2735/AB XX.GP

 

Auf die - aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit in Kopie bei-

geschlossene - schriftliche Anfrage der Abgeordneten Anschober,

Freundinnen und Freunde vom 8. Juli 1997, Nr 2666/J, betreffend

Waldzustand in Oberösterreich, beehre ich mich nach Befassung des

Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung und der Österrei-

chischen Bundesforste AG folgendes mitzuteilen:

Zu den Fragen 1 und 2:

Zum besseren Verständnis darf einleitend kurz auf die verschie-

denen Beobachtungssysteme eingegangen werden Um Waldschäden

besser erfassen zu können, wurde seit 1985 die Waldzustands-

inventur (WZI) durchgeführt. Dabei wurden in einem dichten

Stichprobennetz (in OÖ in 128 Punkten) die Kronenverlichtungen

erhoben. Die WZI diente der 15T-Zustanderfassung und ergab zwar

bundesländerbezogene Ergebnisse, jedoch keine Aussagen über die

Ursachenzusammenhänge. Das WZI-Netz wurde bis 1992 beobachtet,

wobei sich bis 1989 insgesamt eine Verbesserung des Gesundheits-

zustandes (Vergrößerung der gesunden Flächen) erkennen läßt. Die

teilweise Vergrößerung der stark geschädigten Flächen ist vor

allem auch im Zusammenhang mit den Folgewirkungen der Sturmereig-

nisse des Jahres 1990 zu sehen (Borkenkäferbefall 1992).

Seit 1988 werden auch Erhebungen im Waldschadenbeobachtungssystem

(WBS) durchgeführt. Dazu wurden auf den Gitternetzpunkten der

Inventur Flächen eingerichtet (in OÖ. 41 WBS-Flächen), wo neben

der weiteren Beobachtung der Kronenverlichtungen Blatt- und Nadel-

analysen, Bodenuntersuchungen und ursachenbezogene Differential-

diagnosen an den Einzelbäumen durchgeführt werden. Diese

wesentlich detailliertere Aufnahme und Beobachtung wird von der

Forstlichen Bundesversuchsanstalt betreut. Aufgrund dieser

umfassenden Untersuchungen und der dadurch bedingt reduzierten

probenzahl ist eine statistische Aussage nur für das qesamte

Bundesland zuverlässig. Das WBS liefert zwar keine länderbezogenen

Ergebnisse, dafür aber Aussagen über den Ursachenkomplex der

Kronenverlichtungen.

Zur Frage nach den Anteilen geschädigter und stark geschädigter

Waldflächen in Oberösterreich stehen daher die Daten aus dem

Stichprobennetz der Waldzustandsinventur bis 1992 zur Verfügung.

Diese sind in untenstehender Tabelle zusammengefaßt. Der

geschädigte Waldanteil in Oberösterreich kann entsprechend der

österreichweiten Entwicklung des Kronenzustandes im WBS mit

derzeit etwa 63.000 ha, also um rund 10.000 ha unter dem Niveau

des Jahres 1990, abgeschätzt werden. Die Übertragung des

Bundestrends auf Oberösterreich erscheint plausibel, weil auch in

der Waldzustandsinventur der durchschnittliche Kronenverlich-

tungsgrad in etwa dem Bundesschnitt entsprach.

Ergebnisse der WZI

                                                 Ideelle Anteile am OÖ. Wald

                            1985                    1986                            1987                        1988

verlichtungs-          ha        %           ha            %               ha          %               ha           %

kategorie

 

1. gesund             150.000     31       122.000        25          150.000       31            214.000       44

2. Übergangsber. 214.000    44        242.000        50          235.000       49            186.000       39

3. geschädigt        110.000    23        110.000        23            92.000       19             76.000       16

4. stark geschäd.      9.000     2            9.000          2              6.000         1               7.000        1

                                                    Ideelle Anteile am OÖ. Wald

                            1989                    1990                             1991                          1992

Verlichtungs-         ha          %         ha             %                ha           %               ha              %

kategorie

 

1. gesund           256.000       53     227.000         47 )         394.000        81 )          414.000         85

2. Übergangsber. 159.000     33      183.000        38

3. geschädigt          63.000    13        68.000        14             78.000        16               50.000        10

4. stark geschäd.      5.000     1           5.000          1            15.000          3                23.000         5

Da bei den genannten Untersuchungen nicht nach Eigentümer

differenziert wurde und auch die Flächen der Bundesforste sehr

ungleichmäßig verteilt sind, können keine konkreten Angaben für

die bundesforstlichen Flächen gemacht werden.

Zu den Fragen 3 und 4:

Das OÖ. Landeskonzept zur Verbesserung der Schutzwirkung des

Waldes weist eine dringend sanierungsbedürftige Schutzwaldfläche

von rund 10.000 ha aus; das sind rund 15 % der gesamten

Schutzwaldfläche des Bundeslandes.

Diese dringend sanierungsbedürftige Schutzwaldfläche ist zur Gänze

der Kategorie „geschädigt und sanierungsbedürftig“ zuzuordnen,

wobei folgende Kriterien zutreffen:

* mangelnder Kronenschluß, Blößen und Bestandeslücken

* mangelnde Verjüngung

* stark herabgesetzte Vitalität

* Überalterung

* Pflegerückstände

Der Anteil der bundesforstlichen Flächen beträgt nach Schätzungen

der Österreichischen Bundesforste AG rund 8.500 ha.

Zu Frage 5:

Laut Forstinventur beträgt die Schutzwaldfläche in Oberösterreich

rund 65.500 ha, wovon auf die Bundesforste etwa 46.000 ha, das

sind rund 71 %, entfallen.

Zu Frage 6

Die Investitionen in flächenwirtschaftlichen Vorhaben in

Oberösterreich betragen für die Jahre 1990 bis 1996:

Jahr              Gesamt        Bund       Land           Interess.        ÖBF

                   Mio ATS    Mio ATS    Mio ATS    Mio ATS      Mio ATS

1990              24,285         16,461         3,643        4,181          keine

                                                                                             Ausweisung

1991              35,584         24,509         5,338         5,737            0,255

1992              36,677         24,952         5,501         6,224            1,103

1993              25,294         15,603         3,794         5,892            0,292

1994              45,786         24,291         6,868       14,627            0,187

1995              31,928          22,206        4,789         4,933            0,679

1996              27,125          19,102        4,069         3,954       noch keine

                                                                                             Endsumme

                     226,679        147,129      34,002      45,548

 


 

Interessenten von flächenwirtschaftlichen Projekten sind meist die

betroffenen Gemeinden. Als weitere Interessenten treten fallweise

die Straßenverwaltung oder die Österreichischen Bundesbahnen auf.

Die Österreichischen Bundesforste sind seltener Interessent,

beteiligen sich aber in der Regel mit durchschnittlich 3 - 5 % am

interessentenbeitrag.

Im Rahmen der Projekte des Landesforstdienstes wurden folgende

Investitionen getätigt:

Jahr              Gesamt            Bund              Land               Eigenmittel

                        ATS               ATS                ATS                    ATS

1990            2.229.635        1.118.488          446.544              664.604

1991            1.897.417             86.554          128.973           1.681.890

1992            1.293.169          1.585.141         688.329             980.301

1993            3.078.973             989.652         425.526          1.663.795

1994            5.875.986             741.389       1.000.694         4.133.903

1995            4.432.001           2.944.117         584.363            903.521

1996               590.126              370.902         148.754             70.470

Zu Frage 7:

Der Gesamtsanierungsbedarf für den OÖ. Schutzwald wurde im oben

genannten Landeskonzept auf etwa 2,27 Mrd ATS geschätzt.

Zu Frage 8:

Das Maßnahmenpaket der flächenwirtschaftlichen Vorhaben (Schwer-

punktprogramm ‚Sanierung geschädigter Wälder in Einzugsgebieten

von Wildbächen und Lawinen“ des Bundesministeriums für Land- und

Forstwirtschaft) umfaßt Waldpflege- und Aufforstungsmaßnahmen,

Forsterschließungen sowie technische Begleitmaßnahmen. Derzeit

werden 29 flächenwirtschaftliche Projekte abgewickelt; für 1998

ist die Genehmigung von drei neuen Projekten vorgesehen.

Zu den Fragen 9 und 10:

Angaben zur Verbißsituation können vor allem dem jährlichen

Waldbericht entnommen werden. Diese Angaben basieren auf den

gutachtlichen Einschätzungen der Bezirksforstinspektionen und

ergeben folgendes Bild:

                                                         Verbißsituation

                            in Prozent der OÖ. Waldflächen (ohne Schutzwald)

          

            Waldgebiete mit                 Waldgebiete, wo selek-     Waldgebiet, wo

           Gleichgewicht zw.               tiver Verbiß ökolo-            Waldverjüngung ohne

            Wald und Wild                   gisch wertvolle Misch-       Schutzmaßnahmen un-

                                                       baumarten verhindert       möglich erscheint

1990                21 %                                 61 %                                     18 %

1991                21 %                                 61 %                                     18 %

1992                15 %                                 66 %                                     19 %

1993                16 %                                 64 %                                     20 %

1994                20 %                                 61 %                                     19 %

1995                23 %                                 58 %                                     19 %

1996                27 %                                 55 %                                      18 %

Die Einschätzungen der Bezirksforstinspektionen zeigen, daß sich

seit 1994 die Situation leicht verbessert hat, wobei allerdings

Waldgebiete mit der ungünstigsten Situation anteilsmäßig ungefähr

gleichbleiben.

Diese Werte liegen für die Flächen der Österreichischen

Bundesforste AC nicht gesondert vor, da bei den obigen Erhebungen

nicht nach Eigentümer unterschieden wird. Zum Vergleich könnten

allerdings die Werte der Forstinventur 1986/1990 über die

Verbißschäden in freistehenden Tugenden I herangezogen werden:

Werte der Österr.                                          Verbißschäden der freistehenden

Forstinventur 1986/90                                   Jugend I

                               Fläche                              davon verbissen       %

OÖ - freiste-

hende Jugend I     15.890 ha                                     6.190 ha          39 %

davon

Kleinwald               8.150 ha                                     2.580 ha       31,6 %

Betriebe                  3.890 ha                                     1.980 ha       50,9 %

ÖBF                        3.850 ha                                     1.650 ha       42,9 %

Aussagen über Veränderungen auf statistisch zuverlässiger Basis

werden von den Auswertungen der aktuellen Forstinventurperiode

erwartet, deren Endergebnis noch nicht vorliegt.

Nach dem jährlichen Waldbericht wurden in OÖ folgende

Schutzmaßnahmen durchgeführt:

Schutzmaßnahmen (Fläche)

                               Einzelschutz                                      Flächengchutz (Zaun)

1990                              10.832                                                  1.513

1991                                9.505                                                  2.096

1992

1993                                3.507

1994                                3.572

1995                                3.793

1996                                3.846

Anzumerken ist, daß im Jahr 1992 eine Umstellung der zu meldenden

Daten erfolgte. Die Unterteilung zwischen Einzel- und Flächen-

schutz wurde aufgegeben; seit 1993 werden die reduzierten Flächen

angegeben. Weiters ist darauf hinzuweisen, daß die Angaben des

waldberichtes und jene der Österreichischen Bundesforste AG über

Schutzmaßnahmen nicht miteinander vergleichbar sind, weil bei

letzteren nicht reduzierte, sondern tatsächliche Flächen

(Angriffsfläche) der Maßnahmen angegeben werden.

Nach Auskunft der Österreichischen Bundesforste AG wurde folgendes

Flächenausmaß festgestellt, auf denen Kulturschutzmaßnahmen gegen

Wildverbiß getätigt wurden (Angriffsfläche)

Jahr              Wirtschaftswald               Schutzwald           insgesamt

1990                        3.888                            104                      3.992

1991                        3.986                            135                      4.121

1992                        4.648                            180                      4.828

1993                        3.779                            160                      3.939

1994                        3.502                            159                      3.661

1995                        3.295                            199                      3.494

1996                        2.995                            175                      3.169

Ergänzend darf auf die Beantwortung zu Frage 15 verwiesen werden.

Zu den Fragen11 bis 14:

Gemäß Art 15 Abs 1 B-VG liegt die Zuständigkeit zur Gesetzgebung

und Vollziehung in Angelegenheiten des Jagdwesens bei den Ländern.

Nach der Judikatur des Verfassungsgerichtshofes fallen unter den

Kompetenztatbestand „Jagdwesen" auch alle Maßnahmen zum Schutz des

Waldes gegen Wildschäden. Eine Zuständigkeit des Bundesmini-

steriums für Land und Forstwirtschaft ist nicht gegeben.

Das O.Ö. Jagdgesetz enthält - wie alle anderen Landesjagdgesetze -

Bestimmungen über die Verhütung von Wildschäden. § 64 Abs 3 O.Ö.

Jagdgesetz sieht vor, daß die Jagdausübung und die Wildhege so zu

erfolgen haben, daß die Erhaltung des Waldes und seiner Wohl-

fahrtswirkung für die Allgemeinheit nicht gefährdet wird. Liegt

eine Gefährdung des Waldes - die Gefährdungstatbestände sind in §

64 Abs 4 definiert (Z.B. Entstehen von Blößen, Gefährdung von

Aufforstungen bzw. Naturverjüngungen) - vor, hat die Jagdbehörde

die erforderlichen Schutzmaßnahmen (z.B. Zäunung) oder eine

Reduktion des Wildstandes durch den Jagdausübungsberechtigten zu

veranlassen.

Das OÖ. Jagdrecht wurde im Jahr 1993 durch eine neue Abschuß-

planverordnung ergänzt, die eine gute Grundlage für eine

ökologisch orientierte Jagdwirtschaft darstellt. Seither richten

sich die Abschußpläne in Oberösterreich nicht mehr nach fiktiven

Wildstandsangaben, sondern nach der Verbißsituation im Wald und

den tatsächlichen Abschüssen. Dazu wurde ein flächendeckendes Netz

von ca. 4.000 Vergleichsflächen (wilddichte Kleinzäune) und etwa

gleich vielen Weiserflächen zur Auszählung des Verbißgrades in

ungeschützten Verjüngungsflächen eingerichtet. Beide Systeme

zusammen ergeben ein aussagekräftiges Bild der Verbißsituation und

seiner Entwicklung.

Für die Abschußplanung wurden vom Forstdienst in den letzten

Jahren jährlich ca. 3.000 Vergleichs- und Weiserflächen gemeinsam

mit den Jagdausübungsberechtigten und den Waldbesitzern beurteilt.

Der Abschuß wurde diesen Ergebnissen angepaßt. Durch wiederholte

Beurteilungen werden Veränderungen erkennbar und damit ein

Regelkreis für die Abschußplanung und die Erfolgskontrolle

geschaffen.

Diese Bestimmungen sind aus der Sicht des Waldschutzes als

durchaus zufriedenstellend zu qualifizieren.

Für die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen stehen die oben

genannten Projekte und Maßnahmen zur Verfügung.

Zu Frage15:

Zur Förderung von Wildschutzzäunen wurden folgende Landesmittel

zur Verfügung gestellt; eine Förderung durch den Bund ist derzeit

nicht vorgesehen.

Förderung von Waldschutzzäunen des Landes Oberösterreich

1990-1996

                    Gesamtkosten               Landesmittel        lfm         Stk./Ver-

                                                                                                    gleichs- *

                                                                                                    flächen

1990               18.407.000,--                 2.682.220,--      460.188

1991               28.983.000,--                 4.796.618,--      724.577

1992               26.126.000,--                  4.225.270,--     653.158

1993               16.583.640,--                  2.316.731,--     414.591

1994               16.553.280,--             x   4.522.661,--

davon Wald-

schutzzaune                                        1.757.661          344.707

Vergleichsflächen                                2.765.000,--                       1.361

1995               13.248.000,--             x  3.739.276,--

davon Wald-

schutzzäune                                            934.216,--      262.326

Vergleichsflächen                                2.755.060,--                       1.283

1996                20.152.000,--             x  3.244.409,--

davon Wald-

schutzzäune                               2.148.409,--                                 476.413

vergleichsflächen                       1.096.000,--                                                   452

*

Entsprechend der Abschußplanverordnung 1993 wird seit 1994 die

Errichtung von Vergleichsflächen zur Abschätzung des

wildeinflusses auf die Waldverjüngung mit ATS

2.0001--/Vergleichsfläche rehwildsicher (ATS 3.000,--/Stk.

rotwildsicher) aus Landesmitteln bezuschußt.