2737/AB XX.GP
Gegenstand. Schriftl.parl.Anfr.d.Abg.z.NR Auer und
Kollegen vorn 11. Juli 1997, Nr. 2803/J,
betreffend die Frage der nationalen
Koordinierung des Faserpflanzenanbaues
in Österreich
An den
Herrn Präsidenten
des Nationalrates
Dr. Heinz Fischer
Parlament
1017 Wien
Auf die - aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit in Kopie bei-
geschlossene - schriftliche Anfrage der Abgeordneten Auer und
Kollegen vom 11 Juli 1997, Nr. 2803/J, betreffend die Frage der
nationalen Koordinierung des Faserpflanzenanbaues in Österreich,
beehre ich mich folgendes mitzuteilen:
Bevor ich auf Ihre Fragen naher eingehe, darf ich folgendes
ausführen:
Mit dem Ziel der wiedereinführung des Faserpflanzenanbaues in
Österreich wurden vom Bundesministerium für Land- und Forstwirt-
schaft seit 1980 Praxisanbauversuche
gefördert. Diese Forschungsar-
beiten wurden einer betriebs- und volkswirtschaftlichen Analyse
zugeführt. In den letzten Jahren gelang es, sowohl die alten
Kulturpflanzen Flachs und Hanf neuerlich zu etablieren als auch die
erforderlichen Aufbereitungsanlagen zu schaffen. Nicht zuletzt
tragen auch die Förderungen der EU im Non-Food-Bereich sehr zur
Attraktivität des Faserpflanzenanbaues bei.
Unter anderem wird bemerkt, daß in den Jahren 1991 bis 1993 vom
Österreichischen Forschungszentrum Seibersdorf ein Forschungs-
projekt betreffend „Flachs als Rohstoff - Bewertung traditioneller
und alternativer Produkte im Hinblick auf die Optimierung des
Hektarertrages‘ durchgeführt wurde. Untersucht wurden die Möglich-
keiten der Verwertung und Vermarktung von Flachsprodukten als auch
deren Nebenprodukte und Rückstände.
Zu Ihren Fragen im einzelnen:
Zu Frage 1:
Im Rahmen des FAIR-Programmes (das ist das Forschungsprogramm
für Landwirtschaft und Fischerei der Europäischen Union) können
u.a. folgende Forschungskooperationen, die diesen Themenkreis
berühren, genannt werden:
FAIR-1904 NF-2000 - Non-food agro-industrial information
dissemination through paper and electronic means, Bundesanstalt für
Landtechnik;
FAIR-1495 IENICA - An interactive Furopean network for industrial
crops and their applications, Universität für Bodenkultur, Institut
für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung;
FAIR-0253 - Tree breeding for improved wood and fibre quality using
advanced biotechnologies, Universität für Bodenkultur, Zentrum für
Umwelt- und Naturschutz;
FAIR-1707 - Concerted action on Miscanthus, Universität für
Bodenkultur, Institut für Mathematik und angewandte Statistik.
FAJR-3679 - utilisation of Buropean wool as insulation material,
(5. Ausschreibung, Vertragsverhandlungen September - Oktober 1997,
Teilnahme eines privaten unternehmens);
FAIR-0286 BLOWDRY - Blowime blending and fibre drying in the wood
fibre processing industries, Teilnahme privater unternehmen.
Zu Frage 2:
Um im öffentlichen Bereich den Informationsaustausch auf diesem
Gebiet zu fördern, wurde vom Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft an der Bundesanstalt für Landtechnik die Fach-
bereichsarbeitsgruppe „Nachwachsende Rohstoffe“ installiert. Sie
ist Ansprechpartner für Ideen, aktuelle Fragen, Problemstellungen
und Projektanträge; ihr obliegt die laufende Bearbeitung des
Bereichs durch Sammlung und Sichtung des nationalen und inter-
nationalen Geschehens. Zu diesem Zweck werden eigene Forschungs-
arbeiten sowie spezifische Forschungsprogramme, Projektvorschlägei
Konzepte und Umsetzungsstrategien erstellt. Diese Bemühungen sollen
zu konkreten Aktionen führen, wobei unter Beachtung der Nachhaltig-
keit die maximale Wertschöpfung angestrebt wird. Im Bereich der
Faserpflanzenproduktion wurden von der Fachbereichsarbeitsgruppe
„Nachwachsende Rohstoffe“ an der Bundesanstalt für Landtechnik die
beiden Tagungen Hanf-Workshop (1994) und Hanf-Workshop II (1995)
veranstaltet.
Die Bundesanstalt für Landtechnik fungiert auch als öster-
reichischer Vertreter beim Projekt NF-2000, Non-food agro-
industrial information dissemination through paper and electronic
means, das der Verbreitung von Forschungsergebnissen auf dem Gebiet
der nachwachsenden Rohstoffe dient.
Im Rahmen von EUREKA wird die Initiative EUROACRI durchgeführt.
EUROAGRI fördert schwerpunktmäßig den Non-Food-Sektor.
Österreichischer Koordinator von EUROAGRI ist das Büro für
internationale Forschungs- und Technologiekooperation.
Ebenfalls eine koordinatorische Funktion kommt der sogenannten
Gesprächsrunde „Biogene Rohstoffe“ des Bundesministeriums für
Umwelt, Jugend und Familie zu.
Unter den privaten Initiativen wäre auch das Österreichische
Hanf-Institut (ÖHI) zu erwähnen. Das ÖHI arbeitet seit 1994 an der
Recherche und Aufbereitung von Informationen zur Nutzpflanze Hanf
und an der Verbreitung und veröffentlichung dieser Informationen.
Zu den Fragen 3 und 5:
wissenschaftliche Projekte können im Rahmen der Auftragsforschung
der Bundesministerien eingereicht werden. Weiters sind Förderungen
über den Forschungsförderungsfonds der gewerblichen Forschung (FFF).
möglich. Bei internationalen Kooperationen können Projekte im
Rahmen des Forschungsprogramms Landwirtschaft und Fischerei (FAIR)
sowie im Rahmen des ALTENER Programmes gefördert werden.
Im Rahmen der landwirtschaftlichen Innovationsförderung (Teil der
Investitionsförderung nach der Investitionsrichtlinie des Bundes-
ministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Zl. 25.075/01-II/95)
können innovative Projekte unterstützt werden. Im Investitions-
bereich ist es möglich, bauliche und technische Einrichtungen in
der Be- und Verarbeitung, Präsentation sowie Vermarktung nach
Maßgabe der vorhandenen Mittel zu fördern. Darüberhinaus können im
Rahmen von Ziel 5b- oder Ziel 1-Projekten Bundes- und EU-Mittel für
Vermarktungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden.
Für Personal- und Sachaufwand von Beratungsprojekten (Beratung von
Produzenten und Konsumenten) ist eine
Förderung aufgrund der
Dienstleistungsrichtlinie des Bundesministeriums für Land- und
Forstwirtschaft möglich. Bei Gründung einer Erzeugergemeinschaft
gemäß der EG-verordnung Nr. 952/97 kann für Sach- und Personal-
aufwendungen eine Gründungs- und Startbeihilfe bis zu fünf Jahren
gewährt werden.
Ergänzend wird bemerkt, daß in der gemeinsamen Marktorganisation
für Flachs und Hanf ein Programm zur Förderung der verwendung von
Flachsfasern und der aus diesen Fasern gewonnenen Erzeugnisse
vorgesehen ist. Dieses Programm wird aus EU-Geldern (Einbehalt
eines bestimmten Betrages von der Prämie) finanziert. Interessenten
wurden eingeladen, Projekte in den Bereichen Information (Medien-
kampagnen, Stoffmessen, Herstellung didaktischen Materials, Jung-
designer-wettbewerbe etc.) und Forschung (Entwicklung besserer
Verfahren oder Erzeugnisse, Färbetechnik, Knittereigenschaften
etc.) einzureichen. Hauptsächlich ausgerichtet ist dieses Programm
für den Textilsektor. Österreich konnte an diesem Programm bislang
nicht teilnehmen, da die Finanzierung aus EU-Mitteln erfolgt, die
aus der Zeit vor dem Beitritt stammen, und auch der Termin für die
Angebotseinreichung im September 1994 lag. Die Kommission plant ein
weiteres zweijähriges Programm (ab April 1998), an dem es auch
Österreich möglich sein wird, teilzunehmen.
Hinsichtlich der Frage der Koordinierung von Projekten darf auf die
Beantwortung zu Frage 2 verwiesen werden.
Zu Frage 4:
Dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft liegen keine
konkreten Projekte vor. Es ist jedoch bekannt, daß auf diesem
Gebiet von einigen Herstellern Forschung
betrieben wird.
Zu Frage 6:
Was die Marktchancen der österreichischen Faserproduktion betrifft,
so ist derzeit von Absatzmöglichkeiten bei der Produktion von
Dämmstoffen sowie in der Papierindustrie auszugehen. Weniger
vorteilhaft scheint die Lage auf dem Textilsektor. Der Vorstoß der
Nutzung von Faserpflanzen in bislang nicht abgedeckte Anwendungen
(wie z. B. für Faserverbundstoffe im Fahrzeugbau) kann nicht nur
den Erlös absichern, sondern vermag auch zur Frage der Nachhaltig-
keit einen wichtigen Beitrag zu leisten.