2345/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Steibl, Kolleginnen und Kollegen haben am
15. Mai 1997 unter der Nr. 2429/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage
betreffend das Aufbereiten von Statistiken gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:
"1. Welche konkreten Maßnahmen werden getroffen' um eine geschlechtsspezifi-
sche Aufarbeitung sowie Präsentation von Statistiken zu gewährleisten?
2. Gab es Bemühungen, in folgenden Veröffentlichungen durchgehende frauen-
spezifische Statistiken zu erhalten?
- a) Polizeiliche Kriminalstatistik Österreichs 1996
b) Das Gesundheitswesen in Österreich (Bericht des ehemaligen Bundesmini-
steriums für Gesundheit und Konsumentenschutz)"
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1.:
Die amtliche Statistik ist in vielen Ländern bemüht, das von den Vereinten Nationen
empfohlene Prinzip einer geschlechtsspezifischen Aufarbeitung und Präsentation
von Statistiken zu verwirklichen. Bei den für Österreich maßgeblichen internationalen
Organisationen ist dazu unter dem Titel ',Gender Statistics" ein Programm initiiert
worden, dessen Zielsetzungen für die kommenden Jahre wie folgt lauten:
,'Förderung der Sammlung, Aufrechterhaltung, Verbesserung und Harmonisierung
von nach dem Geschlecht gegliederten Daten,
einschließlich der Verbesserung von
Konzepten und Methodologien, um i) den Beitrag von Frauen und Männern zu Wirt-
schaft und Gesellschaft zu bewerten und zu beobachten, ii) Geschlechtsunterschie-
de in den Lebensbedingungen und im Status über den Lebenslauf festzustellen' und
iii) die Einbeziehung der Geschlechterperspektive in allen statistischen Sachgebieten
zu ermutigen."
Die Statistikabteilung der Vereinten Nationen wird 1997 ein "Handbuch für die Erstel-
lung nationaler statistischer Berichte über Frauen und Männer" in Englisch' Franzö-
sisch, Spanisch und Russisch veröffentlichen. Ebenfalls heuer wird das Benutzer-
handbuch zu Version 3 der Datenbasis zu Frauenindikatoren und -statistiken
(WISTAT) herausgebracht. Texte und Tabellenauszüge aus der Publikation ',The
World.s Women 1995: Trends and Statistics" sind seit Anfang 1997 unter dem Titel
"Gender Statistics" im Internet verfügbar.
Das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaft (EUROSTAT) hat es sich zur
Maxime gemacht, in der Sozialstatistik die mit Geschlecht, Chancengleichheit, Dis-
kriminierung usw. verbundenen Aspekte zu berücksichtigen. Alle Erhebungen enthal-
ten eine Frage nach dem Geschlecht, und bei den darauf basierenden Analysen wird
die Analyse der Geschlechter besonders betont. Wo dies von Bedeutung ist, enthal-
ten die EUROSTAT-Publikationen über soziale Entwicklungen stets eine Aufgliede-
rung nach dem Geschlecht.
Diese Prinzipien gelten auch für die österreichische amtliche Statistik. Das Merkmal
Geschlecht wird in allen statistischen Sachgebieten, wo dies möglich und geboten
ist' erhoben, aufgearbeitet, tabelliert und veröffentlicht.
Eine 100-prozentig durchgehende Veröffentlichung geschlechts- oder frauenspezi-
fischer Angaben wäre allerdings oft nur mit unverhältnismäßigem Aufwand möglich.
ln diesem Zusammenhang ist auf die verfassungsmäßigen Grundsätze der Spar-
samkeit, Zweckmäßigkeit und
Wirtschaftlichkeit der Verwaltung zu verweisen.
Darüber hinaus habe ich mich in meiner Funktion als Bundesministerin für
Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz schriftlich an alle RessortkollegInnen mit
dem Ersuchen gewandt' die in den jeweiligen Zuständigkeitsbereich fallenden Daten in
Hinblick auf Lücken in der geschlechtsspezifischen Erhebung und Aufbereitung zu prüfen
und zu und veranlassen diese gegebenenfalls raschest zu schließen.
Gleichzeitig werde ich mich dafür einsetzen, daß auch in Hinblick auf die Veröffentlichung
geschlechtsspezifisch aufbereiteten Daten Vorrang eingeräumt wird.
Zu Frage 2a:
Diese Frage betrifft nicht meinen Zuständigkeitsbereich, da die polizeiliche Krimi-
nalstatistik ausschließlich vom Bundesministerium für Inneres erstellt wird.
Ich habe jedoch in einem Schreiben an den Bundesminister für Inneres angeregt, im
Rahmen der polizeilichen Kriminalstatistik im Gewaltbereich die Durchführbarkeit
einer geschlechtsspezifischen Aufgliederung sowohl auf Täter- als auch auf Opfer-
seite zu überprüfen.
Zu Frage 2b:
Hinsichtlich der vom ehemaligen Bundesministerium für Gesundheit und Konsumen-
tenschutz herausgegebenen Broschüre "Das Gesundheitswesen in Österreich" ver-
weise ich auf die Beantwortung der zum gleichen Thema an die Bundesministerin für
Arbeit, Gesundheit und Soziales gerichteten parlamentarischen Anfrage Nr. 2431/J.