2258/AB XX.GP

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag, Stadler und Kollegen haben am

1 0. April 1 997 unter der Nr. 2250/J an mich eine schriftliche parlamentari-

sche Anfrage betreffend die Bestellung eines neuen Burgtheaterdirektors

gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:

"1 . Wird der neue Burgtheaterdirektor - als "Chefsache" - ebenso be-

stellt, wie sein Vorgänger, oder wird das Verfahren transparent und

demokratisch gestaltet werden?

2. Wird der Posten öffentlich ausgeschrieben werden, um alle mögli-

chen Bewerber zu erfassen? - Wenn nein, warum nicht?

3, Ist eine öffentliche Anhörung der Bewerber vorgesehen, um die Bür-

ger über die Entscheidungskriterien zu unterrichten oder wird man

es halten wie bei Peymanns Verlängerung 1994, als sich der

"Minister nur mit einer (nach Zahl und Namen unbekannten) Gruppe

europäischer Theaterleute beraten" hat ("Die Presse", 29. Juni

1994)?

4. Wird man, um solche namenlose Einflüsse zu unterbinden, nunmehr

eine Kommission unabhängiger Fachleute aus erfahrenen Burg-

schauspielern und ausgewiesenen Theaterfachleuten schaffen, die

im Anschluß an eine öffentliche Anhörung einen begründeten

Dreiervorschlag vorlegen sollen? - Wenn nein, warum nicht?

5, Werden Sie Ihre Entscheidung wie Zilk und Scholten "einsam"

treffen oder in Abstimmung mit den im Nationalrat vertretenen

Fraktionen, etwa über den Kulturauschuß?

6. Trauen Sie einem gegenwärtig in Hamburg tätigen Theaterdirektor,

der laut "NEWS" 10/97 "derzeit mit Auslastungsproblemen zu kämp-

fen hat", die Sanierung des in jeder Hinsicht heruntergewirtschafte-

ten Burgtheaters zu? - Wenn ja, warum?

7. Wird der im ORF-"Kulturtreffpunkt" mehr oder weniger schon als

"erste Wahl" vorgestellte Klaus Bachler tatsächlich Nachfolger von

Claus Peymann,

- obwohl seit seiner Übernahme der Leitung der Volksoper auch

dort die Schließtage zunehmen?

- obwohl die meisten Neuinszenierungen Regietheater-Exzesse

sind, zuletzt bei "Cenerentola" von einem führenden Kritiker mit

Recht als "Aschenblödeleien" bezeichnet?

- obwohl sein Verhalten gegenüber den Angestellten, zum Beispiel

bei seinem mißglückten Versuch, in einer Oper stets dieselben

Orchestermusiker einzusetzen, weder von Fachkenntnis noch von

sozialem Empfinden zeugt?

8. Werden Sie nach dem "linken Theatermacher" Peymann dem Burg-

theater endlich eine ausgleichende Entwicklung ermöglichen, oder

folgen Sie den Vorstellungen der Abgeordneten Petrovic, die sich

"eine Persönlichkeit wünscht, die sich Peymanns würdig erweist"?"

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

Zunächst ist festzuhalten, daß von einem "beschämenden Verfall der

einstmals führenden Bühne deutscher Sprache", wie dies im einleitenden

Text der Anfrage behauptet wird, keine Rede sein kann. Das Burgtheater

ist mehr denn je eine der führenden Bühnen im deutschen Sprachraum,

wofür nicht nur die zahlreichen Einladungen zu Gastspielen und zum Ber-

liner Theatertreffen zeugen, sondern auch Kritiken, Zeitungskommentare

und nicht zuletzt die Publikumsakzeptanz. Auch in den zahlreichen Ge-

sprächen, die ich anläßlich der Auswahl des neuen Burgtheaterdirektors

geführt habe, wurde mir der hohe Stellenwert des Burgtheaters immer

wieder bestätigt. Eben deshalb galt es, eine kompetente und innovative

Persönlichkeit für das Burgtheater zu finden.

Zu den Fragen 1 bis 4:

Internationale Erfahrungen zeigen, daß eine öffentliche Ausschreibung für

den Posten eines Theaterdirektors nicht der geeignete Weg sind.

Der Gesetzgeber hat gemäß dieser Erfahrung eine Ausschreibung für die

Direktorenposten der österreichischen Bundestheater ausdrücklich nicht

vorgesehen. § 3 Z 11 des Ausschreibungsgesetzes, BGBI. Nr. 85/1989,

erklärt daher für den Bereich der österreichischen Bundestheater nur die

Leitung des Generalsekretariates des Österreichischen Bundestheater-

verbandes für ausschreibungspflichtig.

Ich habe es daher für angebracht gehalten, in ausführlichen Gesprächen

mit anerkannten Theaterfachleuten, Kritikern, Ensemblemitgliedern,

Theaterwissenschaftlern und Schauspielern die Auswahl des neuen

Direktors sehr sorgfältig vorzubereiten. Da sich die Zahl der potentiellen

Kandidatinnen und Kandidaten während dieser Gespräche rasch reduziert

hat, habe ich anschließend mit einigen in die engere Wahl kommenden

Persönlichkeiten deren Vorstellungen über die Führung des Burgtheaters

eingehend erörtert. Ich habe sodann anläßlich der Präsentation des

neuen Direktors meine Entscheidungsgründe der Öffentlichkeit dargelegt

und meine, daß die von mir gewählte Form der Auswahl des Burgtheater-

direktors dem gebotenen Maß an Professionalität und der

verfassungsgesetzlichen Ministerverantwortung entspricht.

Zu Frage 5:

Da in der österreichischen Bundesverfassung das Prinzip der Gewalten-

trennung gilt und es sich bei der Ernennung des Direktors eines Bundes-

theaters um einen Akt der Vollziehung des Bundes handelt, für den eine

Mitwirkung des National- oder Bundesrates verfassungsrechtlich nicht

vorgesehen ist, hatte eine Mitbefassung des Parlaments nicht zu erfolgen,

Zu Frage 6:

Da ich mich aus den dargelegten Gründen für Klaus BACHLER entschie-

den habe, nehme ich von der Beantwortung dieser Frage Abstand.

Zu Frage 7:

Ich habe Klaus BACHLER zum neuen Direktor des Burgtheaters bestellt,

weil er ein schlüssiges und künstlerisch anspruchsvolles Konzept für das

Burgtheater vorgelegt hat, weil er sowohl als Intendant der Wiener Fest-

wochen als auch als Direktor der Wiener Volksoper hervorragende, auch

international anerkannte Arbeit geleistet hat und weil er über umfangrei-

che internationale Erfahrung verfügt,

Die in der Anfrage angesprochenen Schließtage gibt es in allen Theatern,

auch an der Wiener Staatsoper, Selbstverständlich wird es darum gehen,

ein ausgewogenes Maß an Schließtagen, die für die Vorbereitung einer

guten Produktion unabdingbar sind, zu finden. Die Wiener Volksoper

weist im übrigen im internationalen Vergleich noch immer sehr wenige

Schließtage auf.

Die in der Anfrage erwähnte Produktion "La Cenerentola" trifft auf eine

besonders hohe Publikumsakzeptanz, hat eine ständig steigende Aus-

lastung (derzeit über 90 %) und wird auch von der Mehrzahl der Kritiker

gewürdigt,

Die Bereitschaft Klaus BACHLERS, innerhalb seines Hauses ein mög-

lichst gutes Gesprächsklima mit allen Bediensteten zu haben, ist an-

erkannt. Dieser positive Umgang mit der Belegschaft war jedenfalls mit

ein Grund, mich für Klaus Bachler als Burgtheaterdirektor zu entscheiden,

Im übrigen ist der Wunsch, mit derselben Besetzung dieselbe Produktion

zu spielen, nicht ungewöhnlich und international üblich,

Zu Frage 8:

lch habe mich bei der Bestellung Klaus BACHLERS ausschließlich von

der Intention leiten lassen, einen Leiter für das Burgtheater zu finden, der

die internationale Bedeutung des Hauses weiter zu fördern und die kultur-

politischen Zielsetzungen umzusetzen versteht.