4270/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde, haben
am 18. Juni 1998 unter der Zl. 4580/J an mich eine schriftliche Anfrage gerichtet, welche
den folgenden Wortlaut hat:
1. “Wann begannen die ersten intensiven bilateralen Verhandlungen mit dem Ziel einer
Nachdenkpause und der Einstellung der Bauarbeiten am KKW Temelin? Wann, durch
wen und in welcher Weise werden sie fortgesetzt? Gibt es einen genauen Fahrplan und
ein Verhandlungsprogramm? Wenn nein, warum nicht?
2. Wann werden Sie eine Machbarkeitsstudie zur Substituierung des geplanten atomaren
Energiepotentials durch andere Energieträger initiieren? Bis zu welchem Zeitpunkt soll
sie vorliegen? Wann soll sie den Verhandlungspartnern in Tschechien vorgestellt
werden?
3. Wann und wo werden Sie sich dafür einsetzen, daß ein EU - Finanzpaket zur
Finanzierung des Umstiegsszenarios erstellt wird? Welchen Gesamtumfang und
welchen Zeithorizont
soll es umfassen?
4. Werden Sie während der Ratspräsidentschaft und während der Beitrittsverhandlungen
die Frage des KKW Temelin als Priorität betrachten?”
Ich beehre mich, diese Anfrage wie folgt zu beantworten:
Zu den Fragen 1 - 4:
Ebenso wie mein Amtsvorgänger habe ich seit meinem Amtsantritt in meinen Kontakten
mit Vertretern der Tschechischen Republik regelmäßig auch das KKW Temelin
thematisiert und ausführlich die Argumente erläutert, die gegen eine Fertigstellung des
KKW sprechen.
In jüngster Zeit haben die Diskussionen und Beschlußfassungen des tschechischen
Interimskabinetts zu diesem Thema gezeigt, daß meine Interventionen und die anderer
Mitglieder der österreichischen Bundesregierung dazu beigetragen haben, daß eine
Neubewertung der Situation durch die tschechischen Behörden in Angriff genommen wird.
Das österreichische Anliegen wird auch gegenüber der neuen tschechischen Regierung
verfolgt werden. Das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten wird jede sich
bietende Gelegenheit wahrnehmen, um nach Möglichkeit auf Entscheidungen betreffend
das weitere Schicksal des KKW Temelin Einfluß zu nehmen.
Auf der Ebene der Europäischen Union haben die Interventionen des Bundesministeriums
für auswärtige Angelegenheiten zur Aufnahme von Fragen der nuklearen Sicherheit in die
Beitrittspartnerschaften mit den assoziierten Ländern geführt. Auch während seiner EU -
Präsidentschaft wird Österreich dem Ziel eines hohen Niveaus nuklearer Sicherheit - nicht
zuletzt im Zusammenhang mit der Erweiterung - besondere Beachtung schenken.
Im übrigen verweise ich auf die Antwort des Herrn Bundeskanzlers zur gleichlautenden
schriftlichen Anfrage Nr. 4579/J - NR/1998.