2677/AB XX.GP
BEANTWORTUNG
der Anfrage der Abgeordneten Rossmann und Kollegen
an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales betreffend
Arbeitslosenzahlen im Tourismus (Nr. 2736/J)
Frage 1:
Wie kommen die rund 24.000 Arbeitslosen im Tourismus zustande?
Antwort zu Frage 1:
Nachdem die österreichische Fremdenverkehrsbranche zu Anfang der 90er-Jahre
noch beträchtliche Nächtigungs- und in der Folge auch Beschäftigungszuwächse
verzeichnen konnte, machen sich nun - verstärkt durch die internationale
Konjunkturschwäche - längerfristige strukturelle Probleme dieses Wirtschafts-
zweiges bemerkbar. Verschärfend wirkt darüber hinaus der beobachtbare Trend zu
verkürzten saisonalen Öffnungszeiten der Betriebe. In der Folge ist die
jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Fremdenverkehr von 1990 mit ca. 22.280
bis 1996 mit 27.972 um 5.698 angestiegen. Nicht zuletzt auf Grund der angeführten
wirtschaftlichen und branchenspezifischen Probleme ist im selben Zeitraum auch die
Anzahl der offenen Stellen zurückgegangen. Dem Arbeitsmarktservice standen Ende
Juni 1997 3.657 offene Stellen im Fremdenverkehrsbereich zur Verfügung. Damit
betrug der Bestand an offenen Stellen im Fremdenverkehr lediglich ein Viertel des
vergleichbaren Wertes von 1990 (13.308). Zu diesem Rückgang hat jedoch auch
eine deutliche Verbesserung der Vermittlungseffizienz des Arbeitsmarktservice
beigetragen. So stieg die
Vermittlungsgeschwindigkeit der offenen Stellen in den
vergangen Jahren deutlich an. Während die durchschnittliche Laufzeit des Bestands
angemeldeten offen Stellen im Tourismus im Juni 1990 noch 97 Tage betragen hat,
lag er im Juni des laufenden Jahres nur mehr bei 45 Tagen. Die durchschnittliche
abgeschlossene Laufzeit der Abgänge an offenen Stellen ging von 1990 mit 48
Tagen bis 1996 um mehr als 50 Prozent auf 22 Tage zurück. 75 Prozent der
Arbeitslosen im Fremdenverkehrsbereich werden bereits innerhalb der ersten drei
Monate vermittelt, innerhalb der ersten 6 Monate liegt dieser Wert sogar bei 92
Prozent.
Frage 2;
Wie verteilen sich die Arbeitslosen auf die österreichischen Bundesländer?
Antwort zu Frage 2:
siehe Tabelle 1 im Anhang
Frage 3:
Welchen Anteil haben ausländische Arbeitslose an den rund 24.000 Arbeit-
suchenden im Tourismus?
Antwort zu Frage 3:
Der Anteil der Ausländer betrug Ende Juni 1997 15,9%. Die branchenspezifische
Arbeitslosenquote der Ausländer lag damit deutlich unter dem Wert der Inländer.
Frage 4:
Wie verteilen sich die ausländischen Arbeitslosen auf die österreichischen
Bundesländer?
Antwort zu Frage 4:
siehe Tabelle 1 im Anhang
Frage 5:
Wie hoch ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen im Tourismus?
Antwort zu Frage 5:
1996 betrug der Anteil der arbeitslosen Personen aus dem Tourismusbereich mit
einer Gesamtdauer der Arbeitslosigkeit von mehr als 6 Monaten an allen von
Arbeitslosigkeit betroffenen Personen aus dem Fremdenverkehrsbereich 14,9%.
Frage 6:
Wie teilt sich die Altersstruktur der Arbeitslosen im Tourismus auf?
Antwort zu Frage 6:
siehe Tabelle 2 im Anhang
Frage 7:
Wie sind die touristischen Arbeitslosen nach Geschlechtern verteilt?
Antwort zu Frage 7:
Ende Juni 1997 waren von den 23.632 vorgemerkten Arbeitslosen aus Fremden-
verkehrsberufen 8.230 Männer (34,8%) und 15.402 Frauen (65,2%).
Frage 8:
Wie hoch ist die Lehrlingsarbeitslosigkeit im Fremdenverkehr?
Antwort zu Frage 8:
Ende Juni 1997 standen 1.077 sofort und nicht sofort verfügbare Lehr-
stellensuchende 1.377 sofort und nicht sofort verfügbaren offenen Lehrstellen
gegenüber. Entsprechend der jeweiligen wirtschaftlichen Bedeutung der
Fremdenverkehrsbranche sind jedoch die regionalen Disparitäten erheblich.
Während z.B. in Tirol für 60 Lehrstellensuchende 315 offene Lehrstellen verzeichnet
wurden, kamen in Wien 257 Lehrstellensuchende
auf 79 offene Lehrstellen.
Frage 9:
In welche Berufsgruppen und Arbeitsbereiche gliedern sich die rund 24.000
Arbeitslose aus dem Tourismus?
Antwort zu Frage 9:
siehe Tabelle 3 im Anhang
Frage 10:
Wie kommt es zu einem derartigen Arbeitskräftemangel in manchen Betrieben
angesichts der vorherrschenden Arbeitslosenzahlen?
Antwort zu Frage 10:
Die Fremdenverkehrsbranche und hier insbesondere der Saisonbereich stellt
sicherlich ausgeprägte Anforderungen an die Belastbarkeit der Arbeitnehmer. Diese
Belastbarkeit ist bei zahlreichen Arbeitnehmern aus objektiven Gründen nicht durch
die gesamte Lebensphase uneingeschränkt gegeben. So stellen zum Beispiel für
Frauen mit Betreuungspflichten Arbeitszeiten in den Abendstunden oder weite
Anreisewege bedeutende Hindernisse dar. Auch ältere Arbeitnehmer sind der über-
durchschnittlichen Arbeitsbelastung während der Saison manchmal nicht mehr
gewachsen. Aus diesem Grund stellt das Gastgewerbe eine jener Branchen mit der
geringsten durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von Arbeitskräften dar. Ansätze zur
Unterstützung der Verstetigung von Beschäftigungsverhältnissen (wie zum Beispiel
die Errichtung einer Abfertigungskassa) haben bislang noch wenig Fortschritte
gezeigt. In Einzelfällen dürften darüber hinaus auch aus innerbetrieblichen Gründen
Schwierigkeiten auftreten, Personal längerfristig an das Unternehmen zu binden
bzw. neues Personal zu rekrutieren. Die Kombination dieser besonderen Umstände
sowie allgemeine qualifikatorische und/oder geographische Diskrepanzen tragen
sicherlich einen Teil zum Bestand offener Stellen bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit
bei.
Frage 11:
Ist das AMS in genügender Form in der Lage die vorhandenen Arbeitskräfte zu
vermitteln?
Wenn ja, wie kommt es zu derartigen katastrophalen Zuständen- einerseits
Arbeitskräftemangel- andererseits hohe Arbeitsiosenzahlen?
Wenn nein, wie stehen Sie zur Übernahme dieser Vermittlungstätigkeit durch private
Arbeitsvermittler und in welcher Form könnte dies vor sich gehen?
Antwort zu Frage 11:
Das Arbeitsmarktservice Österreich verzeichnete 1996 im Fremdenverkehrsbereich
mehr als 116.000 Abgänge aus Arbeitslosigkeit. Damit hat die Vermittlungstätigkeit
in diesem Bereich gegenüber 1990 um mehr als 16% zugenommen. Zusätzlich hat
sich im selben Zeitraum -wie bereits dargestellt- die durchschnittliche Ver-
mittlungsgeschwindigkeit mehr als verdoppelt. Angesichts dieser Zahlen dürfte die
Leistung des Arbeitsmarktservice kaum anzuzweifeln zu sein. Darüber hinaus
werden auch in der Fremdenverkehrsbranche Personalvermittlungen von privaten
Vermittlern vorgenommen. Diese konnten jedoch im Laute des Jahres 1996 lediglich
201 Abschlüsse bei den dafür in Betracht kommenden Berufsarten verzeichnen. Zur
Lösung der wirtschaftlichen und strukturellen Probleme in der Fremden-
verkehrsbranche werden jedoch sowohl Arbeitsmarktservice als auch private
Vermittler lediglich begrenzte Beiträge liefern können.
Frage 12:
Welche Maßnahmen werden von Ihrer Seite gesetzt, damit die Arbeitsuchenden,
zusätzlich zur Vermittlung durch das AMS, effizient vermittelt werden?
Antwort zu Frage 12:
Zusätzlich zur Vermittlungstätigkeit des AMS kommen auch für diese Branche eine
Anzahl von Fördermöglichkeiten im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik wie z.B.
Qualifizierungsmaßnahmen, Eingliederungsbeihilfen, Mobilitätsbeihilfen etc. zum
Einsatz.