteht Übereinstimmung, daß Touristenverkehre auf der Scheitelstrecke bei
Übernahrne des Selbstkostenanteils durch Dritte geführt werden können.
Das Land Niederösterreich verpflichtet
sich seinerseits durch geeignete fremden-
verkehrswirtschaftliche Aktivitäten zu einer verbesserten Nutzung der Scheitelstrecke
beizutragen.
5. Was kostet der Betrieb der Ghega-Strecke, wenn sie als Nebenbahn
geführt würde und wer kommt für die Kosten auf?
Antwort:
Die Kosten der Weiterführung der Semmering-Scheitelstrecke als Regionalbahn (den
Begriff "Nebenbahn" gibt es seit Inkrafttreten des Bundesbahngesetzes nicht mehr)
können zum jetzigen Zeitpunkt nicht ermittelt werden, da das künftige Betriebspro-
gramm auf dieser Strecke noch nicht bekannt ist. Für die Kosten der Infrastruktur wird
aufgrund des Bundesbahngesetzes 1992 der Bund weiterhin zur Gänze aufkommen, es
sei denn, von regionaler Seite würde ein Ausbau der Scheitelstrecke für den Nah-
verkehr gewünscht, in welchem Fall auch eine finanzielle Beteiligung des Landes/der
Länder erforderlich wäre. Von derartigen regionalen Ausbauwünschen für die Scheitel-
strecke ist meinem Ressort bis dato nichts bekannt.