4269/AB XX.GP
In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 4598/J betreffend
österreichische EU - Präsidentschaft, welche die Abgeordneten Mag. Schweitzer und
Kollegen am 25.6.1998 an mich richteten, stelle ich fest:
Antwort zu den Punkten 1 und 2 der Anfrage:
Zur Beantwortung dieser Fragen darf auf die Beantwortung des Herrn Bundeskanzlers
Anfrage Nr. 4595/J
verwiesen werden.
Antwort zu den Punkten 3 bis 5 der Anfrage:
Welche der in meinen Zuständigkeitsbereich aus dem offiziellen Arbeitsprogramm der
österreichischen Präsidentschaft fallenden Vorhaben während der österreichischen
Präsidentschaft zum Abschluß gebracht werden können, läßt sich angesichts der
komplexen und teilweisen divergierenden Interessen der 15 EU - Mitgliedstaaten sowie der
Europäischen Kommission realistischer Weise nicht vorhersagen.
Schwerpunkte meiner diesbezüglichen Aktivitäten werden jedenfalls sein;
Auf dem Gebiet der Außenwirtschaftspolitik steht die Liberalisierung der
internationalen Wirtschaftsbeziehungen im Rahmen der WTO im Zentrum der
Bemühungen der österreichischen Präsidentschaft. Eine besondere Aufgabe wird es
sein die Haltung der Gemeinschaft bei einer umfassenden WTO - Verhandlungsrunde
ab dem Jahr 2000 weiter vorzubereiten. Es ist auch ein Anliegen der Präsidentschaft,
die Eingliederung weiterer Wirtschaftsnationen in das multilaterale Handelssystem
weiterzuführen.
Auf dem Gebiet Binnenmarkt räume ich der Umsetzung des Aktionsplanes zur
Vollendung des Binnenmarktes hohe Priorität ein. Dabei werden auch die Initiativen
zur Vereinfachung der Rechtsvorschriften (simpler legislation for the internal market —
SLIM) voranzutreiben sein.
Fortschritte sollen auch in den Bereichen öffentliches Auftragswesen sowie bei den
rechtlichen Aspekten der Informationsgesellschaft - inklusive elektronischem
Geschäftsverkehr
- erzielt werden.
Auch wird die Verwirklichung des Richtlinienvorschlags zur Bekämpfung von
Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr, die insbesondere positive Auswirkungen auf die
Finanzlage von KMU's haben wird, vorangetrieben werden müssen.
Im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes wird man sich um den Schutz von
Erfindungen durch Gebrauchsmuster, um den Beitritt der EU zum Protokoll zum
Madrider Markenabkommen und um eine Verbesserung des Rechts der
Gemeinschaftsmarke bemühen.
Auf dem Gebiet Industrie und KMU wird das Thema Wettbewerbsfähigkeit der
europäischen Unternehmen einen prioritären Stellenwert unter der österreichischen
Präsidentschaft einnehmen.
Nicht zuletzt im Hinblick auf die Erweiterung kommt der grenzübergreifenden
industriellen Kooperation in den Mitgliedstaaten und mit den Beitrittskandidaten im
KMU - Bereich besondere Bedeutung zu. Der österreichische Vorsitz wird sich um die
Verbesserung der Rahmenbedingungen dieser Kooperation bemühen.
Die österreichische Präsidentschaft wird weiters eine euro - mediterrane
Industrieministerkonferenz abhalten, mit dem Ziel einer Intensivierung der industriell -
gewerblichen Zusammenarbeit mit den Mittelmeerstaaten.
In bezug auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die eine entscheidende Rolle
bei der Schaffung von Arbeitsplätzen spielen sowie einen wichtigen Faktor der
sozialen Stabilität und wirtschaftlichen Dynamik darstellen, wird besonderes
Augenmerk der Wachstumsphase dieser Unternehmen gewidmet werden. Hierbei
werden neben grenzübergreifenden Kooperationen insbesondere die Bereiche
Finanzierung und
Unternehmerausbildung im Vordergrund stehen. Um die Bedeutung
dieses Bereiches hervorzuheben, wird im September 1998 ein KMU - Forum
stattfinden, das sich insbesondere der Verbesserung der europäischen und nationalen
Rahmenbedingungen für KMU widmen wird.
Österreich plant, die Arbeiten im Bereich der industrienahen Dienstleistungen (z.B.
Unternehmens - und Rechtsberatung, Werbung, technische Dienstleistungen etc.)
weiterzuführen, um das beträchtliche Beschäftigungspotential dieser bedeutenden
Branche besser zu nützen.
- Auf dem Gebiet Energie dient das Rahmenprogramm Energie zur Verbesserung der
Transparenz, Kohärenz und Koordination sämtlicher Maßnahmen der Gemeinschaft
im Energiebereich und des effizienteren Einsatzes der finanziellen Mittel. Thema der
Verhandlungen während der österreichischen Präsidentschaft sind u.a. Programme
über die sinnvolle Nutzung von Energie und über die Forcierung alternativer bzw.
erneuerbarer Energieträger.
Die Mitteilung der Europäischen Kommission über die Energieeffizienz in der
Gemeinschaft (“Für eine Strategie zur rationellen Energienutzung") ist gerade
während des österreichischen Vorsitzes auch im Rahmen des "Kyoto - Follow up" sehr
aktuell. Für den österreichischen Vorsitz hat die Forcierung der sinnvollen und
rationellen Nutzung der eingesetzten Energie einen hohen Stellenwert.
Das von der Europäischen Kommission vorgelegte Weißbuch zur Entwicklung einer
Gemeinschaftsstrategie im Bereich der erneuerbaren Energiequellen stellt eine gute
Grundlage für die Behandlung dieser Thematik sowohl auf Gemeinschaftsebene als
auch auf Ebene der Mitgliedstaaten dar. Weiters wird der Bestandsaufnahmebericht
der Europäischen
Kommission zu erörtern sein.
Im Rahmen des Vertrages über die Energiecharta ist im Laufe des Jahres 1998 mit der
Annahme des Zusatzvertrages zu rechnen, der Regelungen für die Anwendung des
Meistbegünstigungs - und Inländergleichbehandlungsprinzips in der
Präinvestitionsphase enthält.
Auf dem Gebiet des Tourismus ist in Anbetracht der sich verschärfenden
Wettbewerbssituation insbesondere die Verbesserung der Qualität und
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Tourismuswirtschaft sowie ihrer
Rahmenbedingungen von besonderer Bedeutung.
Unter österreichischer Präsidentschaft fand im Juli ein Seminar in Mayerhofen im
Zillertal statt, welches sich intensiv dem Thema der qualitätsorientierten
Tourismusentwicklung und ihrer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der
Tourismusbranche in Europa gewidmet hat.
Antwort zu den Punkten 6 und 7 der Anfrage:
Mein Bemühen wird sich auf die Verwirklichung der in meinen Zuständigkeitsbereich
fallenden Aufgaben des offiziellen Arbeitsprogrammes der österreichischen
Präsidentschaft konzentrieren, das getragen ist von der Stärkung der demokratischen
Legitimität unter Verwirklichung des Subsidiaritätsprinzips.
Weiters möchte ich darauf hinweisen, daß allen Interessierten die Möglichkeit geboten
wird, sich via Internet (http://www.bmwa.gv.at) über das Programm des
Wirtschaftsministeriums während der EU - Präsidentschaft zu informieren, in welchem
auch auf die
geplanten Veranstaltungen Bezug genommen wird.
Antwort zu Punkt 8 der Anfrage:
Der Erfolg einer Vorsitzführung kann grundsätzlich nicht nach der Quantität der allenfalls
abgeschlossenen Rechtsvorhaben beurteilt werden, sondern ist im Hinblick auf die in den
jeweiligen Gremien erzielten Sachlösungen und Kompromisse zu ermessen. Eine
kontinuierliche Fortentwicklung der in Diskussion befindlichen Legalvorhaben in
Richtung einer angemessenen Gesamtlösung ist daher nach meiner Ansicht bereits als
erfolgreicher Ratsvorsitz anzusehen.