2284/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.2276lJ-NRll 997' betreffend Verdrängung
des Verkehrs vom gebührenpflichtigen Straßennetz' die die Abgeordneten Rosenstingl
und Kollegen am 15. April 1997 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu
beantworten:
Zu den Fragen 1 bis 5: Wie hoch ist der Anteil der in Österreich zugelassenen
Kraftfahrzeuge bis 3,5 Tonnen mit gültiger Autobahn-
vignette?
Wie hoch ist der Anteil der in Österreich fahrenden
ausländischen Kraftfahrzeuge bis 3,5 Tonnen mit gülti-
ger Autobahnvignette?
Wie hoch ist also der Anteil der in Österreich zugelas-
senen Motorräder mit gültiger Autobahnvignette?
Wie hoch ist also der Anteil der in Österreich fahrenden
ausländischen Motorräder mit gültiger Autobahnvignet-
te?
Gibt es in lhrem Ressort Untersuchungen über die Zahl
der Kraftfahrzeuglenker, die durch die Maut vom maut-
pflichtigen Straßennetz auf andere
Straßen gewechselt
haben? Wenn ja: Wie hoch ist der Anteil? Wenn nein:
Gibt es Interesse an solchen Daten oder wird dieses
Problem verdrängt?
Antwort:
Hinsichtlich der Beantwortung dieser Fragen erlaube ich mir auf die Zuständigkeit des
Herrn Bundesministers für wirtschaftliche Angelegenheiten zu verweisen.
Zu Frage 6: Sind lhnen als Mitglied der Bundesregierung im Zu-
sammenhang mit der geplanten Einführung des Road-
pricings Pläne bekannt, Preis-Nachfrage-Funktionen zu
ermitteln, um die Auswirkung einer kilometerabhängi-
gen Straßenabgabe auf den Verkehrsfluß festzustellen?
Wenn ja: Wann werden diese zu Ergebnissen führen
und wie werden diese in den Entscheidungsprozeß zur
Einführung des Road-pricings einbezogen? Wenn nein:
Wie kann die Bundesregierung eine Investition in ein
Milliardenprojekt rechtfertigen, ohne die genauen Aus-
wirkungen als Kriterium in den Entscheidungsprozeß
einbezogen zu haben? Wie kompetent ist eine Bundes-
regierung, die wichtige Entscheidungen unüberlegt
und leichtfertig trifft?
Antwort: .
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten hat im Rahmen der im
Laufe der letzten Jahre durchgeführten Mautuntersuchungen für das hochrangige
Straßennetz in Österreich meines Wissens auch grobe Preis-Nachfrage-Funktionen
ermittelt' die im Zuge der Realisierung des geplanten Road-Pricing-Systems ent-
sprechend berücksichtigt werden müssen. Für die grundsätzliche Frage, ob das ge-
plante Road-pricing-System - wie im Bundesstraßenfinanzierungsgesetz 1996 aus-
drücklich festgelegt - fristgerecht mit 1998 eingeführt wird oder nicht' ist freilich in erster
Linie die Frage relevant' ob ein derartiges Road-pricing technisch und wirtschaftlich
machbar ist. Da diese Frage von den Experten eindeutig mit ja beantwortet werden
kann' erscheinen die notwendigen Investitionen in das Road-Pricing-Projekt nicht
zuletzt aufgrund der verkehrspolitischen Zielsetzungen einer stärkeren Kostengerech-
tigkeit im Verkehr sowie stärkeren Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf
umweltfreundliche Verkehrsträger wie die Schiene und den kombinierten Verkehr und
die sich hierdurch ergebenden volkswirtschaftlichen Einsparungseffekte jedenfalls
gerechtfertigt.
Zu Frage 7: ist nach lhrer Ansicht das Road-pricing ein taugliches
Mittel zur Verkehrslenkung? '
Antwort:
Die Einführung eines flächendeckenden, fahrleistungsabhängigen, ökologisch gestalte-
ten' EU-konformen elektronischen Mautsystems (Road Pricing) stellt aus verkehrs-
politischer Sicht eine notwendige und wichtige Maßnahme zur Verkehrslenkung sowie
einen wichtigen Schritt zu mehr "Kostenwahrheit" im Verkehr und damit zu einer
gerechteren Kostenanlastung dar, die im Hinblick auf die Verbesserung der Wett-
bewerbssituation der umweltfreundlichen Bahn dringend erforderlich ist. Dies betrifft in
besonderem Maße den Lkw-Verkehr, der infolge von Quersubventionierungen durch
den Pkw sowie einer unzureichenden Kostenanlastung gerade in den letzten Jahren
beträchtlich zugenommen hat.
Zu den Fragen 8 und 9: Welche verkehrspolitischen Ziele verfolgt die Bundes-
regierung in Hinblick auf die Verteilung des gegebenen
Verkehrs zwischen dem hochrangigen Straßennetz und
dem nicht-hochrangigen Straßennetz?
Wie vertragen sich diese Ziele der Verkehrslenkung mit
den Plänen zur Einführung einer kilometerabhängigen
Benützungsgebühr auf Autobahnen und Schnellstra-
ßen?
Antwort:
Die vorrangige verkehrspolitische Zielsetzung bei der geplanten Einführung des flä-
chendeckenden, fahrleistungsabhängigen Road-pricing-Systems ist die möglichst
weitgehende Verlagerung des Verkehrs - insbesondere des Transitgüterverkehrs - von
der Straße auf die umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiene, Schiff und kombinierter
Verkehr' die derzeit Wettbewerbsnachteile insbesondere auch deshalb zu verzeichnen
haben, weil der Straßenverkehr die von ihm verursachten Kosten bei weitem nicht in
vollem Ausmaß trägt. Weiters soll durch die Einführung der fahrleistungsabhängigen
Bemautung auf dem hochrangigen Straßennetz eine stärkere Kostengerechtigkeit
bewirkt werden, indem sichergestellt wird' daß auch ausländische Fahrzeuge, die
überwiegend dieses Netz befahren' im Verhältnis der von ihnen verursachten Kosten
zu den Bau-, Erhaltungs- und Betriebskosten des kostenintensiven hochrangigen
Straßennetzes beitragen.