2810/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Schuster und Kollegen haben am 10.7.1997 an
mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 2762/J betreffend „Familienverträglich-
keitsprüfung (FVP)“ gerichtet. Auf die - aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit -
in Kopie beigeschlossene Anfrage beehre ich mich1 folgendes mitzuteilen:
ad1und2
Bei der Formulierung von Gesetzen und Verordnungen wird darauf geachtet und
auch abgeschätzt, wie sich deren generelle Normen auf den jeweiligen
Adressatenkreis auswirken. Allerdings wird hierbei in den wenigsten Fällen auf das
familiäre Netzwerk Familie abgestellt.
Um die Interessen der Familien zu wahren und etwaige negative Auswirkungen auf
Familien hintanzuhalten, werden die Familienorganisationen in das Begutach
tungsverfahren von familienpolitisch relevanten Gesetzen miteinbezogen. Darüber
hinaus prüft das Familienministerium im Rahmen der Begutachtungskompentenz
sehr gezielt etwaige Auswirkungen von Gesetzesvorhaben anderer Ressorts auf
Familien.
ad3bis5
Die Erarbeitung von Instrumentarien zur Feststellung von Familienverträglichkeit ist
Neuland und befindet sich in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.
Derzeit wird im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie
sowohl an einem sozio-ökonomischen als auch an einem psycho-sozialen lndikato-
rensystem gearbeitet, welche als Grundlage für die Entwicklung einer Familienver-
träglichkeitsprüfung dienen könnten.
Darüber hinaus befindet sich eine Feasibility Study zu einem Familiensimulations-
modell, welches vom Österreichischen Institut für Familienforschung im Auftrag der
Europäischen Union erstellt und vom BMUJF gefördert wird, kurz vor Fertigstellung.
Hierbei wird erstmals versucht, Auswirkungen von Maßnahmen auf die mikro-Ebene
des familiären Gefüges schon im Vorfeld zu testen. Auch von diesem Projekt sind
Aufschlüsse zu erwarten, die für die Entwicklung einer möglichen Familienverträg-
lichkeitsprüfung relevant sein könnten.
Ad 6
Auf Grund der Tatsache, daß sich wie o.a. die Entwicklung einer Familienverträglich-
keitsprüfung noch sehr in den Anfängen befindet, kann ich hier keine Bereiche expli-
zit namhaft machen, möchte aber auf zwei Initiativen hinweisen1 aus denen der um-
fassende Charakter einer Familienverträglichkeitsprüfung hervorgeht:
Ausgehend vom Internationalen Jahr der Familie wurden Leitbildentwicklungen zur
familienfreundlichen Gemeinde konzipiert und mit Erfolg bereits in einigen Gemein-
den umgesetzt. In manchen Bundesländern finden zudem Wettbewerbe zur fami-
lienfreundlichsten Gemeinde statt, von denen wiederum wertvolle Impulse und gute
Ideen ausgehen.
Nicht zuletzt ist es auch mein Ziel, mit dem Audit Beruf und Familie einen starken
Impuls für mehr Famifienverträglichkeit in der Arbeitswelt zu schaffen. Wie die Bei-
spiele in Deutschland und den USA zeigen, konnten dadurch sehr fundiert Kriterien
für eine familienfreundliche Arbeitswelt entwickelt und Erfolge erzielt werden.