2542/AB XX.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2609/1-NR/97 betreffend die Neugestaltung

des Technischen Museums  die die Abgeordneten Peter Rosenstingl und Kolleginnen am

17. Juni 1997 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

1. Wo werden die Schaustücke des Technischen Museums derzeit zwischengelagert? Wer

führt die Inventar‘ und Standonliste dieser Exponate und nach welchem System sind

diese gelagert und katalogisiert

Das Technische Museum verfügt über Depoträumlichkeiten im Bereich der ehemaligen Philips-

Fabrik im 14. Wiener Gemeindebezirk, Braillegasse 35, ferner im BUWOG Gebäude Hietzinger

Kai am ÖBB-Gelände des ehemaligen Nordwestbahnhofs und schließlich in der ehemaligen

Zuckerfabrik in Siegendorf Inventar- und Standortliste werden von der Inventarverwaltung des

Technischen Museums gemäß Richtlinien „Ir die Inventar- und Materialverwaltung verwaltet.

Dabei wird ein dBase Programm verwendet.

2. Wer ist mit der Überwachung und Absicherung dieses Zwischenlagers betraut? Welche

Exponate sind versichert und welcher Versicherungskatalog liegt der Polizze zugrunde?

Antwort:

Mit der Überwachung und Absicherung ist die Inventarverwaltung betraut. Da sich alle Objekte

im: Bundeseigentum befinden, gilt für sie aufgrund haushaltsrechtlicher Vorschriften der

Grundsatz der Nichtversicherung. Was die Depoträume in der ehemaligen Philipsfabrik im

14. Wiener Gemeindebezirk betrifft, werden diese vom Bundesheer bewacht.

3. Liegt inzwischen ein Konzept für die Einrichtung des Technischen Museums auf?

Wie sieht dieses am, und welche Exponate werden auf welchem Standort aufgestellt?

Ein Konzept der Neuaufstellung liegt vor und wurde in Form einer gedruckten Broschüre

„Technisches Museum - Projekt - Weg - Ziel“ veröffentlicht. Aus dieser Publikation, welche

bereits national und international vorgestellt wurde, sind die Exponate bzw. Bereiche der Neu-

aufstellung ersichtlich. Die Broschüre befindet sich in der Beilage.

4. Welche Exponate des Technischen Museums können bei der Aufstellung keine Berück-

sichtigung finden?

Antwort:

Der umfassende Sammlungsauftrag hinsichtlich des jeweiligen Themenbereiches ist ein wesent-

liches Bestimmungsmerkmal für ein Museum im Sinne des § 31 Forschungsorganisationsgesetz

(FOG) bzw. der international gültigen Museumsdeffinition des International Council orMuseums

(ICOM). Dieser Auftrag bewirkt ein weltweit übliches Verhältnis von 20: 80 zwischen den in der

ständigen Schausammlung sowie den im Depot befindlichen Museumsbeständen. Auswahl und

Rotation der Gegenstände werden von der Direktion aus museumsdidaktischen und thematischen

Gründen getroffen.

5. Es wurden des öfteren Gerüchte laut, daß ein Teil des Technischen Museums ausge-

gliedert werden soll Wie sieht die Bundesregierung zu dem Argument, ein Aufteilen

des Technischen Museums würde die Darstellung der technischen Entwicklung zer-

reißen und durch eine Entziehung gerade der attraktivsten Schaustücke dem inter-

nationalen Ansehen des technischen Museums in Wien schaden?

Antwort:

In der vorerwähnten Konzeptbroschüre werden folgende Bereiche angerührt:

Natur und Erkenntnis: Phänomene und Experimente, Konzepte und Konsequenzen

Energie: Träger, Erzeugung, Verbrauch

Mensch - Natur - Technik

Schwerindustrie: Rohstoffe, Verarbeitungsprozesse und Produkte

Verfahrenstechnik

Techniken zur Visualisierung des Unsichtbaren

Messen: Grundlagen, Methoden, Anwendungen

Musikinsimmente und -automaten: Herstellung und Funktion

Fertigungstechniken

Industrial Design

Technisierung der Lebensräume: Körper, Wohnraum, Stadt, Natur

Sonderausstellungsräume

Information und Kommunikation: Nachrichten, Medien, Daten, Netzwerke

Der Raumbedarf ist groß, wenn man bedenkt, daß bereits im Jahre 1916 kriegsbedingte nur ein

Drittel der geplanten Flächen für das Museumsgebäude in der Mariahilferstraße zur Ausführung

kam. Zur Unterbringung der erwähnten Bereiche reichen die durch die Kuppelhebung erzielten

Raumgewinne nicht aus, sodaß bereits 1994 die Grundsatzentscheidung einer Auslagerung des

Bereiches „Verkehrswesen“ an einen Platz außerhalb des Gebäudes in der Mariahilferstraße

gefällt wurde.

Verschärft wird das Problem durch den Umstand, daß seit langer Zeit an die 80 Lokomotiven

verstreut an verschiedenen Plätzen in Osterreich stehen.

Dem Argument, mit dem Verkehrsmuseum werden dem Technischen Museum die attraktivsten

Schaustücke entzogen, ist mit der Feststellung zu begegnen, daß das als „Technischen Museum

für Industrie und Gewerbe“ gegründete Institut eben primär diesen Zwecken gewidmet war.

Das Verkehrswesen trat in Form eines später gegründeten und zunächst vom Verkehrsressort

verwalteten Eisenbahnmuseums und eines Postmuseums erst in der Folge hinzu.

6. Sind nach dem aktuellen Planungsstand Ausgliederungen, zB. eines Verkehrsmuseums

oder eines Post- und Telegrafenmuseums vorgesehen?

Wie bereits unter Punkt 5 ausgeführt, ist der Themenstellung „Information und Kommunikation“

(Nachrichten, Medien, Daten, Netzwerke) im Rahmen der Neuaufstellung im Hauptgebäude,

Mariahilferstraße breiter Raum gewidmet.

7. Ist es denkbar, daß ausgegliederte Museen sogar in andere Bundesländer übersiedeln?

Bei einem entsprechend attraktiven und leicht erreichbaren Standort ist eine Aufstellung auch

außerhalb Wiens durchaus möglich.

8. Die Ausgliederung eines Teils zB. des Verkehrsmuseums, erforderte mit der Schaffung

der Infrastruktur dein laufenden Betrieb (Personal, Sachaufwand etc. etwa weitere

zwei bis drei Milliarden Schilling und benötigte fast zehn Jahre von der Planung bis zur

Eröffnung. Wie könnte diese Kostenexplosion mit der aktuellen Budgetsituation in

Einklang gebracht werden?

Die Annahmen sind sowohl hinsichtlich des Kosten- als auch des Zeitrahmens viel zu hoch, jedoch

ist sicherlich von einem höheren Finanz- und Zeiterfordernis auszugehen als ursprünglich volle-

sehen. Eine Losung bedarf des kooperativen Zusammenwirkens der öffentlichen Hand mit

Sponsoren.

9. Durch die frühzeitige Schließung des Technischen Museums im Jahr 1992 und

dadurch, daß lange gebaut wurde, ohne genaue Konzepte zu haben, würden bei einer

teilweisen Ausgliederung manche Exponate, paradoxerweise gerade die attraktivsten,

dann an die zwanzig  Jahre, also fast ein Vierteljahrhundert, für die Öffentlichkeit

unzugänglich sein. Kann dieser Fall eintreten und was wird dagegen unternommen?

1o. Sollte die Entziehung der Schaustücke für die Öffentlichkeit wirklich diesen geraumen

Zeitraum anhalten, wer ist dann für dieses dilettantische Vorgehen verantwortlich?

Antwort.:

Die vorgesehene Bauzeit von 33 Monaten wurde eingehalten. Die Wiedereröffnung ist für das

Frühjahr 1999 vorgesehen. Bereits davor wird es eine Sonderausstellung gehen.

11. Das Technische Museum soll 1999 selbst nach sieben Jahren. Umbauzeit nur teilweise

eröffnet werden. Welche Teile werden eröffnet und welche werden darüber hinaus für

die Öffentlichkeit unzugänglich sein? Wann werden diese Exponate zu sehen sei.?

Es werden die Ausstellungsteile im Untergeschoß. im Erdgeschoß, im Mittelteil des ersten Ober-

geschoßes und Sonderausstellungen im zweiten Obergeschoß zugänglich sein. Die restlichen Teile

werden nach Maßgabe der Finanzierung im Anschluß hergestellt und eröffnet

12. Wie ist die lange Sperrdauer mit den Aufgaben der Bundesmuseen zu vereinbaren?

Die Aufgaben der Bundesmuseen sind im FOG festgelegt. Die Aufgabe „Sammeln“ und

„Bewahren?‘ wurden unverändert während der Schließphase fortgeführt. Die Aufgabe der

„Erschließung“ durch die Schausammlung bedarf einer verantwortungsbewußten, an heutigen

Museumsgegebenheit und Konzeptgrundsätzen orientierten Planung, die entsprechend zeit

braucht. Als Parallelbeispiel sei das Pariser Museum „Conservatoire des ans et metiers“ (das

Älteste Technikmuseum der Weit) erwähnt, das ebenfalls 1992 wegen Generalsanierung

geschlossen wurde und ebenfalls bis heute nicht wiedereröffnet ist.