3771/AB XX.GP

 

In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 3861/J betreffend 380 - kV -

Leitung, welche die Abgeordneten Mag. Schweitzer und Kollegen am 13.3.1998 an mich

richteten, stelle ich zunächst fest, daß der Bau der 380 - kV - Leitung "Umspannwerk (UW)

Kainachtal - Wien Südost”, Abschnitt "UW Südburgenland - UW Wien Südost”

konsensgemäß aufgrund aller vorliegenden, rechtskräftigen Bewilligungen erfolgt. Der

starkstromwegerechtliche Baubewillligungsbescheid des Bundesministeriums für

wirtschaftliche Angelegenheiten wurde nicht deshalb erteilt, um Atomstromtransitgeschäfte zu

ermöglichen, sondern um mit dieser Leitungsanlage die innerösterreichische Stromversorgung,

vor allem die Versorgung des Burgenlandes, das über keine nennenswerte eigene

Stromversorgung verfügt, langfristig sicherstellen zu können. Dadurch werden die

“Zielsetzungen eines kernenergiefreien Mitteleuropas” keinesfalls konterkariert. Dazu erinnere

ich an die Entschließung des Nationalrates vom 27.4.1995, E 21 - NR/XIX.GP mit folgendem

Wortlaut:

“1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, den eingeschlagenen Weg einer zukunfts -

weisenden Anti - Atom - Politik weiter konsequent zu verfolgen.

2. Der Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten wird ersucht, das inner -

österreichische 380 - kv - Leitungsnetz in einer möglichst umweltschonenden Art und Weise

fertigzustellen.

3. Der Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten wird ersucht, in seinen

Bemühungen fortzufahren, um zu erreichen, daß für die 380 - kV - Leitung "Bisamberg -

Stupava” kein Baubewilligungsantrag nach dem niederösterreichischen Starkstromwegerecht

eingebracht wird, solange die Möglichkeit besteht, daß Atomstrom aus der als

Kernkraftwerk konzipierten Anlage in Mochovce durch diese Leitung transferiert wird."

Antwort zu den Punkten 1 und 2 der Anfrage:

Laut Auskunft der Österreichischen Elektrizitätswirtschafts - AG (Verbund) wurde der Umbau

der bestehenden 220 - kV - Leitung "Tauern - Weißenbach - Ernsthofen” auf 380 kV aus dem

10 jährigen Investitionsprogramm gestrichen.

Antwort zu den Punkten 3 bis 6 und 9 der Anfrage:

Die 380 - kV - Netzausbauplanung wird laufend den energiewirtschaftlichen Gegebenheiten und

den zu erwartenden netztechnischen Anforderungen angepaßt, sodaß das derzeitige 380 - kV -

Netzausbaukonzept im Vergleich zum Konzept aus dem Beginn der Achtzigerjahre wesentlich

schlanker ist und in erster Linie der Erhöhung der innerösterreichischen Versorgungssicherheit,

dein ökologisch optimierten Kraftwerkseinsatz und der Verringerung von

Übertragungsverlusten dient.

In Abänderung der bisherigen Planung soll daher die 380 - kV - Leitung vom UW Tauern als

Salzachbügel über das UW Pongau und das UW Salzach zur Donauschiene und nicht mehr

über das UW Weißenbach bis zum UW Ernsthofen geführt werden. Die Abänderung dieser

Planung steht aber in keinem direkten Zusammenhang mit der Leitungsführung durch die

Oststeiermark, sondern erfolgte deswegen, weil durch die Realisierung der Salzachtrasse im

Vergleich zur Ennstrasse der Landschaftsverbrauch durch eine Trassenreduzierung von rund

70 km verringert wird. Gleichzeitig können Leitungskoordillierungsrnaßnahrnen optimal

umgesetzt werden. Im Bundesland Salzburg werden in Summe mehr Leitungen abgetragen und

wesentlich weniger Leitungen neu gebaut. Mit entsprechenden Trassenkorrekturen kann den

zwischenzeitig erweiterten Siedlungsgebieten gut ausgewichen werden.

Aufgrund dieser Ausführungen sind keine Änderungen der Aufgabenstellungen und der

Betriebsführung des UW Weißenbach erforderlich.

Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird nicht vor der Jahrtausendwende erfolgen.

Antwort zu den Punkten 7 und 8 der Anfrage:

Österreich ist durch seinen sehr hohen Anteil an inländischer Elektrizitätserzeugung nur zu

einem geringen Teil auf Stromimporte aus dem Ausland angewiesen. Die

Aufbringungssituation in Österreich ist durch einen hydrothermischen Verbund

gekennzeichnet, d.h. daß bei genügender Wasserführung der heimischen Flüsse die

erforderliche elektrische Energie zumeist aus Laufkraftwerken kommt, bei geringer

Wasserführung - meist im Winter - ergänzend aus thermischen bzw. Speicherkraftwerken

bereitgestellt wird. Üblicherweise wird dabei im Frühjahr (Schneeschmelze) und im Sommer

elektrische Energie aus österreichischen Wasserkraftwerken gegen solche aus ausländischen

thermischen Kraftwerken im Winter getauscht. Die Stromimporte erfolgen aus dem jeweiligen

Gesamtnetz des ausländischen Partners und können daher nicht einzelnen Kraftwerkstypen

zugeordnet werden. Der Abtausch elektrischer Energie mit dem Ausland erfolgt zum

beiderseitigen energie - und umweltpolitischen Nutzen.

Durch den Ausbau des 380 - kV - Netzes zur Sicherstellung der innerösterreichischen

Stromversorgung wird daher das von der Bundesregierung verfolgte Ziel eines kernkraftfreien

Mitteleuropas keinesfalls unterlaufen.