2925/AB XX.GP
Beantwortung
der Anfrage der Abgeordneten Dr. Povysil, Dr. Pumberger und Kollegen
betreffend Mukopolysaccharidose MPS,
(Nr. 2950/J)
Zur beiliegenden Anfrage führe ich folgendes aus:
Zu Frage 1:
In Österreich wurden durch die Elternselbsthilfegruppe für Mukopolysaccharidosen bzw. durch
das "Österreichische Stoffwchselregister" der Österreichischen Gesellschaft für Kinder - und
Jugendheilkunde bisher etwa 13O Patienten mit den verschiedenen Typen vom MPS erfaßt.
Zu Frage 2:
- MPS - Früherkennung:
Grundsätzlich ist der Nachweis der bei den MPS - Typen unterschiedlichen Enzymdefekte aus dem
Fruchtwasser, aus Bindegewebszellen (Fibroblasten aus dem Fruchtwasser) bzw. durch eine
Entnahme von embryonalem Gewebe (Chorionbiopsie) möglich, ist aber auf Grund der
genetischen Unterschiedlichkeit
(Heterogenität) aufwendig.
Weitere Methoden in der Diagnostik der MPS stellen die Computertomographie(CI) und
insbesondere die Magnetresonanz (MRI) dar, mit der krankheitstypische cystische Hirnareale
dargestellt werden können.
- Krankheitsverlauf:
Die MPS können in einer großen Bandbreite von sehr schweren Formen, bei denen die Kinder die
ersten Tage nicht überleben (z.B. Hydrops fetalis), bis zu milden Formen mit normaler Körper -
größe und normaler Lebenserwartung verlaufen.
Wesentliche Symptome der MPS sind:
Skelettabnormitäten
Vergrößerung von Milz und leber
Hornhauttrübung
Verzögerte geistige Entwicklung
Herzversagen
- Ursachen:
Ursachen für die unterschiedlichen Typen der MPS sind mehrere Enzymdefekte, die genetisch
bedingt sind und in verschiedenen Vererbungswegen weitergegeben werden, wie z.B.
- autosomal rezessiv (Typ I) - (ein rezessives Allel macht sich im klinischen Erscheinungsbild nur
bemerkbar, wenn der Defekt sowohl von Mutter als auch Vater vererbt wird)
- X - chromosomal (Typ II - Hunter
Syndrom)
- Tilerapien:
1) Linderung der Symptome durch z.B.:
Hornhauttransplantation
Behebung von Skelettanomalien (z.B.Cervicale Fusion)
Druckentlastungs - Operation (bei Hydrocephalus)
2) Die Knochenmarkstransplantation stellt bei bestimmten Typen der MPS (z.B. Typ I - Hurler - ,
ev. Typ IIIB) laut der vorliegenden Fachliteratur eine Therapiemöglichkeit dar.
Weiters wird an der Behandlung mittels Enzymtherapie bei verschiedenen MPS - Typen geforscht.
Zu Frage 3:
Ein vielversprechender gentherapeutischer Ansatz wurde im Tiermodell getestet (Gentransfer); es
werden allerdings noch weitere tierexperimentelle Untersuchungen notwendig sein, ehe diese
Therapiemöglichkeit für Patienten offensteht
Zu Frage 4:
Bisher haben Katzen und Mäuse, die am MPS VI erkrankt waren, das Enzym Arylsufaltase B, das
ihnen fehlt, über lange Zeit regelmäßig erhalten. Dabei konnten Katzen, die krankheitsbedingt
nicht mehr stehen konnten, innerhalb von drei Wochen wieder aufstehen. Bei allen Tieren
verschwand die Speicherung von MPS zur Gänze in der Leber, der Milz, dem Herzen, den
Herzklappen, teilweise in der Hornhaut der Augen. In den Wachstumszonen von Röhrenknochen
zeigte sich eine Verbesserung der Knorpelstruktur. Die genannten Strukturen entprechen auch
jenen bei MPS VI - Patienten erkrankten
Gewebe.
Die Ergebnisse der daran forschenden Arbeitsgruppen (Prof. J. Hopwood aus Adelaide und
Prof. Ch. Peters aus Freiburg) sind in international renommierten wissenschaftlichen Journalen
publiziert.
Bisher wurde das Enzym Arylsulfatase B in kleinen Mengen am jeweiligen Forschungsinstitut
hergestellt. Keines dieser Institute hat jedoch Zugang zu einer biotechnologischen Groß anlage,
wie sie zur Enzymproduktion zu den klinischen Versuchen am Menschen notwendig ist.
Zu Frage 5:
Ein Zulassungsantrag in Österreich hinsichtlich Arylsulfatase B fur die Therapie der MPS
(Typ VI) am Menschen wurde nicht gestellt.
Zu Frage 6:
Zur Zeit sind in Italien und England klinische Prüfungen im Gange bzw. ist eine Anwendung für
klinische Studien bewilligt worden, in Italien für Versuche mittels Gentherapie bei MPS II -
Patienten. Während in Italien noch kein Patient behandelt wurde, wurde in England Ende Juli
1997 der erste Patient mit MPS I mittels Gentherapie behandelt.
Zulassungsverfahren laufen auch in den USA für mehrere MPS - Typen.