1828/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Wabl, Freundinnen und Freunde haben am 14. Jänner 1997
unter der Nr. 1783/J an meinen Amtsvorgänger eine schriftliche parlamentarische Anfrage
betreffend Austausch der Dampfgeneratoren beim Kernkraftwerk Krsko gerichtet, die folgenden
Wortlaut hat:
"1. Auf welchem Weg, zu welchem Zeitpunkt und mit welchem Inhalt wurde die österreichische
Bundesregierung über den Vertragsabschluß zwischen der Betreibergesellschaft des sloweni-
schen Kernkraftwerkes Krsko und dem Bieterkonsortium Siemens-Framatome zur Lieferung
neuer Dampfgeneratoren seitens slowenischer Stellen in Kenntnis gesetzt?
2. In welcher Weise gedenkt die Bundesregierung auf diese neue Faktenlage gegenüber den
slowenischen Nachbarn zu reagieren, insbesondere hinsichtlich des Umstandes, daß infolge
dieser Großinvestition mit einem jahrzehntelangen Weiterbetrieb des Risikoreaktors zu
rechnen wäre, wovon weiters die österreichischen Aktivitäten bezüglich energiewirtschaft-
licher Kooperation, Schließungsunterstützung, Schaffung von EU-Finanzierungsinstrumenten
und Arbeit der "Gemischten Kommission" substantiell betroffen wären7
3. Liegen detaillierte Informationen über das finanzielle und materielle Auftragsvolumen, die
Gründe für den Zuschlag an Siemens-Framatome, die Zeitplanung für die Änderungsarbeiten
und den Weiterbetrieb (die Schließung) des KKW, sonstige beabsichtigte Nachrüstungs- oder
Sanierungsmaßnahmen der Betreibergesellschaft sowie über die an der Finanzierung beteilig-
ten Banken, insbesondere über eine eventuelle Involvierung der Europäischen Investitions-
bank vor?"
Einleitend ist festzuhalten, daß die in der Anfrage erwähnten Agenturmeldungen kaum überrascht
haben, da der Austausch der Dampferzeuger vom Betreiber des KKW Krsko seit langem vorbe-
reitet wird. Die Bundesregierung hat, wie dem Nationalrat mehrfach berichtet wurde, erhebliche
Anstrengungen unternommen, nicht zuletzt durch Angebote zur energiewirtschaftlichen Koopera-
tion mit der Republik Slowenien, eine vorzeitige Schließung des KKW Krsko herbeizuführen und
damit auch den Austausch der Dampferzeuger zu vermeiden. Es sei jedoch nochmals betont, daß
aufgrund der geltenden Völkerrechtslage die Entscheidung über eine vorzeitige Schließung oder
den Weiterbetrieb des KKW der nationalen Souveränität der Republik Slowenien unterliegt.
Die einzelnen Fragen beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
Die österreichische Bundesregierung wurde über die Vergabeentscheidung des Betreibers des
Kernkraftwerks Krsko durch diverse Medien und Agenturmeldungen informiert. Eine offizielle
Verständigung von slowenischer Seite über den Vertragsabschluß erfolgte nicht, es besteht aller-
dings auch keine vertragliche Verpflichtung hiezu.
Zu Frage 2:
Die Bundesregierung teilt die Einschätzung der Anfragesteller, daß sich die Aussichten auf eine
vorzeitige endgültige Schließung des KKW Krsko bei Realisierung dieser Investition nicht ver-
bessern. Wie bereits einleitend ausgeführt, hat die Bundesregierung entsprechende Anstrengungen
unternommen, um zur Schaffung der Möglichkeit beizutragen, auf diese Investition zu verzichten,
Da eine Fortsetzung der energiewirtschaftlichen Kooperation mit der Republik Slowenien auch aus
anderen Gründen, wie z.B. Umweltschutz, aber auch Förderung der Exportchancen der heimischen
Wirtschaft, im österreichischen Interesse liegt, wird die Bundesregierung ihre diesbezüglichen
Aktivitäten fortsetzen. Ebenso wird die Bundesregierung auch weiterhin die ihrer Meinung nach
begründeten Sicherheitsbedenken in gebotener Weise thematisieren und diesbezügliche Aktivitäten
setzen.
Zu Frage 3:
Nach den mir vorliegenden Informationen stellt der gegenständliche Auftrag einen ersten Schritt
zur Realisierung eines Modernisierungsprogrammes dar, wie es den Betreibern des KKW Krsko
von Inspektionsmissionen von OSART, der Internationalen Atomenergiekommission Wien und
ICISA (ein aus Vertretern der Nachbarstaaten Sloweniens beschicktes Gremium) im Hinblick auf
die erforderliche technische Stabilität und Sicherheit empfohlen wurde. Kernpunkt der damals
abgegebenen Empfehlungen war der Austausch von zwei alten Dampfgeneratoren; andere
Empfehlungen betrafen eine erweiterte Sicherheitsanalyse und den Ankauf eines Simulators zur
Einschulung des Personals des KKW.
Die slowenische Regierung hat daraufhin im Jänner 1 996 den Beschluß gefaßt, diese empfohlenen
Maßnahmen zu verwirklichen. Der nun abgeschlossene Vertrag stellt die Durchführung dieses
Beschlusses dar. Wie mir berichtet wird, hat das Konsortium Siemens-Framatome den Zuschlag
erhalten, da es die besten technischen Lösungen sowie dementsprechende Referenzen vorlegen
konnte. Die Bestellung soll die Fertigung sowie die Montage der neuen Dampfgeneratoren, die für
das Jahr 2000 geplant ist, eine Sicherheitsanalyse für die Generatoren sowie den bereits erwähnten
Simulator erfassen. Über die Höhe des Auftragsvolumens liegen mir keine gesicherten Angaben
vor. Die Finanzierung soll durch Eigenmittel bzw. durch die Aufnahme von Krediten bei
slowenischen Banken gesichert werden; auf die Europäische Investitionsbank soll dem Vernehmen
nach nicht zurückgegriffen werden. Über sonstige Nachrüstungsmaßnahmen ist mir nichts bekannt.