4932/AB XX.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 5297/J - NR/1998 betreffend Erfahrungen mit dem

Schulversuch Ethikunterricht in Österreich, die die Abgeordneten Dr. Susanne Preisinger und

Kollegen am 27. November 1998 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Ad 1. - 4.:

In der Beilage befindet sich die Aufstellung mit den entsprechenden Angaben.

 

Die Schulversuche wurden zuletzt für das Schuljahr 1998/99 genehmigt. Im Schuljahr 1999/2000

ist jedenfalls mit der Weiterführung dieser Versuche zu rechnen. Anträge von neuen Standorten

liegen derzeit noch nicht vor.

 

Was die Ablehnung betrifft, so wurde ein Antrag einer Hauptschule in Tirol abgelehnt. Dies

erfolgte mit der Begründung, dass der Schulversuch gemäß seiner derzeitigen Konzeption

ausschließlich für die 9. bis 12. Schulstufe (Sekundarstufe II) vorgesehen ist.

 

 

Ad 5.:

Der Schulversuch wurde erstmals im Schuljahr 1997/98 an 8 Standorten durchgeführt. Die

Evaluierung erfolgte anhand der von den Schulen den Landesschulräten übermittelten Berichte. Die

Erfahrungen mit dem Ethikunterricht wurden von den betroffenen Schülern und Lehrern als

eindeutig positiv bewertet. Evaluierungen wurden auch an einzelnen Pädagogischen Instituten

durchgeführt; eine Zusammenfassung des Berichts des Pädagogischen Institutes Tirol liegt bei.

Ad 6.:

Übereinstimmend wurde in den vom Schulversuch betroffenen Klassen ein deutlicher Rückgang der

Abmeldung vom konfessionellen Religionsunterricht festgestellt. Nach der Religionszugehörigkeit

aufgeschlüsselte Berichte liegen dazu zurzeit nicht vor, diesbezügliche Erhebungen sollten im

Rahmen der von den Landesschulräten erfolgenden Evaluierung vorgenommen werden.

 

Ad 7.:

Siehe die beiliegende Analyse von M. GÖLLNFR, aus: Christlich Pädagogische Blätter 1998/1,

47ff.

 

Ad 8.:

Der Schulversuch ,, Ethik” ist so konzipiert, dass ihn jene Schüler als Pflichtgegenstand zu besuchen

haben, die keinen (konfessionellen) Religionsunterricht besuchen. Daraus folgt, dass auch Schüler,

die keiner gesetzlich anerkannten Kirche und Religionsgesellschaft angehören (und daher keinen

Religionsunterricht besuchen) den Pflichtgegenstand “Ethik” zu besuchen haben.

Schulversuch "Ethik"

 

Standorte:

Schuljahr 1997/98

 

Tirol

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            Akademisches Gymnasium Innsbruck - 1 Gruppe, 10 Schüler, einstündig

            BORG Innsbruck Fallmerayerstraße - 2 Gruppen, 15 und 17 Schüler

            BRG und BORG Landeck - 1 Gruppe, 15 Schüler

 

Berufsbildende höhere Schulen

            HTL Innsbruck Trenkwalderstraße - 2 Gruppen, 33 Schüler

 

 

Vorarlberg

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            BORG Götzis - l Gruppe, 20 Schüler

            BORG Lauterach - 1 Gruppe, 25 Schüler

 

Wien

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            BORG Hegelgasse 12 - 2 Gruppen, 27 Schüler

                     (Schulversuchsbezeichnung "Kulturkunde, Ethik und Religionen")

            BG, BRG und Wirtschaftskundliches BRG Anton Baumgartner - Straße 123.

                            3 Gruppen, 8 (einstündig), 26 und 17 Schüler, insgesamt 51 Schüler

                            (von 96 in den 5. Klassen)

 

 

Schuliahr1998/99

 

Oberösterreich

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            BRG Kirchdorf/Krems

 

Berufsbildende mittlere und höhere Schulen

            HBLA Linz - Landwiedstraße

            HGBLA (Fachrichtung Tourismus) Bad Leonfelden

            HBLA Kirchdorf/Krems

            BHAK Vöcklabruck

            BHAK Kirchdorf/Krems

            Textilschule des Landes Oberösterreich

Salzburg

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            BRG Salzburg, Akademiestraße - 2 Gruppen, 36 Schüler (22,14)

            BG Zaunergasse - 1 Gruppe, 14 Schüler

            BORG Salzburg - Nonntal - 3 Gruppen, 63 Schüler (28,18,17)

            BORG Mittersill - 1 Gruppe, 12 Schüler

 

Berufsbildende mittlere und höhere Schulen

            HTL Salzburg, Itzlinger Hauptstraße

            HBLA Salzburg, Guggenmoosstraße

            BHAK/BHASCH Hallein

 

Steiermark

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            BG und BRG Knittelfeld

 

Tirol

 

Neubeginn in der 9. Schulstufe und Fortsetzung in der 10. Schulstufe

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            Akademisches Gymnasium Innsbruck - 2 Gruppen, 27 Schüler

            BORG Innsbruck Fallmerayerstraße - 5 Gruppen, 80 Schüler

            BRG und BORG Landeck - 2 Gruppen, 27 Schüler

 

Berufsbildende mittlere und höhere Schulen

            HTL und Fachschulen Innsbruck Trenkwalderstraße - 3 Gruppen, 39 Schüler

 

 

Vorarlberg

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

 

        Neubeginn in der 9. Schulstufe und Fortsetzung in der 10. Schulstufe

            BORG Götzis

            BORG Lauterach

 

        Neubeginn in der 9. Schulstufe

            BORG Feldkirch

            BRG und BORG Dornbirn - Schoren

            BRG und BORG Bludenz

 

Berufsschulen

 

        Neubeginn in der 10. Schulstufe

            GBS Dornbirn

Wien

 

Neubeginn in der 9. Schulstufe und Fortsetzung in der 10. Schulstufe

 

Allgemeinbildende höhere Schulen

            BG, BRG und Wiku BRG Anton Baumgartner - Straße - 6 Gruppen, 68 Schüler

            BORG Hegelgasse 12 - 3 Gruppen, 38 Schüler

 

 

Bericht des PI Tirol - Zusammenfassung

 

Es handelt sich um eine Evaluation des Schulversuchs, diese wurde erstellt durch Befragung

der Lehrer und Schüler und ist gegliedert nach den Bereichen Ziele/Erwartungen und Erfüllte

Erwartungen

Zum zweiten Bereich werden insbesondere die folgenden Punkte genannt:

 

Lehrer:

 

Schwerpunkte der Wissensvermittlung: siehe Lehrpläne

Angewandte Methoden: Diskussionen 80%; Gestalterische Umsetzung 56%; Lehrvortrag

55%

Einschätzung über die erreichten Ziele/Veränderungen: verbesserte Gesprächskultur,

bewusstere Wahrnehmung, Toleranz, Stärkung der Persönlichkeit

Themen bei denen Lernfortschritte erzielt wurden: Menschliche Grundbedürfnisse 75%,

Beziehungen zu Freunden und Mitschülern 75%, Übernahme von Verantwortung in einer

Gruppe 65%, Kommunikationsfähigkeit 51%

 

Schüler:

 

Themen, die sie besonders angesprochen haben: andere Religionen und Kulturen, Sinn des

Lebens, Persönlichkeit, pers. Lebenssituation, Kommunikation, Wahrnehmung, Vorurteile,

Gentechnologie, Goldene Regel

Persönlicher Gewinn durch den Ethik - Unterricht: tiefergehende Denkanstöße, meine pers.

Situation betrachtet, Beziehungen, Basiswissen über Weltreligionen,

Konfliktlösungsstrategien, Umwelt und Mensch, Anerkennen verschiedener Standpunkte

Gestaltung des Unterrichts: Diskussionen 77%, Lehrvortrag 54%, Gruppenarbeit 51%

Themen, bei denen sie nach eigener Einschätzung etwas gelernt haben (vorgegebene

Themen): Menschliche Grundbedürfnisse 56%, Konfliktbewältigung ohne Gewalt 54%,

Pflichten und Rechte eines Menschen 53%, Ethnische Probleme unserer Zeit: 53%

 

Lehrpläne

 

Siehe die beiliegende Analyse von Manfred Göllner, aus cpb 1998/Heft 1, 47ff.

 

Anlage konnte nicht gescannt werden !!