3321/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Josef HÖCHTL und Kollegen
haben am 10. Dezember 1997 unter der Nr. 3394/J an mich eine
schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend „Sicherheit im
Bezirk Wien-Umgebung“ gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:
1) Worauf führen Sie den Anstieg der Kriminalität in Niederöster-
reich um 3,5 % zurück, während bundesweit die Zahlen rückläu-
fig waren?
2) Mit welchen Maßnahmen werden Sie einer weiteren Verschlechte-
rung der Situation in Niederösterreich entgegenwirken?
3) Wie gliedern sich die Verbrechen und Vergehen nach Delikts-
gruppen bzw. Nationenzugehörigkeit im Bezirk Wien-Umgebung?
4) In welcher Gemeinde des Bezirkes Wien-Umgebung ist die Gesamt-
kriminalität gemessen an der Einwohnerzahl am geringsten, In
welcher am höchsten?
5) Wie hoch Ist die Häufigkeitszahl der Gesamtkriminalität (pro
100.000 Einwohner) für den Teilbezirk
Schwechat?
6) Wie hoch ist der Anteil fremder Tatverdächtigen im Teilbezirk
Schwechat?
7) Welche Maßnahmen werden Sie setzen, damit der Teilbezirk
Schwechat ebenso sicher wird wie die restlichen Teilbezirke
des Verwaltungsbezirkes Wien-Umgebung?
8) Die entwickelte sich der Personalstand an Exekutivbeamten im
Bezirk Wien-Umgebung insbesondere im Teilbezirk Schwechat in
den letzten 10 Jahren?
9) Ist sichergestellt, daß es im Bezirk Wien-Umgebung zu keinen
Postenschließungen kommt?
10) Bestehen seitens des Bundesministeriums für Inneres Pläne,
das Exekutivpersonal in den nächsten Jahren im Bezirk Wien-
Umgebung zu reduzieren?
Wenn ja, wieviel Posten sollen abgebaut werden und welche Ge-
meinden sind davon betroffen?
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
Der bundesweite Trend setzt sich aus den Zahlen der neun öster-
reichischen Bundesländer zusammen. Der Vergleich aller österrei-
chischen Bundesländer zeigt ein äußerst immogenes Bild. Während
im Bundesland Salzburg ein Rückgang von 16,9 % aller gerichtlich
strafbaren Handlungen zu verzeichnen ist, weist das Bundesland
Burgenland eine Steigerungsrate von 12 % auf.
Nach näherer Analyse der statistischen Unterlagen läßt sich fest-
stellen, daß für die Steigerungsrate von 3,5 % der Anstieg der
Delikte des einfachen Diebstahles, des Einbruchdiebstahles und
des Betruges ursächlich waren.
Zu Frage 2:
In den letzten 5 Jahren ist die Gesamtzahl aller Delikte von
73.465 im Jahre 1992 auf 71.315 im Jahre 1996 zurückgegangen. Von
einer „weiteren“ Verschlechterung der Situation in Niederöster-
reich kann daher nicht gesprochen werden. Aufgrund der langjähri-
gen Tendenz ist die Ergreifung von besonderen Maßnahmen zum der-
zeitigen Zeitpunkt nicht erforderlich.
Zu Frage 3:
Die Gliederung der Verbrechen und Vergehen nach Deliktsgruppen im
Bezirk Wien-Umgebung ist dieselbe wie die Gliederung der Verbre-
chen und Vergehen in den Bundesländern und auf Bundesebene (auf
die Beilage darf hingewiesen werden). Die polizeiliche Kriminal-
statistik erfaßt Tatverdächtige nach Nationen im Bereich der Bun-
desländer, sowie der Bundespolizeidirektionen und Landesgendarme-
riekommanden, nicht aber im Bereich einzelner Bezirke.
Zu Frage 4:
Die polizeiliche Kriminalstatistik erfaßt als kleinsten Tatortbe-
reich die politischen Bezirke und die Bereiche der Bundespolizei-
direktionen. Es ist daher nicht möglich, Innerhalb eines Bezirkes
Statistiken über Höchst- bzw. Minderbelastung einzelner Gemeinden
anzugeben.
Zu Frage 5:
Der Begriff: Teilbezirk ist im Rahmen der österreichischen Si-
cherheitsverwaltung unbekannt. Man unterscheidet politische Be-
zirke und örtliche Zuständigkeitsbereiche von Bundespolizeidirek-
tionen. Die Häufigkeitszahl für den Bereich der Bundespolizeidi-
rektion Schwechat für das Jahr 1996 lautet 17.530,4.
Zu Frage 6:
Von den insgesamt 1.194 im Bereich der Bundespolizeidirektion
Schwechat im Jahr 1996 ermittelten Tatverdächtigen waren 718
Fremde, was einem Anteil von 60.1 % entspricht.
Zu Frage 7:
Der Bereich der Bundespolizeidirektion Schwechat ist de facto
ebenso sicher wie andere Gebiete in Niederösterreich. Die höhere
Häufigkeitszahl ergibt sich aus der geringen Einwohnerzahl und
der Situierung des internationalen Großflughafens mit ca. 10.000
Beschäftigten und ca. 10 Millionen Passagieren im Jahr . Ein
Flughafen von derartigem Ausmaß erregt - wie internationale Ver-
gleiche zeigen - eine erhöhte statistische Kriminalität. Jede
hier erstattete Anzeige wegen eines abhanden gekommenen Gepäcks-
stückes oder eines Frachtgutdiebstahls, ebenso wie jedes von der
Grenzkontrolle entdeckte gefälschtes oder verfälschtes Reisedoku-
ment wirkt statistisch relevant, obwohl derartige Delikte die
Bürger der Stadt Schwechat nicht im geringsten belasten oder tan-
gieren.
Zu Frage 8:
Im Bereich des Bezirkes Wien-Umgebung erhöhte sich der Personal-
stand von 1987 bis 1997 von 182 auf 188
Beamte. Im Bereich der
Bundespolizeidirektion Schwechat erhöhte sich der Personalstand
im gleichen Zeitraum von 315 auf 452 Bedienstete.
Zu Frage 9:
Zur Zeit sind keine Zusammenlegungen von Gendarmerieposten Im Be-
zirk Wien-Umgebung aktuell. Dazu wird betont, daß solche Zusam-
menlegungen, wie auch bisher gehandhabt, lediglich als Anpassung
an geänderte Verhältnisse unter der ausschließlichen Vorausset-
zung erfolgen würden, daß der Sicherheitsdienst dadurch effizien-
ter gestaltet werden kann.
Zu Frage 10:
Im Bereich des Landesgendarmeriekommandos für Niederösterreich
sind gegenwärtig zum Teil bezirksübergreifende Umsystemisierungen
zur Angleichung des Personalstandes der Gendarmerieposten an de-
ren tatsächliche Belastung im Gange. Da der Bezirk Wien-Umgebung
unter Beachtung der statistisch festgestellten Arbeitsbelastung
sowie des Einwohneranteils pro Beamten einen leicht überdurch-
schnittlichen Personalstand Im Bundesland aufweist, ist beabsich-
tigt, bis zu 2 Planstellen des Bezirkes Wien-Umgebung zugunsten
stärker belasteter Dienststellen in Niederösterreich zu transfe-
rieren. Um welche Dienststellen es sich hiebei handelt, steht im
Detail noch nicht fest.
POLIZEILICHE KRIMINALSTATISTIK ÖSTERREICHS
BH Wien-Umgebung
Bekanntgewordene Fälle
|
Strafbare Handlungen |
Jahr 1994 |
Jahr 1995 |
Jahr 1996 |
Veränderung in Prozent |
|
Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben |
789 |
713 |
771 |
8,1% |
|
davon Verbrechen |
5 |
7 |
6 |
-14,3% |
|
davon Vergehen |
784 |
706 |
765 |
8,4% |
|
Strafbare Handlungen gegen die Freiheit |
178 |
184 |
171 |
-7,1% |
|
davon Vergehen |
5 |
4 |
6 |
50,0% |
|
davon Verbrechen |
173 |
180 |
166 |
-7,8% |
|
Strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen |
3.053 |
2.525 |
2.860 |
13,3% |
|
davon Verbrechen |
905 |
834 |
904 |
5,4% |
|
davon Vergehen |
2.148 |
1.691 |
1.956 |
15,7% |
|
Strafbare Handlungen gegen die Sittlichkeit |
23 |
27 |
25 |
-7,4% |
|
davon Verbrechen |
6 |
10 |
8 |
-20,0% |
|
davon Vergehen |
17 |
17 |
17 |
0,0% |
|
Strafbare Handlungen bei Verkehr mit Geld |
7 |
6 |
7 |
16,7% |
|
davon Verbrechen |
3 |
4 |
3 |
-25,0% |
|
davon Vergehen |
4 |
2 |
4 |
100,0% |
|
Sonstige strafbare Handlungen nach dem Strafgesetzbuch |
225 |
197 |
222 |
12,7% |
|
davon Verbrechen |
18 |
21 |
16 |
-23,8% |
|
davon Vergehen |
207 |
176 |
206 |
17,0% |
|
Summe aller strafbaren Handlungen nach strafrechtlichen Nebengesetzen |
201 |
175 |
152 |
-13,1% |
|
davon Verbrechen |
47 |
39 |
37 |
-5,1% |
|
davon Vergehen |
154 |
136 |
115 |
-15,4% |
|
Gesamtsumme aller gerichtlich strafbaren Handlungen |
4.476 |
3.827 |
4.208 |
10,0% |
|
davon Verbrechen |
989 |
919 |
979 |
6,5% |
|
davon Vergehen |
3.487 |
2.905 |
3.229 |
11,0% |