2343/AB XX.GP
Die Abgeordneten Mag. Haupt und Genossen haben an mich am 15. Mai 1997 unter
Zl. 2441/J-NR/97 eine schriftliche Anfrage betreffend die Anerkennung der
Altösterreicher in Slowenien als Volksgruppe gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:
"1. Wann ist tatsächlich mit dem Ergebnis der Expertenkommission zu
rechnen?
2. Welche Zwischenergebnisse liegen bereits vor?
3. Aus welchen Gründen ist mit dem Ergebnis erst im Juni 97 zu rechnen,
obwohl für die Erstellung dieser historischen Studie ein Zeitraum von
2 Jahren angesetzt war und das Ergebnis bereits spätestens 1995
vorliegen hätte müssen?
4. Welche Ergebnisse sind konkret in bezug auf die "altösterreichische
Minderheit" zu erwarten?
5. Welche Schritte haben Sie zuletzt gesetzt, damit die Anerkennung der
verfassungsmäßigen Rechte der Altösterreicher deutscher Muttersprache
in Slowenien erfolgt?
6. Was werden Sie unternehmen, damit die menschenrechtswidrigen
"AVNOJ-Bestimmungen" in Slowenien
aufgehoben werden?"
lch beehre mich' die Anfrage wie folgt zu beantworten:
Zu Frage 1 und 3:
Ursprünglich war davon ausgegangen worden, daß die ersten Ergebnisse des
Forschungsprojektes über die Lage der deutschsprachigen Bevölkerung in
Slowenien bereits im Sommer d.J. vorliegen würden. Weil jedoch die Studie auf
eine noch breitere Basis gestellt werden mußte - nicht zuletzt um stichhaltiges
Material insbesondere durch Befragungen vor Ort in Slowenien zu sammeln -
werden die Ergebnisse der Forschungsarbeiten nunmehr für Herbst d.J. erwartet.
Zu Frage 2 und 4:
Ende November vergangenen Jahres hat Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner
termingemäß den Zwischenbericht über das von ihm zu erstellende Gutachten
betreffend die deutschsprachige Volksgruppe in Slowenien vorgelegt. Er enthält
eine Vielzahl von Quellen und ermöglicht bereits jetzt neue Einblicke in einzelne
Aspekte der jüngsten Geschichte Sloweniens und der deutschsprachigen
Volksgruppe (z.B. ehemalige wirtschaftliche Stellung der Volksgruppe, Zeit der
NS-Verwaltung von Slowenien).
Die nunmehrige Ausweitung der Studie auf Flur- und Feldforschung in Slowenien
(mit einer detaillierten personen- und familienbezogenen Erhebung der heute in
Slowenien lebenden deutschsprachigen Personen) läßt genauere Kenntnisse über
die heutige Größe und Verbreitung der Volksgruppe erwarten. Derzeit gibt es
keinen wissenschaftlich abgesicherten Wissensstand über das Schicksal der
deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien während und unmittelbar nach dem
11. Weltkrieg. Das Gutachten soll Schlüsseldaten über diese historische
Entwicklung erbringen.
Zu Fragen 5 bis 6:
Das Schicksal der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien ist ein Anliegen,
das im Rahmen der bilateralen österreichisch-slowenischen Gespräche
regelmäßig angesprochen wird. In diesem Zusammenhang kommt auch einer
slowenischen Ratifikation des
Rahmenübereinkommens des Europarates zum
Schutz nationaler Minderheiten Bedeutung zu; dieses Übereinkommen enthält die
Mindeststandards für den Minderheitenschutz in Europa.
Österreich tritt gegenüber Slowenien immer wieder für eine Berücksichtigung der
Interessen der ehemaligen Vertriebenen, insbesondere auf Vermögens-
entschädigungen, ein und wird diese Bemühungen auch in Zukunft fortsetzen.