4554/AB XX.GP
Schriftliche Anfrage der Abg. zum NR
Dr. Elisabeth Hlavac, Freundinnen und
Freunde an den Bundesminister für auswärtige
Angelegenheiten betreffend EU - Initiativen für den Sudan
(Zl. 4860/J - NR/1998 v. 17.09.1998)
An den
Herrn Präsidenten des Nationalrates
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Elisabeth Hlavac, Genossinnen und Genossen
haben am 17. September 1998 unter der Zl. 4860/J - NR/1998 an mich eine schriftliche
Anfrage betreffend EU - Initiativen für den Sudan gerichtet, welche den folgenden Wortlaut
hat:
1. “Werden Sie - insbesondere in Ihrer Eigenschaft als EU - Ratsvorsitzender - Initiativen
innerhalb der Europäischen Union vorschlagen, um der Hungersnot im Sudan
entgegenzuwirken?
2. Werden Sie Initiativen innerhalb der Europäischen Union vorschlagen, um
sicherzustellen, daß europäische Hilfsgüter - Transporte so gesichert werden, daß die
Lebensmittel und Medikamente tatsächlich bei den Hungernden einlangen?”
3. Sehen Sie eine Möglichkeit für die EU, einen Beitrag zur Beendigung des
Bürgerkrieges im Sudan zu leisten?”
Ich beehre mich, diese Anfrage wie folgt zu beantworten:
Zu Frage 1:
Zur Bekämpfung der Hungersnot im Südsudan hat das Humanitäre Büro der
Europäischen Kommission ECHO im heurigen Jahr bereits 31.8 Millionen ECU
ausgegeben und ist damit der größte Geldgeber für humanitäre Hilfe an den Sudan. Über
die Generaldirektion VIII wurden heuer
weitere 25 MECU an Nahrungsmittelhilfe für den
Sudan gegeben. Zusammen mit bilateral vergebenen Beiträgen von EU - Mitgliedstaaten
kommen weit über die Hälfte der Mittel für die Bekämpfung der Hungersnot aus der
Europäischen Union.
Über Initiative der österreichischen Präsidentschaft hat in der Zeit vom 17. bis 25.9.1998
eine gemeinsame humanitäre Mission der Troika - Staaten Österreich, Großbritannien und
Deutschland sowie der Europäischen Kommission sowohl die betroffenen Gebiete im
Südsudan wie auch Khartoum besucht, um die humanitäre Notsituation vor Ort und der zu
ihrer Bekämpfung durch Operation Lifeline Sudan (OLS) getroffenen Maßnahmen zu
evaluieren sowie um eine Strategie für die weitere humanitäre Hilfe der Europäischen
Union zu definieren. Eine Fortsetzung der humanitären Hilfe im erforderlichen Ausmaß
zumindest bis zur Ernte im nächsten Jahr ist demnach unumgänglich.
Zu Frage 2:
Die gemeinsame humanitäre Mission hat in Gesprächen mit hohen sudanesischen
Funktionären und Vertretern von SRRA, der humanitären Organisation des Sudan
Peoples Liberation Movement (SPLM) u.a. auch die Fragen der unbehinderten Lieferung
humanitärer Hilfe wie auch angeblicher Abzweigungen von Hilfsgütern angesprochen. Die
Mission konnte sich jedoch vor Ort auch davon überzeugen, daß die ausführenden
humanitären Organisationen in effizienter Weise dafür Sorge tragen, daß die Hilfe
tatsächlich vom Hungertod bedrohten Menschen zugute kommt.
Das wirkliche Problem sind die überaus hohen Transportkosten vor allem im Luftweg, die
einen Großteil der zur Verfügung gestellten Mittel verschlingen. Die Mission hat daher an
alle Gesprächspartner eindringlich appelliert, durch eine Verlängerung und Ausdehnung
des Waffenstillstandes wie auch durch die Eröffnung von Transportkorridoren (Straße,
Bahn, Flußschiffe) eine Lieferung der Hilfsgüter auf dem billigeren Landwege zu
ermöglichen.
Zu Frage 3:
Die österreichische Präsidentschaft hat namens der Europäischen Union in Erklärungen
vom 14. August und vom 7. Oktober 1998 zur Situation im Sudan Stellung genommen.
Die Regierung und die SPLA wurden aufgefordert, eine friedliche Lösung des Konflikts zu
suchen und die Verhandlungen im Rahmen der IGAD (Inter - govemmental Authority on
Development) fortzusetzen. Die EU begrüßte ferner den Waffenstillstand, der im Juli für
drei Monate in der Provinz Bahr ei Ghazal ausgerufen wurde und forderte gleichzeitig
seine zeitliche sowie geographische Ausweitung aus humanitären Gründen. Weiters
wurden alle Konfliktparteien aufgerufen, die Durchführung von humanitärer Hilfe zu
ermöglichen und das internationale Kriegsrecht zu respektieren. Nicht zuletzt aufgrund
der erwähnten Appelle wurde der Waffenstillstand für die Provinz Bahr el Ghazal zuletzt
bis Mitte Jänner 1999 verlängert.
Die EU unterstützt den Friedensprozeß im Rahmen von IGAD sowie die unterstützenden
Aktivitäten des IGAD Partners Forum (IPF), einer Gruppierung von Geberländern unter
italienischem Vorsitz, der auch Österreich angehört. Die nächste IPF - Tagung findet vom
19. bis 20. November in Rom statt.