2237/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Keppelmüller, Brix und Genossen haben am
10.4.1997 an mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 2266/J betreffend
"Maßnahmen zur Reduktion der Ozonbelastung" gerichtet. Auf die - aus Gründen der
besseren Übersichtlichkeit - in Kopie beigeschlossene Anfrage beehre ich mich, fol-
gendes mitzuteilen:
ad 1
Das Ozongesetz, BGBl. Nr. 21 0/1 992 i.d.j.g.F. sieht drei Warnwerte vor (als Drei-
stundenmittelwerte/MW3):
. Vorwarnstufe: 0,200mg/m
. Warnstufe I: 0,30Omg/m9
. Warnstufe II: 0,400mg/m9
Die Vorwarnstufe ist auszurufen, wenn der Warnwert von 0,200 mg/m9 an zumindest
zwei Meßstellen eines Ozon-Überwachungsgebietes innerhalb der letzten 12 Stun-
den überschritten wurde und aufgrund der meteorologischen Situation ein Gleich-
bleiben oder Ansteigen der Ozonkonzentration
zu erwarten ist.
ln der folgenden Tabelle sind die Anzahl der Tage mit Dreistundenmittelwerten über
0,200 mg/m³ und die Anzahl der Meßstellen, an denen derartige Überschreitungen
registriert wurden, sowie die Anzahl der Tage mit aufrechter Vorwarnstufe festge-
halten.
Zu beachten ist, daß 1990 noch keine und in den Jahren 1991 und 1992 die Ozon-
warnung noch auf einer freiwilligen Vereinbarung der Bundesländer erfolgte und die
Einteilung in Ozon-Überwachungsgebiete nicht mit der heutigen übereinstimmte.
|
Jahr |
MW3 > 100 ppb |
|
|
|
|
Tage mit Überschreitung |
Meßstellen mit Überschreitung (in Klammer Gesamtzahl der Ozonmeß stellen) |
Tage mit Vorwarnstufe |
|
|
|
|
|
|
1990 |
17 |
20 (90) |
- |
|
1991 |
10 |
11 (90) |
2 |
|
1992 |
10 |
22 (107) |
9 |
|
1993 |
5 |
6 (122) |
0 |
|
1994 |
16 |
22 (120) |
191 |
|
1995 |
12 |
15 (125) |
5 |
|
1996 |
6 |
6 (120) |
3 |
Die folgende Tabelle gibt für die Jahre 1990 bis 1996 eine Übersicht über die maxi-
malen MW3 in ganz Österreich und die Meßstelle, an denen sie gemessen wurden:
|
Jahr |
mg/m9 |
Meßstelle |
|
1990 |
0,252 |
Illmitz |
|
|
|
|
|
1991 |
0,242 |
Hermannskogel |
|
|
|
|
|
1992 |
0,346 |
Exelberg |
|
|
|
|
|
1993 |
0,215 |
Exelberg |
|
|
|
|
|
1994 |
0,240 |
Wien Hohe Warte (Wien Donauturm 0,270)* |
|
1995 |
0,248 |
Mödling |
|
1996 |
0,219 |
Vorhegg (Rax 0,224)* |
* Donauturm und Rax waren Forschungsmeßstellen, die nicht für die Ozoninforma-
tion herangezogen wurden.
ad 2
Die Entwicklung der Ozonbelastung ist entscheidend vom Wetter abhängig. Daher
sind exakte Aussagen über die zu erwartende "Ozonbelastung im Jahr 1997" nicht
möglich. Es wird eine Belastungssituation, die jener der Jahre 1990 bis 1996 ähnlich
ist, erwartet.
ad 3
Die derzeit aktuellsten einschlägigen Emissionsdaten, welche in konsistenter Form
für die Bezugsjahre (1985 für NOx und 1988 für VOC) verfügbar sind, sind jene für
das Jahr 1994. Sie sind im UBA-Bericht 063 vom Mai 1996 angeführt. Die folgende
Tabelle stellt die entsprechenden Emissionen dar.
|
Ozonvorläufer- |
Emissionen im |
Emissionen im Jahr |
Veränderung |
|
substanz |
Bezugsjahr |
1994 |
(in %) |
|
|
(in 1000t) |
(in 1000t) |
|
|
NOx |
207 |
171 |
minus 17,4 |
|
VOC |
404 |
354 |
minus 12,4 |
Es liegen zwar mittlerweile auch Emissionsdaten für das Jahr 1995 vor, doch wurden
diese Daten gemäß der CORlNAlR94-Systematik erhoben. Die Emissionsdaten für
das Jahr 1996 werden Ende 1997 berechnet werden. Eine Beurteilung über die
Erreichung des Minderungszieles für Dezember 1996 wird somit erst Anfang 1998
möglich sein.
ad 4
Aufgrund des großen Umfanges der Maßnahmen in den beiden Entschließungen
erlaube ich mir, auf den gemäß § 12 des Ozongesetzes 1992 zu erstellenden Ozon-
bericht zu verweisen, der demnächst dem
Nationalrat zugeleitet werden wird. In die-
sem nunmehr zweiten Bericht wird der Umsetzungsstand aller Maßnahmen ausführ-
lich dargestellt sein.
Zusammenfassend möchte ich festhalten, daß ein Großteil der Maßnahmen aus der
Entschließung 1992 umgesetzt worden und die Umsetzung vieler Maßnahmen aus
der Entschließung 1996 bereits angelaufen ist.
ad 5
Bei der Formulierung der Minderungsziele gemäß § 11 Ozongesetz ging der Gesetz-
geber von folgenden mittleren jährlichen Minderungsraten aus:
|
Ozonvorläufer- |
Minderungsrate |
Minderungsrate |
Minderungsrate |
|
substanz |
Bezugsjahr-1996 (%) |
1996-2001 (%) |
2001-2005 (%) |
|
Nox |
3,6 |
4 |
2 |
|
VOC |
5,0 |
4 |
2 |
Die tatsächlich erreichten jährlichen Minderungsraten für den Zeitraum vom Be-
zugsjahr bis 1994 liegen bei 1,90% für NOx und 2,1% für VOC.
ad 6
Eine Abschätzung der Immissionsbelastung im nächsten Jahrzehnt ist derzeit noch
nicht möglich, doch wird mit dem POP-Modell² - entwickelt im Rahmen des
"Pannonischen Ozon-Projektes" (POP) - erstmalig ein Instrument zur Verfügung ste-
hen, welches es ermöglicht, die Auswirkungen veränderter Emissionen der Ozon-
vorläufersubstanzen (NOx, NMVOC, CO) in unterschiedlichen Regionen Österreichs
bzw. Europas auf die Ozonbelastung in Nordostösterreich zu untersuchen. Der Ein-
fluß der Witterung in zukünftigen Jahren auf die Ozonbelastung kann damit natürlich
nicht berücksichtigt werden.
Mit den beiden in der Anfrage zitierten Entschließungen ist die Mehrzahl der mögli-
chen nationalen Maßnahmen bereits angesprochen. Zusätzliche Maßnahmen müs-
² Ein chemisch-meteorologisches Rechenmodell zur Simulation der Ozonbelastung in Nordostösterreich auf
Basis von Emissions- und Wetterdaten,
sen vor allem auch auf internationaler Ebene ansetzen, da die Ozonbelastung in
Österreich längerfristig nur durch eine Emissionsreduktion der Ozonvorläufersub-
stanzen in ganz Europa abgesenkt werden kann. In diesem Zusammenhang wären
vor allem gemeinschaftliche Maßnahmen der EU zu nennen.
Ein Instrument dazu bietet die EU-Rahmenrichtlinie über die Beurteilung und die
Kontrolle der Luftqualität. Bei hoher Ozonbelastung müssen gemäß der Rahmen-
richtlinie Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität gesetzt werden. Derzeit wird
von der Kommission ein Entwurf für eine Tochterrichtlinie bezüglich Ozon erstellt, in
der Zielwerte für die Ozonkonzentration sowie die Kontrolle der Ozonbelastung fest-
gelegt werden.
Im Rahmen der Genfer Konvention der UN-ECE über weiträumige grenzüberschrei-
tende Luftverunreinigung wird derzeit ein umfassendes wirkungsorientiertes Proto-
koll verhandelt, welches unter anderem die Reduktion der Belastung durch boden-
nahes Ozon zum Ziel hat. Infolge der Einbeziehung der mittel- und osteuropäischen
Länder ist damit mittelfristig mit einer deutlichen Verbesserung der Ozonsituation in
Österreich zu rechnen.