3647/AB XX.GP
Herrn
Präsidenten des Nationalrates
Dr. Heinz FISCHER
Parlament
1017WIEN
In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 3748/J betreffend
Multilaterales Abkommen über Investitionen (MAI), welche die Abgeordneten Dietaehmayr
und Genossen am 26.2.1998 an mich richteten, stelle ich fest:
Antwort zu Punkt 1 der Anfrage:
Das Parlament wird schon bisher gern. § 23e B -VG regelmäßig über den Verhandlungsfort -
gang informiert. Die Verhandlungen selbst folgen dem verfassungsrechtlich vorgezeichneten
Weg. Nach ihrem Abschluß - womit frühestens Ende dieses Jahres zu rechnen ist - wird die
Bundesregierung eine Entscheidung über eine mögliche Unterzeichnung des Vertragswerkes
treffen, danach wird es zur - für das Inkrafttreten notwendigen - Ratifizierung dem Parlament
vorgelegt werden.
Antwort zu Punkt 2 der Anfrage:
Ein wesentliches Element der Verhandlungen ist es, sicherzustellen, daß das MAI umwelt - und
sozialverträglich ist, daß heißt, daß es die Möglichkeiten der Vertragsparteien, eine
selbständige Umwelt -, Gesundheits - und Sozialpolitik zu betreiben und ihren Verpflichtungen
aus
internationalen Abkommen in diesen Bereichen nachzukommen, nicht
beschränkt.
Analysen des OECD - Sekretariats kommen zum Schluß, daß das der Fall ist.
Abkommensbestimmungen, die das zusätzlich ausdrücklich klarstellen, sind in Ausarbeitung.
Antwort zu Punkt 3 der Anfrage:
Normadressat des MAI sind - wie bei allen internationalen Abkommen - ausschließlich die
Vertragsparteien. Allerdings ist vorgesehen, dem MAI die OECD - Leitlinien für Multinationale
Unternehmen anzuschließen, das ist ein Verhaltenskodex für grenzüberschreitend tätige
Unternehmen, der unter anderem Umwelt - und Arbeitnehmerschutzbestimmungen enthält. In
diesem Zusammenhang hat - unter anderem auf österreichische Initiative - in den zuständigen
OECD - Gremien eine Diskussion über eine mögliche Überarbeitung dieser Leitlinien
begonnen.
Wie in der Antwort zu Punkt 2 der Anfrage erwähnt, läßt das MAI die Möglichkeiten eines
Mitgliedstaates, eine nichtdiskriminierende Umwelt -, Gesundheits - und Sozialpolitik zu
betreiben, unberührt. Österreich hat sieh als erstes Land seit Beginn der Verhandlungen
darüber hinaus für ein bindendes Verbot von Sozial - und Umweltdumping ausgesprochen und
begrüßt, daß sieh mittlerweile die Mehrzahl der Verhandlungsteilnehmer dieser Ansicht
angeschlossen hat und daß der Textentwurf nunmehr derartige Bestimmungen enthält. In der
Präambel bekennen sich Verhandlungsteilnehmer u.a. ausdrücklich zu ihren Verpflichtungen
in der Rio - Deklaration über Umwelt und Entwicklung und in der Agenda 21 einschließlich des
“polluter pays” - Prinzips, die Umsetzung dieser Verpflichtungen sollte aber den dafür
zuständigen Foren überlassen bleiben.
Österreich hat sich von Anfang an für eine Eindämmung des Subventionswettlaufs
ausgesprochen. Der Entwurf sieht die Aufnahme diesbezüglicher Verhandlungen nach der
Abkommensunterzeichnung
vor.
Antwort zu Punkt 4 der Anfrage:
Das Wirtschaftsministerium ist, wie schon in der Vergangenheit, zu jeder sachlichen
öffentlichen Diskussion über das MAI bereit.