3593/AB XX.GP
Beantwortung
der Anfrage der Abgeordneten Maria Rauch - Kallat und
Kollegen betreffend Gefährdung der österreichischen
Anti - Drogenpolitik, Nr. 3647/J
Zur Anfrage führe ich folgendes aus;
Zu Frage 1
Die Zahl der Opiatabhängigen wird für Österreich auf 10.000 bis 15.000 Personen
geschätzt, davon ca. 5.000 bis 6.000 in Wien. Da diese auf Plausibilitätsberechnun -
gen beruhenden Schätzungen für Wien im letzten Jahr erstmals durch eine aufwis -
senschaftlicher Basis durchgeführte Prävalenzschätzungsstudie bestätigt wurden,
erscheint die Zahl für Gesamtösterreich ebenfalls zutreffend zu sein.
Zu Frage 2
Die Zahl der Drogenkranken ist nach Experteneinschätzungen in den letzten Jahren
relativ stabil. Österreich dürfte im europäischen Trend liegen, der eine zunehmende
„Alterung“ (Anstieg des Durchschnittsalters) der Opiatabhängigen sowie eine Stabi -
lisierung bzw. einen Rückgang in bisherigen „Schwerpunktgebieten“ verzeichnet. In
Österreich dürfte dies insbesondere für Wien und Vorarlberg zutreffen. In den bisher
weniger betroffenen Regionen besteht hingegen der Eindruck, daß der Problemkon -
sum etwas im Steigen begriffen ist.
Zu Frage 3:
Jahr |
gesamt |
männlich |
weiblich |
Jahr |
gesamt |
männlich |
weiblich |
1988 |
86 |
69 |
17 |
1993 |
226 |
187 |
39 |
1989 |
68 |
57 |
11 |
1994 |
250 |
210 |
40 |
1990 |
83 |
69 |
14 |
1995 |
241 |
196 |
45 |
1991 |
116 |
92 |
24 |
1996 |
230 |
194 |
36 |
1992 |
187 |
154 |
33 |
1997 |
162 |
134 |
28 |
Zu Frage 4.
Wichtiger Schwerpunkt der nächsten Jahre wird die Umsetzung des neuen Suchtmit -
telgesetzes sein, das einen weiteren Ausbau des Modells "Therapie statt Strafe" vor -
sieht. Mein Ressort wird seine Subventionsvergaben an anerkannte Drogeneinrich -
tungen fortsetzen. Ein besserer Überblick über das Beratungs- und Betreuungsan -
gebot soll durch die Etablierung eines österreichweiten „Behandlungsberichts -
wesens" erreicht werden.
Aktivitäten im Bereich der Prävention sollen weiter forciert werden. Diesbezüglich ist
das Gesundheitsressort um eine verstärkte Kooperation zwischen allen öffentlichen
Ebenen (Ministerien, Länder, Städte, Gemeinden) und auf privatrechtlicher Basis
agierenden Akteuren (z.B. ARGE Suchtvorbeugung) bemüht und versucht, dement -
sprechende Kommunikationsstrukturen zu etablieren. Mein Ressort wird 1998 erst -
mals alle Fachstellen für Suchtprävention in den Bundesländern fördern. Durch Pro -
jektförderungen entsprechend den gemeinsam zwischen Fachstellen und Ministerium
festgelegten Prioritäten soll die Vernetzung zwischen den im Bereich der Prävention
tätigen Akteuren angeregt und unterstützt werden. Die Schwerpunktsetzung 1998
lautet „Europäische Union“.
Im November 1998 finden im Rahmen des EU - Suchtpräventionsprogramms die Eu -
ropäischen Wochen de Suchtprävention (EWSP) statt. Dabei werden regionale und
nationale Projekte in Kooperation mit Partnern
aus den EU - Staaten durchgeführt. Als
Auftaktveranstaltung zur EWSP findet unter Beteiligung meines Ressorts in Wien
eine internationale Suchtpräventionskonferenz statt.
Die Broschüren reihe „Zum Thema Sucht“ wird weiterhin allen Interessierten zur Ver -
fügung gestellt. Ausgehend von einer Evaluation des 1992 allen 8. Schulstufen be -
reitgestellten „Drogenkoffers“ soll ein neues Medienpaket zum Thema Drogen für den
Einsatz im schulischen und außerschulischen Jugendbereich erstellt werden.
Eine in Auftrag gegebene qualitative „Studie zur Bedeutung und zum Konsum von
Ecstasy unter österreichischen Jugendlichen“ soll u.a. Möglichkeiten für adäquate
Interventionen im Sinne der primären Prävention aufzeigen.
Zu Frage 5:
Durch das Suchtmittelgesetz wurde die Substitutionsbehandlung entsprechend den
positiven Erfahrungen mit dieser Behandlungsform ausdrücklich gesetzlich verankert.
Gemäß § 8 Suchtmittelgesetz dürfen suchtmittelhaltige Arzneimittel nach den Er -
kenntnissen und Erfahrungen der Wissenschaft, insbesondere auch für die Schmerz -
und die Substitutionsbehandlung verschrieben werden. Dadurch ist klargestellt, daß
der behandelnde Arzt ein suchtgifthaltiges Arzneimittel verschreiben darf, wenn da -
durch eine Stabilisierung des Gesundheitszustands erreicht werden kann.
Die Möglichkeiten für orale Substitutionsbehandlungen bestanden in Österreich sehr
früh (seit Ende der 80er Jahre); es konnten daher eine Reihe von dramatischen Ent -
wicklungen der Drogenproblematik, wie Überdosierungen, hohe Anzahl von HIV - In -
fektionen soziale Verwahrlosung und körperlicher Verfall der Betroffenen stärker
aufgefangen werden als im vergleichbaren Ausland. Die Fortführung dieses bewähr -
ten Weges wird durch das Suchtmittelgesetz sichergestellt.
Ich sehe keinen Grund, Änderungen an den bestehenden Regelungen herbeizufüh -
ren.
Zu Frage 6:
Ein freier Verkauf von Cannabis wird nicht in Erwägung gezogen. Zu erwähnen ist,
daß der Ancona - Bericht keine diesbezügliche Empfehlung enthält.
Zu Frage 7:
Das Österreichische Suchtmittelgesetz deckt die Erfordernisse einer modernen und
sinnvollen Drogenpolitik ab. Ich stehe daher selbstverständlich zu dessen Grundsät -
zen.