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Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 332/J-NR/l996, betreffend Sparmaßnahmen bei
der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung, die die Abgeordneten Mag. Dr. PETROVIC,
Freundinnen und Freunde am 20. März 1996 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt
zu beantworten:
Die legistischen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Budgetkonsolidierung führen nicht
zwangsläufig zu einer Reduktion von Lehrveranstaltungen. Weder die Novelle zum Bundesge-
setz über die Abgeltung von Lehr- und Prüfungstätigkeiten an Hochschulen noch die Novelle
zum Gehaltsgesetz 1956 sehen Stundenkürzungen für die eigenverantwortliche Lehre vor. Das
Ziel dieser Gesetzesänderungen ist vielmehr, im Sinne der unabweislichen Notwendigkeit einer
Budgetentlastung die Vergütungen für remunerierte Lehraufträge, die in Österreich sehr hoch
sind, zu senken und die Universitäts- und Hochschulassistenten gegen eine angemessene Abgel-
tung zu einer Lehre im Rahmen ihrer Dienstpflichten zu verhalten.
Die Notwendigkeit der Neuregelung des Dienst- und Besoldungsrechtes als weiterer Schritt der
mit dem UOG '93 eingeleiteten Universitätsreform ist unbestritten. Im Zuge der Debatte über
die Umsetzung der Budgetkonsolidierung wurde vereinbart, die Dienstrechtsverhandlungen zu
beschleunigen, um möglichst rasch zu nachhaltigen strukturellen Verbesserungen zu gelangen.
Als Übergangsregelung werden zur Einhaltung der Budgetvorgaben ab dem Wintersemester
96/97 die Lehrauftragskontingente fakultätsweise um 10% reduziert.
Auch unter dieser Bedingung müssen die vom Institut für Übersetzer- und Dolmetscheraus-
bildung der Universität Wien befürchteten Folgen nicht eintreten, nämlich dann nicht, wenn zur
Erhaltung der Lehre in den Pflichtfächern die Freifach- und Wahlfachangebote gekürzt werden
und überdies Reduktionen im Lehrangebot für Studierende aller Fakultäten vorgenommen wer-
den. Um diese Prioritätensetzung wird die Universität keinesfalls herumkommen.
1. Sind Sie dafür, daß ab WS 96/97 in Österreich Portugiesisch (EU- und Weltsprache)
im Rahmen der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung mcht mehr angeboten wird?
Antwort:
Nein.
2. Sind Sie dafür, daß auch andere Sprachlehrgänge mit geringeren TeilnehmerInnen-
zahlen (Tschechisch: 170, Serbokroatisch: 210, Ungarisch: 260, Polnisch: 250) trotz
Ost-Öffnung und großem wirtschaftlichem Interesse den Sparmaßnahmen zum Opfer
fallen?
Antwort:
Nein. Allerdings liegen die in der Anfrage zitierten Zahlen durchwegs um mehr als l00 % über
der Zahl jener ordentlichen Hörerinnen und Hörer, welche eine der angegebenen Sprachen als
erste oder zweite Fremdsprache im Rahmen eines Studiums der Übersetzer- oder Dolmetscher
ausbildung betreiben. Es dürften hier entweder die entsprechenden philologisch-kulturkundli-
chen Studienrichtungen oder andere Sprachlehrveranstaltungen mitberücksichtigt worden sein.
3. Werden Sie dafür eintreten, daß die von allen drei Kurien an allen drei österreichi-
schen Instituten für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung einstimmig angenomme-
ne neue Studienordnung, die nach abgeschlossenem Begutachtungsverfahren seit zwei
Jahren im Wissenschaftsministerium ruht, endlich beschlossen wird?
Antwort:
Im Sommer 1994 wurde die Begutachtung eines Entwurfs, mit dem das Bundesgesetz über
geisteswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Studienrichtungen geändert werden sollte,
abgeschlossen. Dieser Entwurf wurde insbesondere deshalb nicht der parlamentarischen Bera-
tung zugeleitet, weil das darin vorgesehene einjährige Propädeutikum nicht nur budgetär nicht
bedeckbar erschien, sondern auch keine optimale Lösung der von den Instituten für Übersetzer-
und Dolmetscherausbildung konstatierten Probleme erwarten ließ. Es wird eine zeitgemäßere
Lösung des Problems des inhomogenen Sprachbeherrschungsniveaus der Studienanfänger ge-
funden werden müssen. Die sprachliche Grundschulung kann nicht im Rahmen eines Studiums
der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung erfolgen.
4. Werden Sie es in Kauf nehmen, daß in der UNO-Stadt Wien, die UNO-Sprache Rus-
sisch durch die Nicht-Nachbesetzung der PIanstelle L1 und die geplanten Kürzungen
der Lehraufträge, Gefahr läuft, aus dem Lehrangebot zu verschwinden?
Antwort:
Das Institut für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung der Universität Wien verfügt über
einen so großen Stab an Universitätslehrern (Assistenten, Bundeslehrer, Lehrbeauftragte), daß
das Angebot in einer Sprache nicht von der vorübergehenden Vakanz-einer Planstelle abhängig
sein kann.
5. Halten Sie es für richtig, daß in Österreich die UNO-Sprache Chinesisch an keinem
der Institute für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung angeboten wird?
6. Halten Sie es für richtig, daß weder Slowakisch noch eine skandinavische Sprache
trotz steigender Nachfrage im Lehrangebot der Institute für Übersetzer- und Dol-
metscherausbildung aufscheint?
Antwort:
Die Institute werden bei der Besetzung der Planstellen und bei der Vergabe von Lehraufträgen
stärker als bisher bedarfsgerecht agieren müssen. Die Planstellen und die Lehrauftragskontin-
gente sind nicht auf Dauer auf bestimmte Sprachen fixiert. Weiters ist die regionale Verteilung
des Fremdsprachenangebotes an den österreichischen Universitäten sowie die Abstimmung
zwischen den Angeboten der Dolmetscherinstitute und den linguistischen Instituten verbesse-
rungsfähig.