4271/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde, haben
am 18. Juni 1998 unter der Zl. 4583/J an mich eine schriftliche Anfrage betreffend
Aktivitäten im Zusammenhang mit dem KKW Mochovce gerichtet, welche den folgenden
Wortlaut hat:
1. “Welche Aktivitäten setzten Sie oder Ihr Vorgänger in den Jahren 1995 bis Herbst
1997, um der Regierung der Slowakischen Republik den Ausstieg aus der Kernenergie
nahezulegen?
2. Wer wurde wann mit Verhandlungen beauftragt? Welche slowakischen Stellen wurden
kontaktiert?
3. Welche Angebote wurden mit welchem Ergebnis unterbreitet?
4. Entwickelten Sie Finanzierungsvorschläge für die Errichtung eines Gas - Dampf -
Kraftwerks?
5. Welche Aktivitäten zur Nicht - Inbetriebnahme des KKWs Mochovce unternahmen Sie im
Bereich der
Europäischen Gemeinschaften?”
Ich beehre mich, diese Anfrage wie folgt zu beantworten:
Zu den Fragen 1 - 5:
Ich habe in allen meinen Kontakten mit Regierungsvertretern der Slowakei die Themen
Mochovce und Bohunice angesprochen und das vorrangige Anliegen der österreichischen
Bundesregierung vertreten, die Slowakei zur Schließung des veralteten KKW Bohunice V -
1 zu veranlassen. Die slowakische Regierung hat sich dazu nur bereit erklärt, wenn das
KKW Mochovce in Betrieb gehen kann. Staatssekretärin Ferrero - Waldner und ich haben
gegenüber slowakischen Regierungsmitgliedern immer wieder an die diesbezügliche
Erklärung Premierminister Meciars vom März 1996 erinnert.
Deshalb hat Österreich mit Nachdruck gefordert, daß das KKW Mochovce einem
Sicherheitsstandard von hohem internationalem Niveau entsprechen muß. Dazu haben
die slowakischen Behörden stets versichert, daß das KKW Mochovce mit entsprechenden
Sicherheitsstandards ausgestattet sein werde, und daß das KKW Bohunice V - 1 nach
einem Jahr Betrieb des KKW Mochovce abgeschaltet würde.
Auf der Ebene der Europäischen Union haben die Interventionen des Bundesministeriums
für auswärtige Angelegenheiten zur Aufnahme von Fragen der nuklearen Sicherheit in die
Beitrittspartnerschaften mit den assoziierten Ländern geführt. Speziell gegenüber der
Slowakei enthält die EU - Beitrittspartnerschaft die Verpflichtung zur “Fertigstellung von
Mochovce gemäß international anerkannten Sicherheitsgrundsätzen und Durchführung
eines realistischen Programms zur Schließung von Bohunice”.
Als bekannt wurde, daß die internationale Expertengruppe unter österreichischer Leitung
bei ihrer im Mai d. J. durchgeführten Besichtigung des KKW Mochovce keine Einsicht in
wichtige Dokumente zur Beurteilung der Sicherheitsfrage erhalten würde, informierte ich
den Präsidenten der Europäischen Kommission, Santer, und den Ratsvorsitzenden,
Außenminister Cook sowie Kommissar Van den Broek und ersuchte um Aufgreifen dieser
Angelegenheit im Rahmen der Beitrittspartnerschaft. Am 12. Juni 1998 informierte ich alle
Außenminister
der EU - Mitgliedstaaten. Unterdessen haben sowohl die Kommission wie
auch Großbritannien und Deutschland die Slowakei an die Einhaltung ihrer relevanten
internationalen Verpflichtungen erinnert.
Auch während seiner EU - Präsidentschaft wird Österreich dem Ziel eines hohen Niveaus
nuklearer Sicherheit - nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Erweiterung - besondere
Beachtung schenken.
Im übrigen verweise ich auf die Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers zu der
gleichlautenden schriftlichen Anfrage Nr. 4578/J - NR/1998.