5021/AB XX.GP
Gegenstand: Schriftl.parl.Anfr.d.Abg.z.NR Wabl, Freundinnen
und Freunde vom 4. Dezember 1998, Nr. 5324/J,
betreffend Krise auf dem Schweinemarkt
Auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Wabl, Freundinnen und Freunde vom
4. Dezember 1998, Nr. 5324/J, betreffend Krise auf dem Schweinemarkt, beehre ich mich
folgendes mitzuteilen:
Zu den Fragen 1 und 2:
Der Schweinefleischmarkt in der Europäischen Gemeinschaft ist relativ liberal geregelt, so
dass er nur durch wenige Maßnahmen der Gemeinsamen Marktorganisation (Private Lager -
haltung und Erstattungen) gelenkt werden kann. Die zur Bewältigung der derzeitigen Krise
durchgeführten Maßnahmen zur Marktentlastung (Einführung von Exporterstattungen, Er -
möglichung privater Lagerhaltung, Sondererstattung für Schweineexporte nach Rußland;
aber auch die Lieferung von 100.000 t Schweinefleisch im Rahmen der Nahrungsmittelhilfe
an Rußland) werden von der Europäischen Gemeinschaft als rasch wirkende Maßnahmen
eingesetzt. Derartige Maßnahmen werden auf einem grundsätzlich liberal strukturierten
Markt, auf dem Marktstörungen nicht ausgeschlossen werden können, von Fall zu Fall erfor -
derlich sein und können nicht durch langfristige, strukturelle Maßnahmen vollständig ersetzt
werden.
Im Zuge des Preisabfalls bei Schweinefleisch wurde auf europäischer Ebene im Verwal -
tungsausschuß für Schweinefleisch und in der COPA (Ausschuß der berufsständischen
landwirtschaftlichen Organisationen der EU) über weitere Maßnahmen diskutiert (Senkung
des Schlachtgewichtes bei Mastschweinen, Schweinestilllegungsaktion, Besamungsverbot),
die zu einer Verbesserung der Preissituation beitragen sollten. Diese Vorschläge wurden
jedoch nur von wenigen Mitgliedstaaten unterstützt.
Zur Abfederung der Einkommenseinbußen der österreichischen Landwirte wurden neben
den Maßnahmen auf Gemeinschaftsebene auf nationaler Ebene folgende Maßnahmen ge -
setzt:
Die Förderungen für Tiergesundheits- und Klassifizierungsdienste wurden erhöht, die Kapi -
talrückzahlungen für Kredite im Rahmen des Sonderinvestitionsprogrammes für Schweine
werden auf Antrag um ein Jahr gestundet. Die Auszahlung der degressiven Ausgleichszah -
lungen für Zuchtsauen wurde um zwei Monate auf (Ende Oktober 1998) vorgezogen und die
Haltefrist auf Ende Oktober 1998 verkürzt. Weiters wurden die degressiven Ausgleichszah -
lungen für den Mastschweine- und Zuchtsauensektor um 300 Mio. ATS aufgestockt. Die ur -
sprünglich für die drei Erzeugungskategorien Mastschweine, Sauen und Sauen unter Lei -
stungsprüfungen vorgesehenen Beihilfensätze von 15 % für das Jahr 1998 und 0 % für das
Jahr 1999 werden auf 35 % für das Jahr 1998 und 30 % für das Jahr 1999 angehoben.
Über diese aktuellen Maßnahmen wurden die Landeslandwirtschaftskammern laufend von
mir informiert.
Zu Frage 3:
Die Schweinebestände in Österreich stiegen seit April 1996 mehr oder weniger kontinuierlich
an, wobei im Durchschnitt dieses Zeitraumes ein Anstieg von etwa 3 % registriert wurde:
|
|
Schweine- |
Differenz zu |
|
|
|
bestand |
Vorjahr |
Vorzählung |
|
|
1.000 Stück |
% |
% |
|
Dez.95 |
3706 |
|
|
|
Apr.96 |
3520 |
|
-5,00 % |
|
Aug.96 |
3617 |
|
2,8 % |
|
Dez.96 |
3664 |
-1,1 % |
1,3 % |
|
Apr.97 |
3624 |
3,0 % |
-1,1 % |
|
Aug. 97 |
3732 |
3,2 % |
3,0 % |
|
Dez. 97 |
3680 |
0,4 % |
-1,4 % |
|
Apr. 98 |
3750 |
3,5 % |
1,9 % |
|
Aug. 98 |
3903 |
4,6 % |
4,1 % |
|
Dez. 98 |
3810 |
3,5% |
-2,4 % |
Konzentrationstendenzen sind aus der abnehmenden Zahl der Schweinehalter und der zu -
nehmenden Herdengröße ersichtlich. Die Abnahme der Schweinehalter betrug in den Jahren
1995 bis 1998 zwischen 4 % und 7 % bei gleichzeitiger Zunahme der Durchschnittsbestände
um 4 % bis 10 %:
|
|
Halter |
Tiere/Halter |
Veränderung |
|
|
|
in 1.000 |
in Stück |
Halter |
Herden |
|
1995 |
112,1 |
33,1 |
|
|
|
1996 |
104,4 |
35,1 |
-7 % |
6 % |
|
1997 |
100,5 |
36,6 |
-4 % |
4 % |
|
1998 |
95,3 |
40,0 |
-5 % |
10 % |
|
|
Zählung Monatsanfang |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
Differenz |
|
|
in Stück
|
% |
||||||
|
Ferkel <20 kg |
April Aug Dez. |
1.093.453 1.037.196 947.707 |
1.032.682 1.001.779 953.126 |
1.057.769 1.025.031 951.800 |
1.083.094 1.080.706 967.094 |
25.325 55.675 15.294 |
2,4 % 5,4 % 1.6 % |
|
Schweine 20 - 50kg |
April Aug. Dez. |
953.729 1.013.592 1.044.654 |
927.250 1.016.452 1.049.597 |
951.886 1.041.009 1.061.478 |
1.004.851 1.095.588 1.081.898 |
52.965 54.579 20.420 |
5,6 % 5,2 % 1,9 % |
|
Mastschweine insgesamt |
April Aug. Dez. |
1.234.365 1.256.371 1.312.334 |
1.164.648 1.203.052 1.262.391 |
1.220.088 1.266.669 1.268.856 |
1.261.793 1.324.546 1.375.037 |
41.705 57.877 106.181 |
3,4 % 4,6 % 8.4 % |
|
Zuchtsauen, geleckt |
April Aug. Dez. |
249.119 248.520 252.441 |
242.938 250.170 250.289 |
246.194 254.060 250.844 |
251.717 255.923 240.908 |
5.523 1.863 -9,936 |
2,2 % 0,7 % 4,0 % |
|
Schweine insgesamt |
April Aug. Dez. |
3.684.155 3.706.709 3.706.185 |
3.519.815 3.617.381 3.663.747 |
3.623.799 3.732.488 3.679.876 |
3.749.689 3.903.026 3.810.310 |
125.890 170.538 130.434 |
3.5 % 4,6 % 3,5 % |
Aus der letzten Tabelle ist ersichtlich, dass die für die weitere Entwicklung maßgebliche
Gruppe der trächtigen Zuchtsauen im Dezember 1998 eine Einschränkung um 4 % im Jah -
resabstand und von fast 6 % zum vorangegangenen August erfahren hat. Ab der Jahresmitte
1999 ist daher, verglichen mit dem Vorjahr, mit einer deutlich niedrigeren Produktion zu
rechnen.
Es wird um Verständnis ersucht, dass Daten über die gesamten - einschließlich der ohne
Förderungen - in den letzten drei Jahren für Stallausbauten getätigten Investitionen dem
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft nicht vorliegen.
Gemäß dem Sonderinvestitionsprogramm im Schweine- und Geflügelbereich der Sonder -
richtlinie für die Förderung von Investitionen (“Investitionsrichtlinie”) wurden aus nationalen
Mitteln für neue Stallkapazitäten (bei gleichbleibender österreichischer Gesamtkapazität)
Investitionszuschüsse und/oder Zinsenzuschüsse zu Agrarinvestitionskrediten im folgenden
Ausmaß gewährt:
|
Jahr |
Investitionszuschüsse; gesamt (Bund: 60 %, Länder: 40 %) |
Barwert der Zinsen - zuschüsse |
|
1995 |
85,825.000,-- |
11,635.136,-- |
|
1996 |
52,504.000,-- |
12,121.466,-- |
|
1997 |
85,353.100,-- |
25,353.027,-- |
Es wird um Verständnis ersucht, dass die Daten für 1998 noch nicht verfügbar sind.
Zu Frage 4:
Es ist nicht richtig, dass über eine Prämie für tragende Zuchtsauen diskutiert wird und es
erscheint auch zweifelhaft, dass derzeit tragende Sauen vorzeitig geschlachtet werden. Die
Anzahl der Schlachtungen von nichtträchtigen Zuchtsauen hat jedoch - bedingt durch die
sinkenden Preise - in der zweiten Jahreshälfte 1998 stark zugenommen.
Zu Frage 5:
Wie bereits oben dargelegt, wird die Senkung des Schlachtgewichtes bei Mastschweinen nur
von wenigen Mitgliedstaaten unterstützt und daher derzeit nicht durchgeführt. Grundsätzlich
wäre durch das Schlachten leichterer Tiere kein Überschussanstieg zu erwarten, da mit einer
Reduzierung des Schlachtgewichtes weniger Fleisch zur Vermarktung anfällt. Wenn z.B. das
Schlachtgewicht um 5 % gesenkt werden
würde, ergebe sich nur für Österreich je Monat
eine um rund 1.900 t (entspricht rund 22.000 Schweinen) geringere Menge, die abzusetzen
wäre.
Zur Zeit ist kein Anzeichen der Schlachtung leichterer Tiere zu erkennen. Die von der
Agrarmarkt Austria im Rahmen der Verordnung über Meldepflichten in der Vieh-, Fleisch-,
Eier- und Geflügelwirtschaft, BGBl 800/95 idgF, erhobenen Schlachtgewichte für Schweine
zeigen für das Jahr 1998 einen eindeutigen Trend nach oben.
Zu Frage 6:
Verglichen mit den anderen Mitgliedstaaten sind die Konzentrationswerte in Österreich als
niedrig einzustufen. Die österreichischen Durchschnittsbestände liegen derzeit bei 40 Stück.
Im EG - Durchschnitt sind es 92 Stück, wobei die Bandbreite von 17 Stück in Portugal,
102 Stück in Deutschland, bis zu 640 Stück in den Niederlanden reicht. In den Niederlanden
halten 21 % und in Dänemark 16 % aller Schweinehalter mehr als 1.000 Schweine und damit
jeweils 61 % des Gesamtbestandes. In Österreich gibt es nur rund 25 Betriebe, die mehr als
1.000 Schweine und damit 2 % des Gesamtbestandes halten.