2844/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2859/J-NR/1997 betreffend rassistische
Darstellung der steirischen Landesgeschichte in einem österreichischen Schulbuch, die die
Abgeordneten Karl Öllinger und Freund Innen am 11. Juli 1997 an mich richteten, wird wie
folgt beantwortet:
1. Wer waren die Mitglieder der Schulbuchkommission, die diese Darstellung der
steirischen Landesgeschichte für den Schulunterricht für geeignet erklärt haben?
Antwort:
Die Mitglieder der Gutachterkommission zur Eignungserklärung von Schulbüchern für
Sachunterricht im Bereich der Volksschulen waren in der Funktionsperiode 1986 - 1990:
VD Krista Baumgartner
VL Herbert Fuchs
Dir. Dr. Herbert Haben
LSI RR Alfred Pfeiffer
VOL Anneliese Pflügelmayer
2. Nach welchen Richtlinien hat die Schulbuchkommission dieses Buch für geeignet
erklären können? Ist die Kommission durch irgendwelche Richtlinien gedeckt oder
hat sie eigenmächtig entschieden? Wie konnte dieses Buch als Schulbuch für geeig-
net erklärt werden?
Antwort:
Die Begutachtung erfolgte aufgrund des Gutachtens der Gutachterkommission, das aufgrund
der Bestimmungen der Verordnung über die Eignungserklärung von Unterrichtsmitteln und des
Lehrplans für Volksschulen erstellt wurde. (Beilage)
3. Haben die Autoren dieses Buches auch andere Schulbücher geschrieben, in denen
die Geschichte ähnlich einseitig bzw. rassistisch aufbereitet wurde? Sind die Autoren
noch heute als Schulbuchautoren tätig?
Antwort
Der Länderteil Steiermark zum Sachunterrichtsbuch von Dabsch-Jarolim-Svolba wurde von
Frau Eigler und Frau Kettenbach verfaßt.
Frau Eigler ist voriges Jahr verstorben, Frau Kettenbach ist Autorin der Sachunterrichtsbücher
„Menschen - Tiere - Pflanzen -Dinge“ für die 2. - 4. Schulstufe der Volksschulen sowie der
Musikbücher „Wir machen Musik“ 1/2 und 3/4 für die 1. - 4. Schulstufe der Volksschulen.
4. In welcher Auflage wurde dieses Schulbuch produziert? Wieviele Schülerinnen und
Schüler haben dieses Buch bisher cirka benutzt?
Antwort:
Von der letzten Auflage wurden 3.000 Exemplare produziert. Es ist anzunehmen, daß etwa
20.000 Schülerinnen und Schüler dieses Buch verwendet haben.
5. Wird dieses Buch noch heute als Schulbuch verwendet?
Antwort:
Dieses Schulbuch ist nach wie vor in Gebrauch.
6. Teilt die Ministerin die obzitierte Darstellung der steirischen Landesgeschichte? Teilt
sie insbesondere die Darstellung, daß die „Türken, Ungarn“ neben den „Heuschre-
cken“ und der „Pest“ „Landplagen „waren?
Antwort:
In der Volksschule ist kein Geschichtsunterricht vorgesehen, sondern es werden Anregungen
zum Besuch von Kulturdenkmälern der unmittelbaren Umgebung gegeben. Beim Besuch des
Grazer Doms könnten die Schülerinnen und Schüler das sogenannte „Landplagenfresko“ sehen
und mit den Lehrerinnen und Lehrern besprechen. Der Verlag stellt fest, daß es Aufgabe des
Buches wäre, dieser Darstellung entgegenzuwirken und wird bei der nächsten Auflage das
Wort „Landplage“ streichen. Es ist aber jetzt schon festzuhalten, daß es Aufgabe des Lehrers
ist, die historische Dimension der Bezeichnung Landplage flir Gegner in Auseinandersetzungen
des 15. u. 16. Jh. herauszuarbeiten und rassistischen Interpretationen in der Gegenwart
entgegenzuwirken.
7. Würde die Ministerin auch eine Darstellung der steirischen Geschichte akzeptieren,
in der die eingewanderten Bayern als „Landplage“ für die damals dort lebenden
Slawen bezeichnet werden?
Antwort:
Der Begriff „Landplage“ wird zwar in historischen Texten mitunter auch für durchziehende
Heere verwendet, unter denen die Bevölkerung gelitten hat, doch sollte aus Gründen der
Untersstufengemäßheit in der 4. Schulstufe dieses Thema noch nicht behandelt, sondern dem
Geschichtsunterricht ab der 6. Schulstufe vorbehalten werden. Jedenfalls finden sich in diesem
Zusammenhang keine historisch bedeutenden Belege für die Verwendung des Begriffs
Landplage in der Zeit der Einwanderung der Bayern Eine Behandlung dieser Bezeichnung im
Rahmen der Darstellung von Wanderungsbewegungen wäre deshalb unzweckmäßig.
8. Steht die Weglassung des Holocaust bei der Darstellung des 2. Weltkrieges in einem
Zusammenhang mit der rassistischen Darstellung für das Jahr 1500?
Antwort:
Die Daten der beiden Weltkriege werden beim
nächsten Nachdruck wie folgt geändert:
1914 - 1918:1. Weltkrieg
1939 - 1945: 2. Weltkrieg
Die Zeile „1945 Kriegsende“ wird gestrichen.
Der Länderteil wird nur gemeinsam mit dem Basisteil verwendet. Im Basisteil ist ein Hinweis
auf die Judenverfolgung enthalten.
9. Wie ist es zu verstehen, daß man „von dieser Übersicht“ viel "über die Geschichte
deines Heimatlandes ablesen“ kann?
Antwort:
Aufgrund des Lehrplans sollten im Rahmen des Sachunterrichts alte Gebäude, Kulturdenk-
mäler in unmittelbarer Umgebung des Kindes aufgesucht werden und nach den Interessen des
Kindes besprochen werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei einfachste historische
Bedingungen erfahren.
Das Buch kann Anregungen dazu geben, welche Themen behandelt und welche Gebäude
besucht werden könnten. Die angeführten Verbesserungen werden dazu beitragen, dieses Ziel
noch besser zu erreichen.
Anlage wurde nicht gescannt !!