4291/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Moser, Freundinnen und Freunde haben
am 18. Juni 1998 unter der Nr. 4579/J an mich eine schriftliche parlamentari-
sche Anfrage betreffend Aktionsprogramm “Temelin” gerichtet, deren Wortlaut
in der Beilage angeschlossen ist.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Einleitend weise ich darauf hin, daß ich im Rahmen der Sondersitzung des
Nationalrates am 13. März 1998 die Kernenergiepolitik der Bundesregierung
ausführlich dargelegt habe und daher von einer erneuten detaillierten Darstel -
lung Abstand nehme.
Zu den Fragen im
einzelnen:
Zu Frage 1:
Seit Beginn der 90er Jahre ist die österreichische Bundesregierung wiederholt
mit Verhandlungsangeboten an die tschechische Regierung herangetreten. Ich
möchte aber darauf hinweisen, daß die letzten Wochen und Monate Bewegung
in die innertschechische Diskussion bezüglich der Fertigstellung des Kernkraft -
werks Temelin gebracht haben. Die gegenwärtige Situation erfordert eine be -
sonders behutsame und umsichtige Vorgangsweise, um eine erneute Verhär -
tung der Fronten zu vermeiden. Ich ersuche daher um Verständnis, daß ich
zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf die gestellten Fragen nicht näher eingehen
möchte.
Zu den Fragen 2 und 3
Um offensichtlich noch immer bestehende Mißverständnisse zu beseitigen,
betone ich nochmals, daß die Erarbeitung von alternativen Optionen zur
Fertigstellung des Kernkraftwerkes Temelin die Kooperationsbereitschaft der
tschechischen Partner voraussetzt. Ich füge hinzu, daß ich auch die von der
Anfragestellerin erwähnte Entschließung des Nationalrates vom 27. Mai 1998
in diesem Sinne verstehe. Dies gilt analog auch für die Erstellung von
Finanzierungskonzepten. Eine diesbezügliche österreichische Initiative setzt -
ich unterstreiche dies nochmals - eine gemeinsam erarbeitete alternative
Option zur Fertigstellung des Kernkraftwerkes Temelin, zumindest in
Grundzügen, voraus. Der Beschluß des Ministerrates der Tschechischen
Republik vom 1. Juli 1998 zur Einsetzung eines Teams unabhängiger Experten
zur Evaluierung der Fertigstellung des Kernkraftwerkes Temelin ist ein
ermutigendes Zeichen. Die Bundesregierung ist bemüht, die sich aus dieser
Situation ergebenden
Chancen bestmöglich zu nutzen.
Zu Frage 4:
Österreich wird im Rahmen seiner Ratspräsidentschaft auch dem Kernkraft -
werk Temelin gebührende Aufmerksamkeit widmen. Diese Frage muß jedoch
im Gesamtzusammenhang des Themas nukleare Sicherheit und Osterwei -
terung gesehen werden. Ich verweise darauf, daß das Programm der öster -
reichischen EU - Präsidentschaft 1998 ausdrücklich festhält, daß der öster -
reichische Vorsitz dem Ziel eines hohen Niveaus an nuklearer Sicherheit -
nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Erweiterung - besondere Beachtung
schenken wird. Es sei daran erinnert, daß nukleare Sicherheit derzeit nicht
Gegenstand des Gemeinschaftsrechts ist; ein Umstand, der von Österreich
wiederholt kritisiert wurde, auch wenn dessen Änderung Einstimmigkeit
erfordert. Unbeschadet dieser Tatsache besteht unter den Mitgliedstaaten der
Europäischen Union Einigkeit, daß nukleare Sicherheit ein wesentliches
Thema der Erweiterung ist. Österreich wird daher sowohl während seiner
Ratspräsidentschaft als auch in den Beitrittsverhandlungen insgesamt bemüht
sein, in diesem Bereich neue Impulse zu setzen.