2150/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Petrovic, Freundinnen und
Freunde haben am 20. März 1997 unter der Nr. 2202/J an mich eine
schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend Bestellung der Burg-
theaterdirektorin bzw. des Burgtheaterdirektors gerichtet, die folgen-
den Wortlaut hat:
"1. Welchen programmatischen Leitlinien sollte die zukünftige Burg-
theaterdirektorin bzw. der zukünftige Burgtheaterdirektor sich
verpflichtet fühlen?
2. Mit welchen ExpertInnen hat der Bundeskanzler bzw. das Kunst-
ministerium Gespräche bezüglich der Bestellung der Burgthea-
terdirektorin bzw. des Burgtheaterdirektors geführt bzw. werden
solche noch geführt?
3. Waren diese Gespräche informeller Art oder wurden die Ex-
pertInnen offiziell beauftragt und für ihre Tätigkeit, was ange-
messen wäre, honoriert?"
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
Das Burgtheater als eine der führenden Bühnen des deutschspra-
chigen Raumes, wenn nicht Europas überhaupt, erfreut sich großen
internationalen Interesses an hauseigenen Produktionen und regel-
mäßiger Einladungen zu internationalen Theaterfestivals. Bei der
Suche nach einem neuen Direktor muß daher danach getrachtet wer-
den, die Qualität und den hohen Standard der Produktionen aufrecht-
zuerhalten bzw. auszubauen. Inhaltliche Schwerpunkte werden die
Pflege der deutschsprachigen und internationalen Klassik ebenso wie
die Förderung zeitgenössischer, insbesondere österreichischer
Autoren sein.
Weiters soll die Aufrechterhaltung des Repertoirebetriebes auch in Zu-
kunft eine große Rolle spielen, wobei auch die Pflege des Ensembles
eine vordringliche Aufgabe bleibt. Im übrigen ergeben sich die an den
neuen Direktor zu stellenden Anforderungen aus dem nach wie vor
gültigen Erlaß des Bundesministers für Unterricht und Kunst vom
10. Mai 1971 in der Fassung vom 19. März 1976, wonach das Burg-
theater als repräsentatives Repertoiretheater für die dramatische
Weltliteratur zu betreiben ist.
Eine wichtige Aufgabe wird der neuen Leitung des Burgtheaters auch
bei der Frage der Ausgliederung der österreichischen Bundestheater
zukommen, an deren Vorbereitung derzeit
gearbeitet wird.
Zu den Fragen 2 und 3:
Staatssekretär Dr. Peter WITTMANN, die zuständigen Beamten mei-
nes Ressorts und ich selbst haben in den Tagen und Wochen vor der
endgültigen Entscheidung zahlreiche Gespräche geführt und versucht,
Meinungen und kompetente Ratschläge zusammenzuführen und auf
einen Nenner zu bringen. Es erschien nicht zweckmäßig, öffentliche
Hearings durchzuführen, schon allein deshalb, weil dies Konflikte mit
aufrechten Vertragsverhältnissen von möglichen Kandidaten ergeben
hätte können. Es erwies sich als effizienter, Expertinnen und Experten
in internen Gesprächen um ihre Meinung zu befragen. Da diese
Gespräche vertraulichen Charakter hatten, bitte ich um Verständnis
dafür, daß die Namen der Gesprächspartner nicht bekanntgegeben
werden können. Es handelte sich dabei um Vertreter aus dem Kunst-
und Geistesleben, aus der Theaterszene, um TheaterkritikerInnen aus
dem In- und Ausland, aber auch um Theaterwissenschafter. Sie
gaben ihre Meinung unentgeltlich ab.