3143/AB XX.GP
Auf die - aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit in Kopie beigeschlossene - schriftliche
parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Mag. Doris Pollet-Kammerlander und Genossen
vom 30. Oktober 1997, Nr. 3183/J, betreffend EU-Ratspräsidentschaft Österreichs im Jahr
1998, beehre ich mich folgendes mitzuteilen:
Zu 1a und 1b.:
Während der Österreichischen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union in der zweiten
Jahreshälfte 1998 werden im Bereich des Bundesministeriums für Finanzen voraussichtlich
eine informelle Tagung der Finanzminister und Notenbankchefs der EU und vier Tagungen
von Ratsarbeitsgruppen in Österreich zu organisieren sein.
Im Bundesministerium für Finanzen bestehen bereits seit längerem intensive Kontakte mit
dem im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten eingerichteten Exekutiv-
Sekretariat. Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf die Beantwortung der schrift-
lichen Anfrage vom 30. Oktober 1997, Nr. 3178/J, durch den Herrn Bundeskanzler. Nach
einer Festlegung der Tagungsorte- und termine wird derzeit an der detaillierten Ablaufplanung
für die in Österreich abzuhaltenden Tagungen im Bereich des Bundesministeriums für
Finanzen gearbeitet. Die für die organisatorischen Belange zuständigen Bediensteten meines
Ressorts haben überdies mit den Organisatoren von mehreren informellen Tagungen zwecks
Erfahrungsaustausch Kontakt aufgenommen.
Für die erforderliche Schulung und Weiterbildung der Bediensteten haben die Verwaltungs-
akademie des Bundes und die Diplomatische Akademie neben dem allgemeinen Kurspro-
gramm ein „maßgeschneidertes“ Seminarprogramm entworfen, das seit dem Seminarjahr
1996/97 den Ressorts zur Verfügung steht und neben einem intensiven Sprachtraining
Themen wie Vorsitzführung, Komitologie,
Verhandlungsführung, Entscheidungsabläufe und
ähnliches behandelt. Als Vortragende fungieren hochrangige Fachleute aus dem EU-Bereich.
Im Rahmen dieses Programmes wurden bzw. werden zum Zweck des Erfahrungsaus-
tausches auch Studienreisen nach Irland, Deutschland, den Niederlanden und voraussichtlich
Großbritannien angeboten werden.
Darüber hinaus fanden im Bundesministerium für Finanzen bereits wiederholt Veran-
staltungen zu EU-bezogenen Themen statt, wobei im Rahmen dieser Veranstaltungen
speziell auf die Bedürfnisse des Bundesministeriums für Finanzen eingegangen werden
konnte.
Zu 1c.:
Der Kostenrahmen für die EU-Präsidentschaft Österreichs 1998 wurde mit insgesamt rund
562 Mio. öS veranschlagt, wovon rund 300 Mio. öS auf das Zentralbudget beim Bundes-
ministerium für auswärtige Angelegenheiten und rund 262 Mio. öS auf die einzelnen Ressort-
budgets entfallen.
Mit diesem Betrag ist im wesentlichen für die Anmietung, die Ausstattung und den Betrieb der
Konferenz- und Presseräumlichkeiten, die Hotelkosten für Delegationen und Dolmetscher
(soweit sie von Österreich zu tragen sind), die Telekommunikationseinrichtungen, diverse
Sicherheitsvorkehrungen und die Repräsentationsverpflichtungen vorgesorgt.
Im Bereich des Bundesministeriums für Finanzen wurde für alle geplanten Präsidentschaft-
bezogenen Veranstaltungen ein Betrag von 25 Mio. öS vorgesehen. Damit sollen die vor-
aussichtlich anfallenden Kosten, insbesondere für Transfers, Anmietung von Konferenz-
räumen, technische Ausstattung, Übersetzungen, Unterbringungen und Repräsentationen
abgedeckt werden. Eine Aufstockung der Planstellen im Bundesministerium für Finanzen ist
aus heutiger Sicht für die Präsidentschaft nicht vorgesehen.
Zu 2a. und 2b.:
Um die Kontinuität bei der Arbeit des Rates sicherzustellen, erfolgen auf Beamtenebene
laufend Kontakte mit den Vertretern des britischen sowie des deutschen Finanzministeriums.
Vor allem im Bereich der Steuerpolitik gibt es intensive Kontakte mit Deutschland. Weiters
stattete eine britische Delegation dem Bundesministerium für Finanzen einen Besuch ab,
wobei neben allgemeinen Orientierungsgesprächen über das Arbeitsjahr 1998 auch fach-
spezifische Gespräche in Arbeitsgruppen stattgefunden haben. Auf politischer Ebene gab es
bereits ein Arbeitsgespräch mit Schatzkanzler G. Brown und Wirtschaftsminister Lord Simon
sowie mit Bundesminister der Finanzen Dr.
Waigel.
Was die organisatorischen Aspekte anbelangt, verweise ich auf die Beantwortung der
Frage 1a
Zu 3.:
In den im Bundesministerium für Finanzen eingerichteten Arbeitsgruppen „organisatorische
Aspekte“ sowie „inhaltliche Aspekte“ der Präsidentschaft wurden bereits Konzepte fertig-
gestellt. So wurden die voraussichtlichen inhaltlichen Arbeiten während des zweiten Halb-
jahres 1998 identifiziert, die Verantwortlichkeiten zugeordnet und die personellen Schulungen
begonnen. Weiters wurde ein Ablaufplan für die Veranstaltungen in Österreich (informeller
ECOFIN-Rat sowie Sitzungen von Ratsarbeitsgruppen) weitestgehend erstellt sowie ein
Terminplan ausgearbeitet.
Zu 4., 4a.,5.,5a.,7.,7a.,7b. und 7c.:
Im Rahmen der das Bundesministerium für Finanzen berührenden Themen ist kaum mit
spektakulären Abschlüssen zu rechnen. Vielmehr sind die vorliegenden Dossiers weiter-
zuführen. So werden beispielsweise die Verhandlungen zu den finanziellen Aspekten der
Agenda 2000 vermutlich noch nicht abzuschließen sein; es ist aber österreichisches Ziel,
dieses Dossier möglichst voranzutreiben. Einen Schwerpunkt während der österreichischen
Präsidentschaft wird der Abschluß der Vorbereitungen für den Beginn der dritten Stufe der
WWU darstellen, wobei neben der Verabschiedung von noch ausstehenden Rechtstexten
erstmals eine stärkere wirtschaftspolitische Koordinierung stattfinden soll. Den Steuerthemen
wird eine hohe Priorität zukommen. Neben den Arbeiten zur Vereinfachung des Mehr-
wertsteuer-Systems wird es ein österreichisches Anliegen sein, die Voraussetzungen für die
steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit zu schaffen (wirksame Zinsenbesteuerung,
Ökologisierung des Steuersystems). Die Beschäftigungsthemen werden ebenso einen hohen
politischen Stellenwert haben, zumal dem Europäischen Rat von Wien der Bericht über die
Umsetzung der nationalen Aktionspläne vorgelegt werden soll.
Soweit der Aufgabenbereich meines Ressorts von diesen Themen betroffen ist, erfolgt die
Koordination durch das Bundesministerium für Finanzen. Im Bereich der Steuern ist eine
Konferenz über die Folgen des Steuerwettbewerbs mit inhaltlicher Beratung durch das WIFO
geplant.
Zur Frage der Abstimmung mit den Ländern der „Troika“ verweise ich auf die Beantwortung
der Fragen 2a und 2b. Weiters ist zu bemerken, daß bereits Gespräche mit den Finanz-
ministern von Finnland, Frankreich, Italien
und den Niederlanden stattfanden.
Zu 6.:
Der Vorsitzende des Rates hat die Aufgabe, für einen zügigen Verhandlungsablauf zu sorgen
sowie bei den vorliegenden Dossiers Fortschritte zu erzielen. Im Sinne der Kontinuität der
Arbeiten ist es daher nicht möglich, daß bereits begonnene Verhandlungen zu einem Thema
abgebrochen werden, auch wenn dieses nicht im Interesse der Präsidentschaft liegt.
Hingegen ist es unvorstellbar, ein besonderes Augenmerk auf die österreichischen Themen-
schwerpunkte zulegen.