1878/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat ANSCHOBER, Freundinnen und
Freunde haben am 18. Februar 1997 unter der Nr. 2002/J an den
Bundesminister für Inneres eine schriftliche parlamentarische An-
frage betreffend "Stapo am Welser Stammtisch" gerichtet, die fol-
genden Wortlaut hat :
" 1 . Sie haben am 10 . Feber 1997 einen Bericht des Welser Polizei-
direktors zur Teilnahme des Josef Matejka an der o.a. Stamm-
tischrunde angefordert . Wie lautet dieser Bericht wörtlich?
2. Wie beurteilt der Innenminister die Arbeit der Welser Staats-
polizei anhand dieser Freundesrunde? Könnten diese Freund-
schaften die Tätigkeit der Welser Stapo in den vergangenen
Jahren beeinflußt haben?
3. Bei der Welser Staatspolizei existiert über den Unternehmer
Robert Wimmer kein Akt . Dies obwohl Wimmer laut einem Bericht
der OÖN bereits 1987 öffentlich in Anwesenheit von Stapo-Ver-
tretern bei einer Veranstaltung in Wels die Tatsache der Er-
mordung von 6 Millionen Juden leugnete, und obwohl Wimmer be-
reits im März 1992 in der deutschen Illustrierten "Stern" im
Rahmen einer Reportage über die europäische Nazi-Szene fol-
gendermaßen beschrieben wurde : " . . am Ortsrand des österrei-
chischen Marktfleckens Waizenkirchen liegt inmitten eines
ausgedehnten Parks Schloß Hochscharten . Der riesige frühklas-
sizistische Bau gehört dem Welser Fabrikanten Robert Wimmer
. . . , der von Wimmer ins Leben gerufene "Freundeskreis für
Kultur und Zeitgeschichten tagt auf
Schloß Hochscharten und
ist, wie eine Tafel am Parkeingang kündet, "der Wahrheit ver-
pflichtet". Die ist eindeutig: Wimmer stellt sein Herrenhaus
Rechtsextremisten zu Schulungsveranstaltungen zur Verfügung.
So war 1989 David Irving hier zu Besuch und sollte von 120
geladenen Gästen über die "Auschwitz-Lüge" referieren. . . .
seit drei Jahren nutzen auch deutsche Neonazis das weitläufi-
ge Anwesen , um ihren Nachwuchs in einwöchigen Lehrgängen für
Führungsaufgaben zu drillen. Zahl der Kursteilnehmer pro Se-
minar : 20 bis 25 aus allen deutschen Gauen. . . . die Sonnwend-
feier wird jedes Jahr im 2 , 5 Hektar großen Park zelebriert.
"Da haben sich im letzten Jahr die Bürger bei mir beschwert ,
weil etwa das Horst-Wessel -Lied , aus vollen Kehlen gesungen ,
bis ins Dorf schallte" , sagte Bürgermeister Franz Haslehner.
Doch auf Hochscharten ist möglicherweise nicht nur geschult
und gesungen worden . "Irgendwo in Oberösterreich" , so einer
vom harten Kern der durch Verhaftungen dezimierten Küssel-
Truppe , "erhalten freiwillige Kämpfer den letzten Schliff für
den Einsatz an der kroatischen Front" . Schloß Hochscharten
liegt in Oberösterreich . "
Soweit der "Stern" 12/92. Und bereits am 26.03. '92 meinte die
lokale "Welser Rundschau" unter dem Titel "Schloß Hochschar-
ten ein brauner Fleck" . Spätestens seit Sommer vergangenen
Jahres wußte der Ortschef von Waizenkirchen vom Gesinnungsde-
fekt des vermeintlichen Honoratioren . "Als ich aus dem Urlaub
zurückkam, haben mir die Leute erzählt , daß bei einer Julfei-
er im Schloßpark Nazi-Lieder so laut gesungen wurden , daß sie
bis in den Ort hallten. " . . . und da überreichte Wimmer einem
Mitarbeiter der Welser Rundschau zwei Heftchen , die er ihm
besonders ans Herz legte . Eine der beiden Broschüren trägt
den eindeutigen Titel "Die Auschwitz-Lüge" . "soweit die Wel-
ser Rundschau am 26 .03 . 1992 .
Ist es aufgrund dieser Fakten erklärbar , daß über Wimmers Ge-
sinnung die Welser Staatspolizei nicht informiert war? Wie
ist erklärbar , daß über Wimmer bei der Welser Stapo kein Akt
vorliegt? Existiert ein Akt bei der Linzer Stapo? Wenn ja,
seit wann? Existiert ein Akt bei der staatspolizeilichen Ab-
teilung des Innenministeriums? Wenn ja , seit wann? Wie er-
klärt der Innenminister die Ursachen , daß Wimmer trotz inter-
nationaler Medienberichte in Wels keinerlei Stapo-Vermerk be-
sitzt - mit Unfähigkeit oder mit noch problematischeren Grün-
den? Kann der Innenminister ausschließen , daß die persönliche
Beziehung Wimmers mit dem Stapo-Chef dafür mitverantwortlich
ist'?
4 . Welchen Sinn haben Stapo-Kleinposten , wie jener in Wels , wenn
offensichtlich die Efizienz unter jeder Kritik liegt? Wann
beabsichtigt der Innenminister die Umsetzung der Stapo-Reform
in seinen Detailpunkten , die von den beiden Vorgängern Lösch-
nak und Einem in Form einer Auflösung dieser Kleinposten an-
gestrebt wurde?
5. Ist dem Innenminister bekannt , daß
Wimmer seit Jahren den
Welser Polizeisportverein sponsert? Ist dem Innenminister be-
kannt , daß bereits am 26.03. 1992 der Welser Polizeidirektor
Mathe in der Welser Rundschau ankündigte , diese Sponsortätig-
keit zu beenden? Zitat : "Wir können nicht jeden , der uns ein
paar Tausender gibt , gleich auch staatspolizeilich überprü-
fen" , so Mathe . . . . Allerdings scheint für ihn schon ent-
schieden, was zu tun ist : in der nächsten Vorstandssitzung
der Polizeisportler dürfte man sich dazu entschließen , in Zu-
kunft auf diesen Sponsor zu verzichten. " So die Welser Rund-
schau . Ist nach Informationen des Innenministers jemals ein
derartiger Antrag auf Subventionsstop gestellt worden? Wenn
nein , warum nicht? Wenn ja , warum wurde diese Sponsortätig-
keit bis zum heutigen Tag fortgesetzt?"
Diese Anfrage beanworte ich wie folgt :
Zu Frage 1:
Mein Ressort hat im Zusammenhang mit verschiedenen Medienberich-
ten von der BPD Wels Berichte u .a . auch über die Teilnahme eines
Bediensteten der Behörde an einer sog . "Stammtischrunde" abver-
langt . Eine öffentliche Wiedergabe der Berichtsinhalte ist mir
auf Grund der Verpflichtung zur Amtsverschwiegenheit nicht mög-
lich .
Zu Frage 2:
Eine Beurteilung der Arbeit einer Dienststelle kann sich naturge-
mäß nur an entsprechenden Anhaltspunkten orientieren . Wie mir be-
richtet wurde , liegen solche Gründe , die eine Beeinträchtigung
der Staatsschutzarbeit der BPD Wels durch diese Kontakte aufzei-
gen würden , bis dato nicht vor .
Zu Frage 3:
Sowohl im BM. f . Inneres als Zentralstelle als auch bei den nach-
geordneten Sicherheitsbehörden in OÖ existieren einschlägige Ak-
tenunterlagen. Näheres kann ich aus
Gründen des Datenschutzes und
der Verpflichtung zur Amtsverschwiegenheit dazu nicht sagen.
Wie mir jedoch berichtet wurde , dokumentiert die Aktenlage bei
den angesprochenen Dienststellen eine korrekte Tätigkeit .
Zu Frage 4:
Zum ersten Teil der Frage verweise ich auf die Beantwortung zu
Frage 3 . Angesichts der umfangreichen Reformmaßnahmen im Bereich
der Staatspolizei verweise ich auf die derzeit mit Nachdruck be-
triebene eingehende Fachdiskussion . Entsprechende Reformen sind
in Vorbereitung .
Zu Frage 5:
Alle Entscheidungen des angesprochenen Vereines werden und wurden
von dessen zuständigen Gremien getroffen . Ich erwarte , daß diese
auch die in Rede stehende Sponsortätigkeit einer Überprüfung un-
terziehen werden.