3675/AB XX.GP

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Haller, Dolinschek, Dr. Graf, Koller, Madl und

Kollegen haben am 26.2.1998 an mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 3751/J

betreffend “Kinder und ihre Einstellung zum Glücksspiel" gerichtet. Auf die - aus

Gründen der besseren Übersichtlichkeit - in Kopie beigeschlossene Anfrage beehre

ich mich, folgendes mitzuteilen:

ad 1

Die Untersuchung des market - Institutes zum Glücksspielverhalten Jugendlicher war

in meinem Ressort bis zur gegenständlichen parlamentarischen Anfrage nicht be -

kannt, konnte aber in der Zwischenzeit beschafft werden.

Der Kauf eines Glücksloses oder ähnlichem ist für Kinder zweifellos mit dem Reiz

der Erwachsenenwelt sowie mit der Spannung über einen etwaigen Gewinn

motiviert. Daß die meisten Kinder sich auf den Kauf eines einzigen Loses

beschränken, ist bemerkenswert und zeigt ein durchaus kontrolliertes

Konsumverhalten.

Im übrigen befindet sich unter den einmaligen Benutzern eines Glücksloses

wahrscheinlich eine größere Anzahl von Kindern, die von Erwachsenen Glückslose

geschenkt bekommen haben.

Bei jener Gruppe der Kinder, bei denen möglicherweise ein problematisches

Kaufverhalten von Glückslosen festzustellen wäre, ist die market - Studie leider

ungenau und damit kaum aussagekräftig. Die Frage nach einer mehrmaligen bzw.

regelmäßigen Teilnahme an Glücksspielen ist in keiner Weise quantifiziert, sondern

diese Einschätzung wird allein dem subjektiven Empfinden des Kindes überlassen.

Bedenklich könnte in diesem Zusammenhang jedenfalls die ,,Vorbildwirkung”

Erwachsener sowie ein übermäßiges Schenken von Glückslosen durch Erwachsene

sein.

Daß Rubbellose noch vor Fußball und Skifahren in einer ,,ln - Out - Liste” genannt wer -

den, zeigt eher das geänderte Freizeitverhalten von Kindern. So haben gerade Roller

Skates sehr hohe Popularitätswerte. Der generelle Begriff “Sport” liegt sehr hoch und

wird heutzutage aber eher mit anderen Sportarten assoziiert.

ad 2

Mir persönlich und auch in meinem Ressort ist nicht bekannt, daß bekannte Perso -

nen des öffentlichen Lebens die Werbung der österreichischen Lotterien unterstüt -

zen. Deshalb - und vor allem, weil mir keine speziellen als Werbung zu

qualifizierenden Botschaften solcher Personen mit Vorbildwirkung vorliegen - kann

ich dazu keine Einschätzung abgeben.

ad 3

Mir sind keinerlei Studien über das Glücksspiel im Kindesalter und mögliche

Auswirkungen und Gefahren auf das Erwachsenenalter bekannt. Lediglich die OÖ -

Jugendstudie (1992) setzt sich u.a. mit dem Thema Glücksspiel auseinander, wobei

die untersuchte Gruppe nur Lehrlinge und SchülerInnen ab der 9. Schulstufe betraf

und in der Studie auch keinerlei Aussagen über spätere Auswirkungen getroffen

wurden.

Eine dementsprechende Studie selbst zu beauftragen ist derzeit - aus budgetären

Gründen - nicht vorgesehen.

ad 4

Die Abschreckungswirkung von Maßnahmen wie Warnhinweisen erscheint höchst

fraglich.

Wie auch aus der market - Studie hervorgeht, üben gerade Eltern und Verwandte

einen großen Einfluß auf das Verhalten der Kinder aus - als positives Vorbild bzw.

auch dadurch, daß sie selbst den Kindern Glückslose schenken.

Aufgrund der verstärkten wissenschaftlichen und praktischen Auseinandersetzung

mit den Bereichen der Sucht bzw. der Prävention sind sich in diesem Sinne die

ExpertInnen weitgehend einig, daß grundlegende Konsummuster in der Kindheit

entstehen und daß Prävention schon bei den Eltern und bei jüngeren Kindern

anzusetzen hat.

Mein Ressort unterstützt daher in Wien und in Niederösterreich Modellprojekte des in

Deutschland mit Erfolg durchgeführten Modells ,,spielzeugfreier Kindergarten". Kinder

werden dabei über einige Monate lang zum Spielen ohne Spielzeug ermutigt; das

sind vor allem Gemeinschafts - und Gesellschaftsspiele, freies Werken und Improvi -

sation mit natürlichen (selbstgesuchten) Materialien, Bewegungsspiele - selbstge -

staltet und oft selbst erfunden. Damit verbunden ist eine Betreuung der Kindergärt -

nerInnen und eine Einbindung der Eltern.

Diese Projekte werden derzeit wissenschaftlich betreut und evaluiert, sodaß - im

Vergleich zu Deutschland - dann auch Langzeitstudien über die Wirkungsweise

solche Modelle zur Verfügung stehen.

Sollte sich dieses oder ein - aufgrund der Untersuchungsergebnisse - adaptiertes

Modell als möglicher Weg herausstellen, die protektiven Faktoren bei Kindern zu

erhöhen und Konsummuster positiv zu gestalten, wird das Ressort weitere Schritte in

diese Richtung setzen.