3049/AB XX.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 3065/J-NR/1997 betreffend Sportunterricht in

Schulen, die die Abgeordneten Dr. Franz Löschnak und GenossInnen am 8.Oktober 1997 an

mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

1. Wie hat sich seit Einführung der Schulautonomie das Ausmaß des verpflichtenden

Sportunterrichts in den verschiedenen Schultypen verändert?

- Volksschulen

- Hauptschulen

- AHS in den einzelnen Schulstufen

- Berufsbildenden Höheren Schulen

Antwort:

a) Volksschulen sind derzeit durch die Offenheit der Gestaltung des Unterrichts gleichsam

"autonom". Neben der festgelegten Anzahl von Leibesübungsstunden gibt es eine Reihe von

Möglichkeiten, das Bewegungsangebot im Unterricht zu erweitern.

b) Zur Veränderung der Stundentafeln in der Sekundarstufe 1 (betrifft die Hauptschulen und

allgemeinbildenden höheren Schulen) stellt der Bericht von BACHMANN u.a. "Auf dem Weg

zu einer besseren Schule. Evaluation der Schulautonomie in Österreich; Auswirkungen der

14. SchOG-Novelle" fest, daß in 93 % der untersuchten Hauptschulen und in 73 % der

untersuchten AHS in mindestens einer Schulstufe Stundenveränderungen vorgenommen

wurden. Die Kürzungen einzelner anderer Gegenstände waren umfangreicher als in

Leibesübungen, während die Möglichkeit zur Erweiterung des Angebotes Leibesübungen in

geringerem Maß wahrgenommen wurde.

c) In der Sekundarstufe 11 bestehen derzeit zwar Wahlmöglichkeiten des Schülers, jedoch keine

autonomen Regelungen zur Stundentafel.

2. Wie haben sich seit Einführung der Schulautonomie bzw. seit Umsetzung des "Spar-

pakets" die tatsächlichen Stundenzahlen und Angebote an

- Alternativen Pflichtgegenständen ans LÜ

- Freigegenständen ans LÜ

- Unverbindlichen Übungen aus LÜ

- Schulsportwochen Sommer

- Schulsportwochen Winter

in den einzelnen Bundesländern entwickelt?

Antwort:

a) Erhebungen zur Entwicklung unverbindlicher Angebote im Bereich Leibesübungen Unverbind-

liche Übungen:

3.443 Lehrerinnen und Lehrer erteilten 1996/97 Unterricht bei Unverbindlichen Übungen,

davon 1 .244 im Bereich Leibesübungen. Dieses Angebot nutzen 80.190 Schülerinnen und

Schüler, davon 34.373 im Bereich Leibesübungen. 23 % aller Schülerinnen und Schüler

besuchen eine Unverbindliche Übung, nahezu die Hälfte (10 %) im Bereich Leibesübungen.

Dieser Wert ist nur unwesentlich geringer als im Jahre 1991/92 (26,3 % bzw. 11,26 %). Nach

einem geringeren Wert (21,3 %) im Schuljahr 1995/96 sind die Werte wieder im Steigen. 35 %

aller Schülerinnen und Schüler besuchen in der AHS eine Unverbindliche Übung, darunter 1 5 %

im Bereich Leibesübungen. Dieser Wert ist geringer als im Jahre 1991/92 (40 % bzw. 17 %).

Nach einem geringeren Wert im Schuljahr 1995/96 (30,3 %) sind die Werte wieder im Steigen.

b) Leibeserziehliche Schulveranstaltungen wurden für das Schuljahr 1996/97 in einer Erhebung

an den Schulen erfaßt. Derzeit liegen zu "mehrtägigen Schulveranstaltungen" erste Auswer-

tungen vor. Im Schuljahr 1996/97 konnten sich 288.685 Schülerinnen und Schüler bei Sport-

wochen betätigen. Das entspricht fast 29 % der Schülerinnen und Schüler in den Schulen

Österreichs. Noch nie waren so viele Teilnehmer bei Sportwochen in der Schule zu

verzeichnen. Die "Sommersportwochen" gewinnen an Bedeutung. Waren es 1987/88 noch

37.605 Schülerinnen und Schüler, so sind es 1996/97 bereits 124.316 Schülerinnen und

Schüler. Die "Wintersportwoche" besuchten 1987/88 219.156 Schülerinnen und Schüler,

1996/97 waren es 164.369 Schülerinnen und Schüler. Das Verhältnis betrug daher 1987/88:

15 % Sommer- zu 85 % Wintersportwochen und 1996/97: 43 % Sommer- zu 57 %

Wintersportwochen. Hier griff vor allem die Regelung, daß die Bedürfnisse am jeweiligen

Schulstandort für die Wahl der Art der Veranstaltung ausschlaggebend sind und die schul-

partnerschaftlichen Gremien (Schulgemeinschaftsausschuß, Schulforum) entscheiden.

Diese Entwicklung ist von Bundesland zu Bundesland und in den einzelnen Schulformen

durchaus zahlenmäßig verschieden. 26.783 Lehrerinnen und Lehrer waren im Schuljahr

1996/97 bei Schulsportwochen im Einsatz, das sind um 1.529 mehr als 1992/93. 3.870 Lehrer-

innen und Lehrer wurden 1996/97 allein im Rahmen von Aus- und Fortbildungen für die

Wintersportwoche betreut. Themen sind: Neue Geräte (Snowboard und Carving), Sicherheit

und Vielfalt (Langlauf und Skiwanderung). Umfangreiche Maßnahmen seitens meines Ressorts

zur Qualitätssteigerung der Wintersportwochen (Quartier- und Verleihangebote, Sicherheits-

pakete, CD-ROM, etc.) mit Partnern (auch aus der Wirtschaft). (Beilage)

3. Durch welche Maßnahmen werden die Tendenzen gebremst, welche das derzeitige

Bewegungsangebot an Österreichs Schulen weiter reduzieren?

Antwort:

Zunächst wurde bei allen Stundentafeln, die im Rahmen der Autonomie neu erstellt wurden, vor-

gesehen, daß keine Kürzung des Gegenstandes Leibesübungen als Normvorgabe vorgesehen ist.

Im Rahmen des Lehrplanes der Polytechnischen Schule wurde der Rahmen sogar um eine weitere

Stunde erweitert. Wenn eine Unterschreitung der Anzahl der Unterrichtsstunden, wie sie die

nichtautonome Stundentafel vorsieht, eintritt, ist dies immer eine Entscheidung am jeweiligen

Schulstandort. Weiters werden die Anliegen der Bewegungserziehung unterstützt, und zwar

durch die Aktion "Bewegte Schule". Die Teilbereiche "Gesund & Munter" (Volksschule) und

"Klug & Fit" (Sekundarstufe 1) sind außerordentlich gut angekommen. Für die Schulen der

Sekundarstufe 11 (Aktionsteil "Gemeinsam & aktiv") muß die Weiterführung der

Kooperationsmodelle mit Vereinen und Organisationen noch intensiviert werden.

4. Welche Initiativen wurden gesetzt, um den ca. 145.000 Berufsschülern in Österreich

Sportunterricht im Rahmen ihrer Schulausbildung zu ermöglichen?

Antwort:

Veränderungen in der Situierung des Gegenstandes Leibesübungen im Lehrplan der Berufsschulen

unterliegen generell den Entwicklungstendenzen der Berufsschulzeit. Leibesübungen als Unver-

bindliche Übung bzw. Freigegenstand ist mehrheitlich an den Lehrgangsberufsschulen verankert.

Im Zentrum aller Überlegungen muß daher die Motivation zur selbständigen Sportausübung in

Ergänzung zur Berufsausbildung stehen.

5. Wie verhält sich die Zahl von Pädagogen mit Lehramtsprüfung in Leibeserziehung

(oder adäquater Qualifikation) zu Pädagogen, die ohne entsprechende Qualifikationen

Unterricht aus Leibesübungen in Hauptschulen erteilen?

6. Welche Initiativen wurden gesetzt, um sicherzustellen, daß in allen Schulformen aus-

schließlich geprüfte Leibeserzieher Sportunterricht erteilen?

Antwort:

Da das Pflichtschulwesen in die Kompetenz der Länder fällt, sind mir dazu die exakten statisti-

schen Zahlen nicht bekannt. Im Rahmen der Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung werden durch

mein Ressort entsprechende Schwerpunkte gesetzt.