4496/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Haller, Dolinschek, Dr. Graf, Koller, Madl und
Kollegen haben am 17.7.1998 an mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 4764/J
betreffend "Programm der österreichischen EU - Präsidentschaft" gerichtet. Ich beehre
mich, diese wie folgt zu beantworten:
ad 1
In Beantwortung dieser Frage darf ich auf die beiliegende Auflistung verweisen, in
der - mit Stand 2. Juli 1998 - alle laufenden legislativen Vorhaben verzeichnet sind.
Diese Aufstellung wird vom Europäischen Parlament in Zusammenarbeit mit dem
Generalsekretariat des Rats und der Europäischen Kommission erstellt und
regelmäßig aktualisiert.
Die Aufstellung wurde durch eine Spalte "L" ergänzt, aus der ersichtlich wird, welche
österreichischen Bundesministerien das jeweilige Dossier federführend wahrneh -
men. Aufgrund der innerstaatlichen Ressortaufteilung kann ein EU - Dossier in die
Zuständigkeit mehrerer Bundesministerien fallen. In diesen Fällen werden alle durch
das entsprechende Dossier betroffenen Ressorts angegeben.
ad 2
Die oben zitierte Liste sowie aktuelle Detailinformationen über den Stand der einzel -
nen Dossiers können über den Internet - Server des Europäischen Parlaments abge -
rufen werden
(Internet-Adresse: www.europarl.eu.int).
ad 3
Dem Vorsitzenden der Tagungen des Rates kommt vor allem auch eine
vermittelnde und moderierende Funktion zu. Von maßgebender Bedeutung ist
jedenfalls das Verhalten der EU - Mitgliedstaaten im Rat sowie der Europäischen
Kommission. Das Verhalten dieser Akteure im EU - Rechtssetzungsprozeß läßt sich
naturgemäß nicht präzise Vorhersagen. Angesichts der Fülle an möglichen
Einflußfaktoren erscheint eine Beantwortung dieser Fragen zum gegenwärtigen
Zeitpunkt nicht seriös. Ich werde jedoch alles daransetzen, um die im beiliegenden
offiziellen Arbeitsprogramm der österreichischen Präsidentschaft skizzierten
Vorgaben zu realisieren.
ad 4
Der Arbeitsprozeß zur Realisierung der geplanten Agenden verläuft sehr konstruktiv
und produktiv. Konkrete Probleme der Umsetzung der Dossiers können gegenwärtig
nicht geortet werden.
ad 5 bis 7
Österreich setzt während seiner Ratspräsidentschaft in den Bereichen Jugend und
Familie - einschließlich Senioren - folgende Schwerpunkte:
Jugend:
Neben der Verhandlung eines neuen, integrierten gemeinschaftlichen Jugendpro -
gramms 2000 - 2004 sind die Themen "Mitbestimmung von Jugendlichen" und
"Prävention” weitere inhaltliche Schwerpunkte. Vom 1. - 3. Juli 1998 fand der
Jugend - Mitbeteiligungskongreß in Graz statt. Zum Thema Prävention wurde eine
internationale Tagung und der "Life - Event der Europeers" vom 12. - 19. Juli 1998 in
Obertrum veranstaltet.
Im Rahmen einer internationalen Fachtagung "Jugend und Prävention" vom 21. bis
23. Oktober 1998 in Linz werden PraktikerInnen und EntscheidungsträgerInnen
Möglichkeiten
primärpräventiver Maßnahmen in der Jugendarbeit diskutieren.
Familie:
Am 14. und 15. September 1998 bietet eine internationale Expertenkonferenz mit
dem Thema: "Strategie für Europa - Vereinbarkeit von Familie und Beruf" die Mög -
lichkeit, sich mit diesem weitreichenden Themenkomplex eingehend
auseinanderzusetzen. Das Konferenzergebnis soll in die Schlußfolgerungen des
Europäischen Rates von Wien einfließen.
Senioren:
Der globalen demografischen Entwicklung trägt mein Ressort mit einer internationa -
len Fachkonferenz zum Thema "Altern in Europa: Solidarität zwischen den Genera -
tionen als Basis des sozialen Zusammenhalts" am 16. November 1998 in Wien
Rechnung.
ad 8 und 9
Die Frist für die Umsetzung der Elternurlaubsrichtlinie wurde von der Europäischen
Kommission um ein Jahr verlängert. Hintergrund ist eine Klage beim EuGH, die von
der UEAPME (europäischer Dachverband der Klein- und Mittelbetriebe und des
Handwerks) angestrengt wurde. Für die Umsetzung dieser Richtlinie ist das Bun -
desministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BMAGS) zuständig. Aus der
Sicht meines Hauses ergeben sich keine Probleme bei der Umsetzung.
ad 10 und 11
Die Familienpolitik ist kein gemeinschaftlicher Politikbereich, sondern verbleibt in der
Kompetenz der einzelnen Mitgliedstaaten. Zu den wenigen Richtlinien mit famili -
enpolitischer Relevanz zählen die Elternurlaubsrichtlinie 96/34/EG - Umsetzung bis
3.6.1999 sowie die Teilzeitrichtline 97/81/EG - Umsetzung bis 20.1.2000. Die
Umsetzung der beiden Richtlinien fällt in die Zuständigkeit des BMAGS.
Die Jugendprogramme "Europäischer Freiwilligendienst (1998-2000)" und das Pro -
gramm "Jugend für Europa III" werden derzeit umgesetzt. Das Gemeinschaftliche
Jugendprogramm 2000 - 2004 wird derzeit verhandelt und soll mit 1.1.2000 in Kraft
treten.
ad 12
Wie bereits ausgeführt, lassen sich konkrete Fortschritte in einzelnen Dossiers aus
heutiger Sicht kaum vorhersagen. Der Erfolg der österreichischen Präsidentschaft
wird sich an der Summe der Ergebnisse in den Bereichen messen, die im zitierten
Präsidentschaftsprogramm aufgelistet sind.
Anlage konnte nicht gescannt werden !!