1730/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1777/J-NR/1997, betreffend Berufungen von
Universitätsprofessorinnen und Universitätsprofessoren, die die Abgeordneten Dr. PETROVIC,
Freundinnen und Freunde am 14. Januar 1997 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie
folgt zu beantworten:
1. Wieviele Universitätsprofessorenposten wurden in den Jahren 1995 und 1996 seme-
sterweise neu besetzt?
Antwort:
Da sich weder das Datum der Ernennung durch den Herrn Bundespräsidenten noch der Dienst-
antrittszeitpunkt eindeutig semesterweise zuordnen lassen, werden diese Daten nach Jahren
aufgeschlüsselt. Als Zuordnungskriterium wurde das Datum der Ernennung durch den Herrn
Bundespräsidenten zwischen 1.Januar 1995 und 31. Dezember 1995 sowie 1. Januar 1996 und
31. Dezember 1996 genommen.
1995 1996
O.Univ.Prof. 63 57
Ao.Univ. Prof. 14 11
O.HSProf 18 8
2. Wieviele der ernannten Personen waren Frauen? (Bitte um Angabe der absoluten
Zahlen und der Prozentzahlen je Jahr).
Antwort:
Bei den unter Punkt 1 angeführten Ernennungen waren Frauen:
1995 % 1996 %
O.Univ.Prof. 7 11,1 6 10,5
Ao.Univ. Prof. 2 14,3 1 9,1
O.HSProf 8 44,4 2 25
3. Welche prozentmäßige Verschiebung ergibt sich bei den Besetzungen aller Posten des
wissenschaftlichen Dienstes im Jahresvergleich zwischen dem Jahr 1994 einerseits und
den Jahren 1995 und 1996 andererseits?
Antwort:
Welche Angaben bei dieser Frage gewünscht werden, ist nicht genau feststellbar. Ich gehe aber
davon aus, daß es sich um die prozentuelle Veränderung des Frauenanteils handelt. Unter "Be-
setzungen aller Posten des wissenschaftlichen Dienstes" werden in der angeschlossenen Tabelle
die Gesamtzahlen der beschäftigten Personen nach den wichtigsten dienstrechtlichen Katego-
rien des wissenschaftlichen Dienstes aufgeschlüsselt. Als Stichtage wurden die ersten vorhan-
denen Stichtage jeweils zu Jahresbeginn genommen (Beilage).
4. In wie vielen Fällen war in den von den Berufungskommissionen vorgelegten Dreier-
vorschlägen (für Universitätsprofessorenposten) eine weibliche Kandidatin enthalten?
In wie vielen Fällen waren zwei weibliche Kandidatinnen enthalten? In wie vielen
Fällen waren ausschließlich Frauen im Dreiervorschlag? In wie vielen Fällen waren
ausschließlich Männer im Dreiervorschlag?
Antwort:
Um zu einem seriösen Jahresvergleich zu kommen, werden hier nur jene Berufungsvorschläge
herangezogen, die in den Jahren 1995 und 1996 zu einem erfolgreichen Abschluß geführt wur-
den, d.h. es erfolgte eine Auswertung der in Frage 1 und 2 zusammengefaßten Fälle.
1995 war in 10 von 63 Vorschlägen jeweils eine Frau enthalten, in 2 Fällen waren zwei Frauen
enthalten. In keinem Fall waren ausschließlich Frauen auf dem Vorschlag. In 51 Vorschlägen
waren ausschließlich Männer auf dem Vorschlag.
1996 war in 14 von 57 erfolgreichen Vorschlägen jeweils eine Frau enthalten, auf keinem Vor-
schlag befand sich jedoch mehr als eine Frau. 43 Vorschläge enthielten keine Frau. Dies bedeu-
tet jedoch nicht, daß in allen diesen Fällen mit der Frau zuerst verhandelt wurde, genauso wie
es mehrere Frauen gab, die einen Ruf abgelehnt haben.
5. In wie vielen Fällen hat der Bundesminister eine Frau ernannt aus
a) Dreiervorschlägen, die eine Frau enthielten und
b) aus jenen, die zwei Frauen enthielten?
Antwort:
In beiden Jahren zusammengenommen wurde
a) 11 mal eine Frau aus Dreiervorschlägen ernannt, die eine Frau enthielten,
b) 2 mal eine Frau ernannt aus Dreiervorschlägen, die zwei Frauen enthielten.
6. Hat der Minister den Eindruck, daß bei den Berufungsvorschlägen tatsächlich bei
gleicher Qualifikation Frauen entsprechend besser berücksichtigt werden? Wenn nein,
welche legistischen Veränderungen wären deshalb notwendig, um der Absicht einer
Erhöhung des Frauenanteils am wissenschaftlichen Personal gerecht zu werden?
Antwort:
Derzeit wird in meinem Ressort an einer Novellierung der Verordnung Frauenförderungsplan
gearbeitet, in der die Verbesserungsvorschläge, die von den Arbeitskreisen für Gleichbehand-
lungsfragen eingebracht wurden, Berücksichtigung finden werden. Verschiedene andere Ge-
setzesinitiativen der Arbeitsgruppe für Gleichbehandlungsfragen im Bundesministerium für
Wissenschaft und Verkehr werden zur Zeit geprüft.
7. In welchem Zeitraum rechnet der Minister mit welchen erreichbaren Quoten des
Frauenanteils am gesamten wissenschaftlichen Personal der österreichischen Universi-
täten und Hocbschulen? (Bitte um Aufschlüsselung nach ordentlichen Universitäts-
professorinnen, außerordentlichen Universitätsprofessorinnen, Universitätsassistentin-
nen, Universitätslektorinnen und auch nach der Gesamtsumme der wissenschaftlichen
Bediensteten.)
Antwort:
Derartige Schätzungen sind in hohem Maße vom Szenario abhängig, das zugrunde gelegt wird.
Bei Fortführung der derzeit an den Universitäten geübten Praxis in der Rekrutierung des wis-
senschaftlichen Nachwuchses ist ein Erreichen der 40% Quote unter dem wissenschaftlichen
Personal nicht absehbar.
Obwohl es in Zeiten der Budgetkonsolidierung außerordentlich schwierig ist, ein optimistisches
Szenario zu entwerfen, da eine Erhöhung der Frauenanteile über zusätzliche Planstellen ausge-
schlossen werden muß, ist ein solches grundsätzlich unter folgenden Annahmen denkbar:
Auf politischer Ebene wird eine forcierte Antidiskriminierungspolitik fortgeführt.
Die derzeitigen legistischen Möglichkeiten werden konsequent und auf allen Entscheidungs-
ebenen umgesetzt. Über eine wirkungsvolle Kontrolle in den Aufnahme-, Qualifizierungs-,
Übernahme- und Berufungsverfahren werden diskriminierende Entscheidungen in bezug auf
Frauen weitgehend ausgeschaltet. Über unterstützende Maßnahmen (z.B.: Stipendien und Quo-
tierungen bei der Stipendienvergabe) wird der PooI an wissenschaftlich hochqualifizierten
Frauen vergrößert. Im Vorfeld gelingt es, die geschlechtsspezifisch sehr unterschiedliche und
auch problematische Studien- und Berufswahlentscheidung von Mädchen und Burschen etwas
zu verändern.
An den Universitäten setzt ein Reflexionsprozeß der Professorlnnen ein und diese beginnen
ihrer "Mentorlnnenfunktion" gegenüber Frauen in gleicher Weise wie beim männlichen Nach-
wuchs nachzukommen, d.h. sie begleiten ebenso fördernd und schützend die wissenschaftliche
Karriere des weiblichen Nachwuchses.
Auch die Unterschiede in den einzelnen Fächergruppen sind zu berücksichtigen. Während es im
geisteswissenschaftlichen Bereich eine Sache des Wollens zu sein scheint, hohe Frauenquoten
rasch zu erreichen, da hochambitionierte und ausgezeichnet qualifizierte weibliche Nachwuchs-
wissenschafterinnen in großer Zahl vorhanden sind, fehlt an den technischen Universitäten der
Frauennachwuchs bereits unter den Studierenden.
lm optimistischen Szenario müßten die folgenden Frauenquoten - und zwar ohne den gering-
sten Qualitätsverlust in Lehre und Forschung - unter Berücksichtigung der unterschiedlich
hohen Fluktuationsraten erreicht werden:
Jahr Frauenquote
O.Univ. Prof. 2025 25%
Ao.Univ.Prof wird es nicht mehr geben
Univ.Ass 2010 35%
Vass. 2000 40%
Wiss. Dienst 2010 40%
Lehrerlnnen 1997 50%
Lehrbeauftragte 2000 40%
gesamt 2015 40%
8. Wie ist der aktuelle Zahlenschlüssel für die in der vorangegangenen Frage genannten
Dienstposten? (Bitte um die gleichen Aufschlüsselungen)
Antwort:
gesamt davon Frauen
absolut in %
O.Univ. Prof. 1.150 45 3,5
Ao.Univ.Prof 518 32 6,2
Univ.Ass 6.071 1.320 21,7
Vass. 1.107 402 36,3
Wiss. Dienst 443 126 28,4
Lehrerlnnen 402 204 50,7
Lehrbeauftragte 4.920 1.546 31,4
gesamt 14.611 3.675 25,2
9. In wievielen Fällen wurde von der Berufungskommission nur eine einzige Person (pri-
mo et unico loco) nominiert? Wieviele davon waren Männer? Wieviele davon waren
Frauen?
Antwort:
In den 57 erfolgreich abgeschlossenen Berufungsfällen des Jahres 1996 befand sich kein primo
et unico loco Vorschlag. Allerdings konnten in der Kürze der Zeit zwei Fälle nicht überprüft
werden.
In den 63 Berufungsfällen des Jahres 1995 standen kurzfristig für 41 Fälle die Daten zur Verfü-
gung; darunter befanden sich zwei primo et unico loco Vorschläge, keiner bezog sich auf eine
Frau.
10. Wieviele Frauen bzw. Männer haben sichjeweils beijenen Berufungen beworben, auf
denen sich nur Männer auf dem Berufungsvorschlag fanden?
Antwort:
Hiezu weise ich darauf hin, daß eine vollständige Erfassung dieser Daten nur mit einem außer-
ordentlich hohem Verwaltungsaufwand zu bewältigen wäre. In der nachfolgenden Aufstellung
sind daher nur jene Daten enthalten, die ohne einen solchen Aufwand zu eruieren waren.
1996 befand sich auf 43 Berufungsvorschlägen keine Frau, wobei in 41 dieser Fälle die Daten
zumindest großteils zugänglich sind. Wo dies nicht der Fall ist, müßte an der konkreten Uni-
versität recherchiert werden.
Die Auflistung erfolgt nach Fallnummer, männliche zu weibliche Bewerber und Bewerberinnen.
Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w
1. 40:0 2. 20:0 3. 56:2 4. 13:0 5. 7:0 6. 8:0
7. 52:2 8. 16:1 9. 10:0 10. 27:0 11. 31:0 12. 25:0
13. 37:3 14. 27:1 15. 63:7 16. 24:3 17. 16:0 18. 8:0
19. 20:2 20. 45:0 21. 42:1 22. 13:? 23. 11:0 24. 14:0
25. 49:2 26. 23:1 27. 18:1 28. 20:0 29. 9:0 30. 30:0
31. 28:0 32. 71:8 33. 38:? 34. 29:0 35. 33:3 36. 16:0
37. 12:0 38. 31:0 39. 10:1 40: 7:1 41. 48:1
1995 befand sich auf 48 Berufungsvorschlägen keine Frau. Für 32 dieser Fälle sind die Daten
zumindest großteils zugänglich.
Die Auflistung erfolgt nach Fallnummer, männliche zu weibliche Bewerber und Bewerberinnen.
Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w Nr. m:w
1. 21:0 2. 14:2 3. 8:0 4. 10:0 5. 10:2 6. 19:0
7. 14:1 8. 3:1 9. 66:4 10. 22:0 11. 35:3 12. 35:4
13. 77:? 14. ?:? 15. 10:0 16. 17:1 17. 20:1 18. 22:1
19. 14:0 20. 18:0 21. 22:1 22. 17:1 23. 27:4 24. 29:2
25. 11:1 26. 20:1 27. 7:0 28. 52:1 29. 73:2 30. 8:0
31. 24:1 32. 36:6
11. Wer hat sich beijenen Berufungen beworben, bei denen sich nur Männer auf dem
Berufungsvorschlag fanden? (Bitte alle Bewerberlnnen nennen!)
Antwort:
Eine namentliche Anführung aller Bewerberinnen und Bewerber würde bedeuten, daß auch jene
Personen zu nennen sind, die nicht in den Besetzungsvorschlag aufgenommen wurden. Dies ist
aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, da schutzwürdige Interessen der Betroffe-
nen verletzt werden könnten.
12. Wieviele Aufsichtsbeschwerden wurden aufgrund des Frauenförderungsplanes einge-
bracht und wievielen wurde stattgegeben? In wievielen Fällen wurden aufgrund der
Aufsichtsbeschwerde Frauen besetzt?
Antwort:
AB insge- davon AB AB aufgrund AB aufgrund AB aufgrund des AB aufgrund Stellen, auf
samt seit aufgrund des des FFP mit des FFP, in FFP, in denen aus des FFP,die grund einer AB
1.4.95 FFP 1) bescheidmäßi- denen der Be- anderem Grund noch nicht gem.FF mit ei-
gen Aufhebun- schwerde nicht nicht bescheidmä- entschieden besetzt
gen stattgegeben ßig aufgehoben wurden wurden 3)
wurde wurde 2)
_________________________________________________________________________________________
15 9 2 2 1 4 1
Anmerkungen:
AB=Aufsichtsbeschwerden
FFP= Frauenförderungsplan im BMWV
1.4.1995= Zeitpunkt des Inkrafttretens des Frauenförderungsplans meines Ressorts.
1) Die Arbeistkreise für Gleichbehandlungsfragen können eine Aufsichtsbeschwerde aus ver-
schiedenen Gründen einbringen. Neben einer Verletzung des Frauenförderungsplans, kom-
men auch Fälle von Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts und formalen Fehlern
z.B: Nichteinladung der Arbeitskreise zu Sitzungen eines Kollegialorgans in Personalange-
legenheiten, nach den Organisationsvorschriften der Universitäten und Kunsthochschulen in
Betracht (vgl. §§ 106a UOG 1975, 39,40 UOG 1993, 25a AOG, 14b KHOG).
2) Darunter fallen jene Fälle, in denen eine Aufsichtsbeschwerde erhoben wurde, eine auf-
sichtsbehördliche Aufhebung der Entscheidung mittels Bescheid jedoch nicht erfolgen
konnte, da die betroffenen Universitätsorgane die beanstandete Entscheidung revidierten.
3) Es muß dabei bedacht werden, daß Aufsichtsbeschwerden aufgrund des Frauenförderungs-
plans nicht in jedem Fall darauf abstellen, daß die Stelle mit einer Frau besetzt wird. In
einigen Fällen zielt die Aufsichtsbeschwerde lediglich darauf ab, ein faires Verfahren zu
sichern. In einem der zwei Fälle, in denen ein aufhebender Bescheid erging (siehe Spalte 3),
mußte abermals eine Aufsichtsbeschwerde eingebracht werden. Die neuerliche Entschei-
dung dauert noch an. In dem anderen Fall erhielt die Frau die Stelle.