5205/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Stadler, Mag. Schweitzer und Kollegen haben
am 21. Januar 1999 unter der Nr. 5652/J-NR/1999 an mich eine schriftliche Anfrage be-
treffend Kritik an der österreichischen EU - Ratspräsidentschaft gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Fragen 1 bis 3:
In Beantwortung der Fragen 1 bis 3 wird auf den Ergebnisbericht der österreichischen EU -
Präsidentschaft 1998 verwiesen, der dem Nationalrat sowie dem Bundesrat zur Kenntnis
gebracht wurde.
Dieser Bericht, der vom Bundeskanzleramt und vom Bundesministerium für auswärtige
Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit sämtlichen Bundesministerien erstellt wurde, gibt
einen Überblick über die unter österreichischer EU - Präsidentschaft in den einzelnen
Sachgebieten erzielten wesentlichsten Fortschritte und Ergebnisse.
Zu Frage 4:
Es gehört zu den wesentlichen Charakteristika von informellen Ministertreffen auf EU -
Ebene, daß Schlußfolgerungen oder Beschlüsse weder beabsichtigt noch rechtlich mög-
lich sind. Vielmehr sollen solche Tagungen gemeinsame Überlegungen und einen offen
Gedankenaustausch
über Themen allgemeiner Tragweite ermöglichen.
Unter diesem Vorbehalt brachte das informelle EU - Außenministertreffen in Salzburg fol-
gende Ergebnisse:
1. Europäische Zukunftsfragen, insbesondere Funktion und Effizienz des Rates:
Die Minister kamen im Rahmen eines „Brainstorming“ über europäische Zukunftsfragen
überein, daß der Rat Allgemeine Angelegenheiten (RAA) seine übergreifende Funktion
wieder verstärkt wahrnehmen müsse, auch im Interesse einer optimalen Vorbereitung von
Europäischen Räten. Horizontale Fragen (z.B. institutionelle Fragen, Agenda 2000, Er-
weiterung) sollten künftig bei jeder Ratstagung getrennt behandelt werden. Die zahlen-
mäßige Verringerung von Ratsformationen bzw. eine Gruppierung von Ratstagungen im
Sinne eines „clustering“ mehrerer Minister soll geprüft werden. Die Generalsekretäre von
Rat und Kommission wurden beauftragt, die bestehenden Verpflichtungen der EU gegen-
über Drittstaaten sowie deren Umsetzungsmodalitäten zu überprüfen und Vorschläge zu
deren effektiveren Gestaltung vorzulegen. Der COREPER wurde mit der Prüfung folgen-
der Themenkreise beauftragt: Überprüfung des Berichtes des Generalsekretariats des
Rates zur Verbesserung der Arbeitsmethoden des RAA, eventuelle Anpassung der Ge-
schäftsordnung des Rates an die spezifischen Anforderungen im GASP - Bereich sowie
Prüfung der technischen und finanziellen Erfordernisse für den Einsatz moderner Kom-
munikationstechnik (Video - und Audiokonferenzen) für die Arbeiten des Rates. Erörtert
wurde auch die Frage einer Strategie der Union gegenüber jenen europäischen Staaten,
für die weder mittel - noch längerfristig eine Beitrittsperspektive definiert ist.
2. Rußland
Die Außenminister finalisierten eine vom österreichischen Vorsitz entworfene Erklärung zu
Rußland. Darin werden die Bedeutung Rußlands als Partner in internationalen Fragen, die
besondere Beziehung der EU zu Rußland im Rahmen des Partnerschafts- und Kooperati-
onsabkommens und der intensive politische Dialog auf allen Ebenen zwischen der Union
und Rußland bekräftigt. Die EU erklärte sich zur Entsendung einer Außenminister - Troika
nach Moskau bereit und weist darauf hin, daß politische und wirtschaftliche Stabilität Vor-
aussetzungen für das wirtschaftliche Wachstum Rußlands darstellen. Weiters einigte man
sich
auf folgendes: Eine Task - force von Rat und Kommission soll Themen
identifizieren,
die in den kommenden Kontakten mit Rußland angesprochen werden sollen
(insbesondere Non - Proliferation, nukleare Sicherheit, Atommüll, internationales Krisen-
management, EU - Expertise in Fragen Bankwesen, öffentliche Verwaltung, Kampf gegen
die organisierte Kriminalität). Ein gemeinsames Monitoring durch Kommission, Außen-
und Finanzminister soll die Kohärenz der EU - Aktivitäten gewährleisten.
3. Westbalkan
Die Außenminister führten einen offenen Meinungsaustausch über die politische Situation
im Kosovo, die Frage von Sanktionen gegenüber der Bundesrepublik Jugoslawien, die
Verbesserung der humanitären Lage der Bevölkerung sowie die weitere Vorgangsweise
der EU. Die Kommission wurde beauftragt die Anwendung der Sanktionen zu überprüfen
und allfällige Rechtslücken zu identifizieren. Die Außenminister einigten sich grundsätzlich
auf die Ernennung eines Sonderbeauftragten der EU für den Kosovo.
Zu Fragen 5 und 6:
Es nahmen insgesamt 14 Außenminister teil, weiters der Präsident der Europäischen
Kommission, Jacques Santer, Kommissionsmitglied Hans van den Broek, Staatssekretä-
rin Benita Ferrero-Waldner sowie die britische Staatsministerin Joyce Quin. Die anwe-
senden Außenminister waren:
Österreich: Wolfgang Schüssel
Belgien: Erik Derycke
Dänemark: Niels Helveg Petersen
Deutschland: Klaus Kinkel
Finnland: Kaarina Tarja Halonen
Frankreich: Hubert Vedrine
Griechenland: Theodoros Pangalos
Irland: David Andrews
Italien: Lamberto Dini
Luxemburg: Jacques Poos
Niederlande: Jozias van Aartsen
Portugal: Jaime da Gama
Schweden: Lena Hjelm-Wallén
Spanien: Abel Matutes
Der
britische Außenminister Robin Cook nahm aus persönlichen
Gründen nicht teil.
Zu Frage 7:
Das informelle Außenminister - Treffen war für den 5. und 6. September 1998 angesetzt.
Zu Frage 8:
Den Diskussionen bei informellen Treffen der EU - Außenminister liegen grundsätzlich kei-
ne formellen Tagesordnungen zugrunde, doch wurden folgende Themen behandelt: Eu-
ropäische Zukunftsfragen insbesondere Funktion und Effizienz des Rates, Rußland und
Westbalkan (Kosovo).
Zu Frage 9:
Folgendes Programm war vorgesehen und wurde absolviert:
1) Ministerprogramm:
Samstag, 5. September1998
bis
12.00 Uhr Ankunft der Delegationen
12.00 Uhr Begrüßung durch Vizekanzler und Außenminister Wolfgang Schüssel und
Frau Krista Schüssel
12.30 Uhr Abfahrt der Minister und des Präsidenten der Europäischen Kommission
sowie der Proches Collaborateurs zur Alten Residenz
13.00 Uhr Erste Arbeitssitzung der Minister, Alte Residenz
15.00 Uhr Zweite Arbeitssitzung der Minister, Alte Residenz
19.45 Uhr Abfahrt zum Schloß Hellbrunn
20.00 Uhr Abendessen für die Außenminister und den Präsidenten der Europäischen
Kommission
und deren Partner im Festsaal von Schloß Hellbrunn
Sonntag, 6. September 1998
09.00 Uhr Spaziergang vom Hotel Österreichischer Hof zu Mozarts Geburtshaus
09.40 Uhr Dritte Arbeitssitzung der Minister, Alte Residenz
13.00 Uhr Pressekonferenz der Präsidentschaft, Alte Residenz
2) Partnerprogramm
Samstag, 5. September 1998
12.15 Uhr Abfahrt vom Hotel zum Schloß Fuschl
12.45 Uhr Mittagessen im Schloß Fuschl
14.15 Uhr Abfahrt nach St. Gilgen
14.45 Uhr Bootsfahrt nach St. Wolfgang
15.15 Uhr Ankunft in St. Wolfgang, Führung durch Ort und Kirche
15.45 Uhr Jause im Hotel „Weißes Rössl“
16.15 Uhr Rückfahrt mit dem Boot nach St. Gilgen
16.45 Uhr Ankunft in St. Gilgen und Weiterfahrt zum Hotel
17.15 Uhr Ankunft im Hotel
19.45 Uhr Abfahrt vom Hotel zum Schloß Hellbrunn
20.00 Uhr Abendessen für die Außenminister und den Präsidenten der Europäischen
Kommission und deren Partner im Festsaal von Schloß Hellbrunn
Sonntag, 6. September 1998
08.00 Uhr Möglichkeit des Besuchs einer Heiligen Messe in der Dreifaltigkeitskirche
09.00 Uhr Spaziergang der Minister und Ehepartner vom Hotel Österreichischer Hof
zu Mozarts Geburtshaus
09.30 Uhr Führung durch das historische Zentrum Salzburgs
10.30 Uhr Ankunft bei der Festungsbahn Hohensalzburg, Auffahrt zur Festung
10.45 Uhr Besichtigung der Festung Hohensalzburg
12.00 Uhr Abfahrt mit der Festungsbahn zur Innenstadt und Fahrt zum Hotel
12.30 Uhr Ankunft im Hotel
ab 12.30 Uhr Buffet im Hotel
Abreise
der Delegationen
Zu Frage 10 und 11:
Es wurden folgende Erinnerungsgeschenke überreicht:
17 Lodenmäntel für Delegationsleiter
23 Stück Porzellan aus der Produktion der Porzellanmanufaktur Augarten für die Ehepart-
ner der Delegationsleiter sowie wie für die Dolmetscher
68 Rucksäcke für Delegierte
CDs mit Musik von Mozart für Medienvertreter
Zu Frage 12:
Die Kosten für die Anschaffung der Geschenke für die Ehepartner der Delegationsleiter
beliefen sich auf öS 35.609,44. Die Rucksäcke kosteten öS 114,- pro Stück, zusammen
öS 6.752,-.
Diese Kosten wurden aus dem vom Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten
verwalteten Zentralbudget getragen.
Die übrigen Geschenke (Lodenmäntel für Delegationsleiter, Augarten für Dolmetscher,
Musik CDs für die Medienvertreter) wurden auf Sponsoringbasis und ohne Kostenbela-
stung für den Bund zur Verfügung gestellt.
Zu Frage 13:
Die Ausgaben des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten für die
EU - Ratspräsidentschaft (EU - Ressortbudget) beliefen sich mit Stichtag 31. Jänner 1999
auf
öS 10.685.080,40 an Personalkosten (Mehrleistungsvergütungen) und
öS 48.154.087,55 an Sachkosten.
Gesamt: öS 58.839.167,95
Diese
Ausgaben wurden aus dem laufenden Budget getragen.
Zu Frage 14:
Diese Sachkosten für die EU - Präsidentschaft (EU - Ressortbudget) gliedern sich wie folgt:
|
|
öS |
|
Amtsausstattung |
49.606,75 |
|
Geringwertige Gebrauchsgüter |
5.064,-- |
|
Verbrauchsgüter |
15.054,21 |
|
Handelswaren zur unentgeltlichen Abgabe |
99.265,60 |
|
Lebensmittel für Sitzungen |
23.281,45 |
|
Büromittel |
477,-- |
|
Druckwerke |
2.175.877,33 |
|
Inlandsreisen |
657.749,70 |
|
Auslandsreisen |
3.545.182,02 |
|
Transportkosten |
186.881,16 |
|
Leistungen der Post |
358.740,63 |
|
Mieten für Gebäude und Räumlichkeiten |
|
|
für Amtszwecke |
663.494,68 |
|
Mieten für bewegliche Sachen |
292.104,41 |
|
Repräsentationsausgaben |
1.783.523,46 |
|
Entgelte an Einzelpersonen (Werkleistungen) |
65.203,40 |
|
Entgelte an Unternehmungen (Werkleistungen) |
38.232.581,75 |
Zu Frage 15:
Zu Lasten des vom Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten verwalteten
EU - Zentralbudgets fielen bis einschließlich 31. Jänner 1999 folgende Ausgaben an:
|
|
öS |
|
Amtsausstattung |
2.163.692,63 |
|
Geringwertige Gebrauchsgüter |
899.690,-- |
|
Verbrauchsgüter |
948.926,62 |
|
Handelswaren zur unentgeltlichen Abgabe |
3.022.884,94 |
|
Lebensmittel für Sitzungen |
32.162,83 |
|
Büromittel |
263.507,22 |
|
Zeitungen und Zeitschriften |
1.068.943,30 |
|
Druckwerke |
1.492.007,34 |
|
Inlandsdienstreisen |
16.840,-- |
|
Auslandsdienstreisen |
3.570,-- |
|
Energiebezüge |
7.871,54 |
|
Transporte |
137.821,50 |
|
Leistungen der Post |
102,-- |
|
Mieten für Gebäude und Räumlichkeiten |
|
|
für Amtszwecke |
618.133,36 |
|
Kraftwagenmieten |
43.530,-- |
|
Mieten für bewegliche Sachen |
19.850.122,23 |
|
Repräsentationsausgaben |
14.051 .893,60 |
|
Entgelte an Einzelpersonen (Werkleistungen) |
962.060,-- |
|
Entgelte an Unternehmungen (Werkleistungen)
|
114.689.068,21 |
|
EU - Zentralbudget gesamt: |
151.272.827,32 |
Bei den vom Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten verwalteten
VA - Ansätzen für die EU - Präsidentschaft 1998 (EU - Zentralbudget sowie Ressortbudget)
sind somit bis 31. Jänner 1999 Ausgaben von insgesamt öS 210,111.995,27 aufgelaufen.
Zu Frage 16:
Der in der parlamentarischen Anfrage angeführte Artikel eines inländischen Wochenma-
gazins beruht auf einem angeblichen Protokoll einer Sitzung der in Wien akkreditierten 14
Botschafter der EU - Mitgliedstaaten. Da weder der Text dieses Protokolls dem BMaA vor-
liegt noch ein österreichischer Vertreter an der dem Protokoll zugrundeliegenden Sitzung
teilgenommen hat, ist eine korrekte und sachdienliche Antwort bedauerlicherweise nicht
möglich. Es wird daher um Verständnis gebeten, daß unter diesen Voraussetzungen von
einer Stellungnahme zu der diesbezüglichen Frage der parlamentarischen Anfrage abge-
sehen wird.
Im übrigen wird auf den in der Beantwortung der Fragen 1 bis 3 erwähnten Ergebnisbe-
richt der österreichischen EU - Präsidentschaft 1998 verwiesen.